Selbst dem unaufmerksamen Konsumenten pornographischer Online-Güter dürfte es irgendwann aufgefallen sein: Die Kombination von drei X taucht in der URL-Leiste der konsultierten Seiten öfter auf, als, sagen wir, drei L oder vier G. Mehr noch, er wird festgestellt haben, dass das dreifache X ein regelrechter Porno-Wegweiser ist. Aparte Wortschöpfungen wie „Exxxtreme Busenhupe“ oder die gern genommenen „HotChiXXX“ signalisieren dem Surfenden, dass der gesuchte Schweinkram nur noch einen Mausklick, bzw. einen Kreditkarten-Knebel-Vertrag entfernt ist.
Das Triple X ist in der Branche damit zwar nicht Güte-, aber immerhin so eine Art Derbheitssiegel geworden. Dreimal XXX, das bedeutet Hardcore. Dahinter warten keine Schwarz-Weiß-Aktaufnahmen, sondern fleischfarbene Exxxtremitäten in XXXLarge. Wieso es nun gerade dem X zugefallen ist, als Leuchtturm der Obszönität zu dienen, war abstrakt-esoterisch begabten Menschen schon immer klar: der einzige Buchstabe, dessen Körpermitten sich kreuzen! Das X als schriftgewordenes Ying und Yang, in dem ein weibliches und ein männliches Strichlein harmonisch zu einem Hubschrauberlandeplatz verschmelzen. Ha, welches N kann das schon von sich behaupten? Andere mögen ins Feld führen, dass das X im Wort Sex nun mal das prägendste Element ist und damit per se ein erotisierter Buchstabe, der wie kein anderer die scharfe Botschaft in die Welt posaunen kann. Schließlich fällt einem auch beim Scrabble mit einem X selten Schlaueres ein, als „Sex“ zu legen. Weitgereiste Pragmatiker (ein unangenehmer Menschenschlag) werden nun spätestens an dieser Stelle der Deutungsversuche ihrer nüchternen Vermutung Ausdruck verleihen, dass der Begriff „X-Rating“ in einigen Ländern, darunter den USA, bei der Altersfreigabe von Filme eine kennzeichnende Rolle spielt. Von dem warnenden X auf den Videokassetten zum werbenden XXX auf den Pornoseiten ist es dann tatsächlich nicht weit.
Nicht zu verwechseln ist das pornographische X-Triptychon übrigens mit den diversen X-en, die sich neben den Grußworten nahe stehender Personen in Mails und SMS breitmachen. Diese stehen, auch wenn das manchen heimlich enttäuschen wird, nicht für stark jugendgefährdende Hintergedanken des Unterzeichners, sondern werden nach internationaler Lesart mit „Küsschen“ übersetzt. Immerhin, auch damit unterstreicht das X seinen lustvollen Beigeschmack.