Für unser gemeinsames Wochenende in Neapel haben meine Großeltern nur einen Wunsch: den DEUTSCHEN SOLDATENFRIEDHOF nahe Cassino zu besuchen. Alles andere überlassen sie meiner Planung. Also buche ich uns im SAN FRANCESCO AL MONTE ein, dem schönsten Hotel der Stadt, das im Gemäuer eines 400 Jahre alten Konvents untergebracht ist. Von der großen Terrasse, auf der wir am Samstagmorgen frühstücken, blicken wir über den ganzen Golf von Neapel. Die Mission unserer Reise führt uns dann eine Autostunde hinaus aus der Stadt ins Hinterland, vorbei an samtigen Wiesenhängen und schroffen Steinfelsen. Cassino, heute eine Industrie- und Handelsstadt, ist vor allem wegen der Schlacht zu Ende des Zweiten Weltkriegs bekannt, in der auch der Bruder meiner Großmutter gefallen ist. Zum deutschen Soldatenfriedhof führt ein breiter Weg hangaufwärts. Im Eingangsgebäude fällt durch ein offenes Rechteck im Dach Tageslicht auf die Plastik Trauer und Trost. Auf den nach oben ansteigenden Terrassen des Friedhofs reihen sich die Kreuze von mehr als 20 000 gefallenen Soldaten, eingerahmt von Zypressen und Pinien. Meine Oma legt weiße Lilien auf das Grab ihres Bruders, mein Großvater hält ihre Hand dabei, und ich bin froh, diesen Moment mit ihnen zu teilen. Später besuchen wir das berühmte Kloster MONTECASSINO, das damals zerstört wurde und heute schön renoviert auf der Spitze des gleichnamigen Berges thront. Auf dem Heimweg machen wir kurz vor Neapel im DA CICCIOTTO Halt, einer Trattoria, in der einfach alles stimmt: die schiefe Terrasse, die karierten Tischdecken, der Blick auf den VESUV, die selbst gemachte Pasta, der frische Fisch, der Zitronenkuchen mit Walderdbeeren. Den Sonntagmorgen beginnen wir in der kleinen PASTICCERIA PINTAURO, wo es seit 1819 die besten SFOGLIATELLE gibt, muschelförmige Teiggehäuse mit einer Füllung aus Ricotta, kandierten Früchten, Zimtöl und Vanille, die man einmal im Leben probiert haben muss. Vom Hafen nehmen wir die Fähre nach CAPRI, weil meine Großeltern früher zum Lied der Capri-Fischer getanzt und sich dabei tief in die Augen geblickt haben. Die Insel ist perfekt für einen Tagesausflug. Unser Geheimtipp: DA LUIGI für gutes capresisches Essen ohne lärmende Touristen, dafür mit schönem Ausblick auf die FARAGLIONI-Felsen. Als dann wirklich die rote Sonne im Meer versinkt, sehe ich, wie die faltige Hand meines Opas die Hand meiner Oma fest drückt. Und ich? Ich bin abermals froh, diesen Augenblick mit ihnen teilen zu dürfen. HOTEL San Francesco al Monte, Corso Vittorio Emanuele, 328, Neapel, Tel. 0039/081/423 91 11, www.hotelsanfrancesco.it, DZ ab 240 Euro; ESSEN Da Cicciotto, Via Calata Ponticello a Marechiaro, 32, Neapel/Posillipo, Tel. 575 11 65, www.trattoriadacicciotto.it; Pasticceria Pintauro, Via Toledo, 275, Neapel, Tel. 41 73 39; Da Luigi, Via Faraglioni, 5, Capri, Tel. 837 05 91; AUSFLÜGE Deutscher Soldatenfriedhof in Cassino, 3 km nördlich von Cassino im Ortsteil Caiva; Kloster Montecassino von dort über eine 7 km lange Serpentinenstraße; Fähren nach Capri stündlich ab den Häfen Molo Beverello oder Molo Mergellina.