Wie ein Logenplatz ist so ein TRETBOOT auf der MOLDAU. Vor einem: das Smetana-Ufer mit Bürgerhäusern und dem Nationaltheater. Und weit weg: die acht Millionen Touristen, die sich pro Jahr über die KARLSBRÜCKE drängeln und »how gorgeous!« rufen. Die Brücke ist am schönsten, wenn ihre dreißig Statuen im Morgennebel und die amerikanischen Teenager noch in den Herbergsbetten liegen. Mein Freund Aleš, der mir für ein Wochenende seine Heimatstadt zeigt, besteht auf frühem Aufstehen: KAFKA-DENKMAL, JÜDISCHES VIERTEL und ORLOJ um Punkt neun, wenn die Uhr des gotischen Rathauses zum ersten Mal ihr Spiel vorführt und sogar die Taschendiebe noch schlafen. Überm Zifferblatt ziehen Holzapostel vorbei und ein Skelett läutet die Glocke – Prag ist morbide. Im HAUS DER SCHWARZEN MADONNA bestellen wir das Gebäck rakvicka se smetanou – Sarg mit Sahne. Weil wir noch Hunger haben, essen wir bei JAN PAUKERT ein paar chlebícky, winzige Brote mit Roastbeef und hermelín – eine Art tschechischer Camembert. Dann gehen wir durch das verwinkelte Viertel MALÁ STRANA und kehren abends im Wirtshaus ZUM GRÜNEN BAUM ein: Brotzeit und Bier aus Plzen. Den Sonntag beginnen wir im MUSEUM KAMPA: In einer alten Mühle an der Moldau stellt die Sammlerin Meda Mladek moderne Kunst wie die Skulpturen des Prager Kubisten Otto Gutfreund aus, einst ein Schüler Rodins. Ein Spaziergang unter den Kastanien des Petrin-Parks führt uns später hinauf zur ST.-VEIT-KATHEDRALE. Als wir ankommen, dämmert es schon und die Fratzen der Simsfiguren blicken so finster von der gotischen Fassade, dass sie alle Touristen verscheucht haben. TRETBOOTE auf der Moldauinsel Žofín. WOHNEN Neruda, Nerudova 44, Tel. 00420/257/53 55 57 61, www.hotelneruda.cz, DZ ab 245 Euro. ESSEN U Zeleného Stromu (Zum grünen Baum), Betlémské nám. 6, Tel. 222/22 02 28; Grand Café Orient im Haus der schwarzen Madonna, Ovocny trh 19, Tel. 224/22 42 40; Jan Paukert, Národní 17, Tel. 224/ 23 24 66. ANSCHAUEN Museum Kampa, U Sovovych mlynu 2, Tel. 257/28 61 47, www.museumkampa.cz; Orloj am Rathaus, St.-Veit-Kathedrale auf der Burg; Jüdisches Viertel, Kafka-Denkmal: Stadtteil Josefov.