Früher, als jeder Mann, der die weite Welt kennen lernen wollte, noch auf große Segelboote angewiesen war, wurden feine Gewürze wie Gold gehandelt. Das könnte auch der Grund gewesen sein, warum das Haus Shulton seinem 1937 auf den Markt gebrachten Duft aus Zimt, Salbei, Heliotrop, Zeder und Zitrone den passenden Namen »Old Spice« (Eau de Toilette, 150 ml, etwa 11 Euro) gab. Dann passierte etwas Seltsames. Das Aftershave mit dem Segelboot auf seinem unverwechselbar minimalistischen Milchflaschenflakon wurde dank seines erwachsenen Aromas schnell zum mythischen ersten Rasierwasser an der Schwelle zum Erwachsensein – wenn die erste Rasur noch nicht wirklich nötig, aber als Initiationsritual unabdingbar erscheint, um sich und dem Rest der Welt zu beweisen, dass man vom Jungen zum Mann geworden ist. Danach gerät »Old Spice« im Leben der meisten schnell in Vergessenheit, zu Unrecht, wie heute festzustellen ist. Im unendlichen Ozean von Designerparfums wirkt das oft als Altherrenduft verschriene »Old Spice« wie ein Halt, eine verlässliche Größe, ein Gentleman alter Schule, dem seine Anhänger wie einem Kapitän ewige Treue schwören. Oder, wie ein Freund neulich formulierte: »Old Spice, das riecht wie ein Vater, den ich niemals hatte, aber gern gehabt hätte.«