Wenn ich das Wort Lavendel höre, denke ich sofort an die flachen schwarzen Samtsäckchen, die Großmutter Emilie mit getrockneten lila Blüten aus unserem Steingarten füllte und mir auf Reisen mitgab, damit meine Hemden auch noch in den verkommensten Pensionen der Welt frisch duftend aus dem Kleiderschrank kamen. Ein altes Rezept, wie sie mir verriet. Kein Wunder also, wenn ein Traditionalist wie Serge Lutens sein Eau de Parfum (Gris Clair, 50 ml um 70 Euro) dieser ausgesprochen aparten Pflanze widmet. Lavendel steht für die Anmut der Anspruchslosigkeit, ist enorm widerstandsfähig und blüht selbst dort, wo alle anderen Blumen längst aufgegeben hätten: auf felsigem Brachland, inmitten von Zivilisationsruinen. Ziemlich sympathisch also. Zudem ernährt sich Lavendel, wie Lutens sagt, »vom Morgen- und Abendtau«. Damit das Parfum aber nicht so preußisch-nützlich bleibt wie Emilie und ihre Aromabeutel, versetzte er es mit Amber, Tonkabohne, Trockenholz und Iris und addierte so moderne erdige Schwere. Schlicht wie ein Stein und dessen Farbe, die dem Duft den Namen gab – Gris Clair.