M - Moral

M wie Moral. Und das in einem Alphabet der Sexualität. Noch dazu auf Platz 13, das kann ja nur Unglück bringen. Und in der Tat scheint das Verhältnis von Sexualität und Moral ein höchst zwiespältiges zu sein. Lange Zeit hat die sogenannte Sexualmoral das Bild der Moral nach außen hin so entscheidend geprägt, dass sie bis heute den Begriff "unsittlich" fast vollständig besetzt. Dabei meint "sittlich" ursprünglich nichts anderes als "moralisch", da sich das Wort "Moral" vom lateinischen "mores" für "Sitten" ableitet.

Die Verbindung von Moral und Sexualmoral war eine innige, die Trennung von Sex und Moral eine umso gründlichere. 1954 musste sich der Bundesgerichtshof damit befassen und entschied auch im moralischen Sinne: "Indem das Sittengesetz dem Menschen die Einehe und Familie als verbindliche Lebensform gesetzt und indem es diese Ordnung auch zur Grundlage des Lebens der Völker und Staaten gemacht hat, spricht es zugleich aus, dass sich der Verkehr der Geschlechter grundsätzlich nur in der Ehe vollziehen soll und dass der Verstoß dagegen ein elementares Gebot menschlicher Zucht verletzt." Dabei ging es um Sex zwischen Verlobten und man hofft nur, dass sie nicht sofort anschließend auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden.

Heute sieht man das glücklicherweise etwas entspannter und eine derartig enge Verbindung von Sexualität und Unmoral vertritt fast nur noch die katholische Kirche – mit eher negativen Folgen für ihr sonstiges moralisches Gewicht in der Gesellschaft. Ansonsten gilt eher: Erlaubt ist, was beiden(!) gefällt.

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Natürlich kommt auch die Sexualität – wie jedes zwischenmenschliche Agieren – nicht ohne Moral aus. Besonders, weil es sich um intime Begegnungen handelt, bei denen viele besonders verletzbar sind. Andererseits dürfte auch nur auf wenigen anderen Gebieten falsche Moral so viel Schaden anrichten und – Freud sei Dank – mit Analytikern und Psychotherapeuten einen ganzen Berufszweig ernähren. Insofern ist die Verbindung auch heute noch eine innige.

Unser Moralkolumnist Dr. Dr. Rainer Erlinger beantwortet hier jede Woche Ihre Gewissensfragen

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