Wenn man gebeten wird, sich zum Thema Intimrasur zu äußern, denkt man erst: Warum jetzt ich? Aber bitte, es ist ja nicht so, dass man sich keine Meinung bilden könnte, es gibt schließlich viel Interessantes zu sehen, in der Umkleide beim Sport, in der Sauna oder an der Isar, da wird doch ein launiger Text drin sein über die diversen Stylings, die es da so gibt zwischen „Nacktschnecke" und „Königspudel".
Von wegen. Kaum nähert man sich den kritischen Zentimetern der unteren Leistengegend, gerät man in ein Minenfeld. In der Frage „Intimrasur - ja oder nein?" stehen sich zwei ideologische Schulen gegenüber, die sich in Blogs und Zeitschriftenartikeln heftig beharken. Auf der einen Seite: die Verfechter der blank rasierten Scham, die allerhöchstens noch einen bleistiftdünnen Streifen Flaum tolerieren. Auf der anderen: die Kämpfer für die natürliche Verbuschung.
Fassen wir die Diskussion kurz zusammen: Leute, die sich untenrum rasieren, so die Pro-Schamhaar-Fraktion, wollten doch nur wie Pornostars aussehen oder frühkindliche Jugend vortäuschen. Mit den Haaren werde man außerdem haufenweise Sexualduftstoffe los und damit einen elementaren Erregungsfaktor. Stimmt alles nicht, sagen die Rasur-Adepten. Intimrasur praktizierten schon die alten Ägypter und Römer, und die hatten nachweislich trotzdem Sex. In islamischen Ländern sei das Rasieren unterhalb der Gürtellinie sogar Vorschrift, weil man dort weiß, wie unhygienisch es ist, einen anrüchigen Haarbalg vor sich her zu tragen. Und wenn man bedenkt, wie schnell Schamhaare zum Zahnseide-Ersatz geraten können, müsse doch klar sein, dass nur mit Rasierten Spitzen-Oralverkehr zu haben ist.
Schön, alles Dinge, die man dringend wissen wollte. Aber: Greift das nicht viel zu kurz? Steckt im Schamhaarstyling nicht erheblich mehr Aussagepotenzial?
Könnte nicht eine kurz geschorene Scham, analog zum extrem niedrigen Gras auf den Grüns teurer Golfclubs, bedeuten: Das hier ist ein anspruchsvoller Platz, bitte keine Anfänger? Vermittelt eine Komplettrasur vielleicht auch: Hier herrscht so viel Betrieb, dass Parasitenbefall droht, wenn ich nicht permanent das Schermesser ansetze?
Und sagt ein wild wuchernder Busch womöglich: Mist, bin diese Woche schon wieder nicht zum Drogeriemarkt gekommen, um neue Klingen zu kaufen, na ja, was soll's...? Und das wiederum könnte bedeuten, dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich nicht ständig mit dem Zustand ihrer Schambehaarung beschäftigen.
Unglaublich, oder?