Zu den ersten Schritten einer beginnenden Intimität zwischen Mann und Frau gehört der Griff an die weibliche Brust. Einige Kleidungsschichten sind bereits verschwunden, das Programm "von Kopf bis Fuß" läuft.
Frauen unterscheiden beim Busengrabschen zwischen den Streichlern, den Drückern, den Knetern, den Festhaltern, den Wacklern, den Kneifern, den Saugern, den Besonders-fest-Saugern und den Besonders-fest-Drückern. Kann man über die Art und Weise, wie der Mann die Brust berührt, eine Aussage über den Menschen treffen? Ist der Streichler vielleicht nicht nur ein besonders einfühlsamer Liebhaber, sondern auch gleichzeitig ein guter Mensch? Oder wird er einem schnell zu anhänglich? Muss man beim Drücker fürchten, dass er auch mal Katzen tritt? Kann sich der Sauger nur schwer von Dingen lösen? Muss man beim Festhalter befürchten, dass er eine Brust nicht von einer Computermaus unterscheiden kann? Beweist derjenige, der einem lässig in die Brust kneift, Humor? Oder genau das Gegenteil?
So eine Typologie ist freilich nicht verlässlich.
Nur: Es fällt schwer, einen Mann ernst zu nehmen, der ewig an der Brustwarze nuckelt. Denn während man sein Köpfchen hält, werden Muttergefühle wach und man könnte vermuten, dass dieser Mensch nach dem Sex eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen haben möchte. Wenn sich Fingerabdrücke tagelang nach der Zusammenkunft auf der Brust abzeichnen, ist das kein melancholisches Souvenir an diese Nacht, sondern eher Angst einflößend.
Die Brustwarze ist empfindlich. Das bedeutet auch, dass es weh tut, wenn dort mehrfach wie in eine Bratwurst hineingebissen wird. So viel Sensibilität sei vorausgesetzt. Die rhythmische Bewegung der Körper beim Sex muss sich nicht auf die Bewegung der Hände auf die Brust übertragen. Einfallslosigkeit gehört dann eher in den Job.
Niemand muss im Bett beweisen, dass er besonders ehrgeizig ist: Die Beine beim Sex hinter den Kopf zu legen, ist einen Versuch wert. Die Brust unters Kinn zu schieben, eher nicht. Und die Annahme, dass die Brustwarze wie ein Kitzler bearbeitet werden soll, ist wohl eine Fehlinterpretation von Menschen, die denken, dass Pornofilme als Gebrauchsanleitung taugen.