Montenegro – Land der schwarzen Berge, wegen der vielen Olivenbäume. Bisher war mir nur ein Ort in dem kleinen Land an der Adria ein Begriff: Sveti Stefan, eine ehemalige Fischerinsel, die noch unter Tito für eine Hotelanlage geräumt wurde. Mein Freund Andi, ein Schachjournalist, war schon mal da, 1992, als Bobby Fischer und Boris Spassky dort ihre bizarre WM-Revanche spielten, mit abgeänderten Schachregeln und trotz UNO-Embargo, unter dem Montenegro als serbische Teilrepublik damals stand. Andi erzählte nur, was für ein Spinner Fischer, aber wie schön die Insel doch sei.

Recht hat er. Auch wenn braune Fliesen in den Appartements verraten, wann die Hotelinsel das letzte Mal renoviert wurde: Ende der siebziger Jahre. In Kürze übernimmt eine Luxushotel-Gruppe die Insel. Auch das ein Grund, noch mal schnell hinzufahren. Man braucht nicht allzu lang, um die gut 250 Kilometer lange Küste Montenegros mit dem Auto abzufahren: von der kroatischen Grenze gleich hinter Dubrovnik bis zur Halbinsel Ada, dem Nudistenparadies des Ostblocks in Sichtweite der albanischen Grenze. Etwa auf der Hälfte der Strecke liegt Sveti Stefan.

Das Embargo ist aufgehoben, aber die deutschen Touristen sind noch nicht zurückgekehrt. Sehr seltsam. Denn die gesamte Adria-Küste Montenegros erinnert an Italien in den siebziger Jahren: reichlich und preiswerter Fisch in Restaurants direkt am Meer, anständiger Wein, türkisblaues und sauberes Wasser, kleine Buchten mit Sandstrand, sehr gastfreundliche Menschen – also alles, was man für einen perfekten Urlaub am Meer braucht, zur Not auch nur ein Wochenende. Wer mag, bekommt auch Sommertrubel: mit Strandpromenade und Openair-Disco, in Budva, dem nächstgelegen größeren Ort bei Sveti Stefan. Wer gerade den Trubel nicht mag, fährt besser im September, wo man selbst in kleinen Privatpensionen noch ohne zu reservieren ein schönes Zimmer direkt am Meer bekommt. Oder er fährt gleich in die Berge.

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Ich fuhr samstags ins Durmitorgebirge. Zum Rafting. Sechs Stunden mit dem Bus von der Küste entfernt. Die Tara-Schlucht verläuft durch den Nationalpark, Richtung Norden bis in die bosnische Serbenenklave Srpska, in deren dichten Wäldern sich irgendwo der Kriegsverbrecher Karadzic versteckt. Nur der Grand Canyon ist größer als die Tara-Schlucht. 80 Kilometer lang, und an manchen Stellen fällt sie bis zu 800 Meter tief ab.

Die Nacht verbrachte ich am Schwarzen See, einem idyllischen Gletschersee auf 1500 Meter Höhe. In dem Wintersportort Zabljak übernachtet man nur in einem tristen Hotel aus der Zeit des Sozialismus. Wird auch nächstes Jahr renoviert. Aber das Essen dort stimmt fröhlich: riesige Platten voller Lammfleisch. Am Sonntag stieg ich in das Schlauchboot. Ich fuhr nur die kleinste Tour, eine gute Stunde bis an die bosnische Grenze. Die sechs Stunden im Bus durch die malerische Berglandschaft hin und zurück lohnen sich.

Hotel Sveti Stefan, DZ ab 100 Euro, Tel. 00381/86/468090, -118,-609, Fax 00381/86/452145, E-Mail: Budvanska.Rivijera@CG.YU. Fischrestaurant Jadran in Budva: wunderbare Fischgerichte direkt an der Hafenpromenade, Tel. 00381/86/451028. Hotel Jezera in Zabljak, DZ ab 54 Euro, Tel. 00381/89/361103, -206, -246; Fax -579. Rafting in der Tara-Schlucht: Kamp Grab, zu buchen über: Anitra, Tel. 00381/83/200598, www.tara-grab.com. Tickets von Frankfurt/M. nach Podgorica, der Hauptstadt, eine halbe Stunde vom Meer entfernt, über Montenegro-Airlines, Frankfurt/M., Tel. 069/282691, ab 273,35 Euro.