Als sie auftauchten, war klar, dass sie bald wieder verschwinden würden. Sie konnten ja nur als netter Scherz gemeint sein, denn Chopper-Fahrräder eignen sich nicht sonderlich gut zum Radfahren, und sie sehen, sagen wir: gar nicht mal so gut aus (nein, auch die Sonder-editionen mit auflackierten Flammen nicht). Das Chopper-Fahrrad ist jedoch nicht wieder verschwunden, man sieht es in diesem Sommer nicht nur öfter denn je in den Städten, man sieht jetzt auch zunehmend Menschen darauf, die das Chopperhafte der Räder ernst nehmen: Sie tragen Lederwesten und Tätowierungen. Fahrradrocker.
Menschen auf Chopper-Fahrrädern fallen einem sofort auf, weil etwas an dem Bild nicht stimmt. Wer unter den Motorradmodellen den Chopper wählt, der findet es lässig, auf seiner Maschine ungefähr wie in einem Liegestuhl zu sitzen und entspannt durch die Gegend zu cruisen, die Kraft der Maschine entfaltet sich dank einer winzigen Bewegung der rechten Hand am Gasgriff. Man kann darüber streiten, ob das wirklich lässig aussieht oder doch eher nach Klo auf Rädern, aber das Konzept ist in sich stimmig. Beim Chopper-Fahrrad hingegen muss der so lässig im Sattel hängende Fahrer treten, um voranzukommen, und genau das ist das grundsätzlich Falsche am Bild: Es ist, als zöge der blutverschmierte Rambo mit einer rosa Wasserpistole in seine Kriege, als entlockte Jimi Hendrix seine Soli einer kleinen Plastik-Stratocaster, als spielte Charles Bronson das Lied vom Tod auf einer Maultrommel oder als hätte der in Brioni gewandete Gerhard Schröder sich nach seinen Wahlsiegen eine schöne Schokoladen-Zigarre angesteckt. Wer ein Chopper-Fahrrad fährt, sieht aus wie eine Karikatur, die aber leider nicht witzig gemeint ist.
Grundsätzlich ist es natürlich sehr zu begrüßen, dass Menschen mit dem Fahrrad fahren, und vielleicht wollen die Chopper-Fahrer tatsächlich Coolness mit Umweltbewusstsein verbinden. Sollte das der Fall sein, wäre das Chopper-Rad gewissermaßen die Vorne-kurz-hinten-lang-Frisur unter den Verkehrsmitteln. Der Vokuhila-Träger zeichnet sich ja ebenfalls durch seine Doppelnatur aus: hinten Rocker, vorn konform. Wie beim Chopper-Rad geht beides nicht wirklich zusammen, es sei denn zum Preis einer durchaus erfreulichen ästhetischen Lächerlichkeit.
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