Der Schweizer Designer Alfredo Häberli hat zum ersten Mal eine Stoffkollektion entworfen. Besonders stolz ist er auf seinen Kinderzimmervorhang, der Geschichten erzählt.
»Als die Anfrage vom dänischen Stoffhersteller Kvadrat kam, war ich, ehrlich gesagt, ziemlich stolz. Ich finde, die Firma Kvadrat ist in ihrem Fach weltweit führend. Außerdem haben sie bis jetzt noch nie mit Designern gearbeitet, die nicht auf Stoffe spezialisiert sind. Man gab mir für meine Kollektion eine Carte blanche. Für einen Designer ist das einerseits das Größte, andererseits auch extrem anspruchsvoll, weil man vor einem weißen Blatt sitzt.
Im Stoffarchiv von Kvadrat habe ich kaum Stoffe gefunden, die eigens für Kinderzimmervorhänge entworfen wurden. Diese Nische wollte ich besetzen. Ich finde, als Designer ist es meine Aufgabe, Neues zu entwickeln, kleine Erfindungen zu machen. Auf bestehenden Entwürfen aufzubauen, das hat in meinen Augen keine Berechtigung mehr.
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Das Motiv auf meiner Kollektion ›Village‹, ein gezeichnetes Dorf, entspringt einer persönlichen Erinnerung. In meinem Kinderzimmer hing eine Tapete, auf der auch ein Dorf war. Sie diente mir als Inspiration. Dabei habe ich ganz bewusst versucht, nicht Kinderzeichnungen zu imitieren. Ich zeichne tatsächlich so.
Das Besondere an meinem Vorhang sind die fluoreszierenden Farben, mit denen ich gearbeitet habe. Die sieht man nicht, solange es hell ist. Aber sobald man das Licht ausmacht, beginnt die versteckte Zeichnung auf dem Stoff zu leuchten. Es ist dasselbe Prinzip wie bei fluoreszierenden Sternen, die man an die Decke kleben kann. Ich glaube, Kinder werden diesen Vorhang mögen. Die versteckten Motive, die man erst sieht, wenn es dunkel ist, gehören sozusagen nur ihnen allein.
Meine Motivation, für Kinder zu gestalten, ist groß. Da ich selbst zwei Kinder habe, erlebe ich jeden Tag, wie sie mit Dingen in ihrem Alltag, zum Beispiel Möbeln oder eben Vorhängen, umgehen. Was ihnen Spaß macht und was sie langweilt. Ich freue mich schon darauf und bin gespannt auf die Reaktionen, wenn ich einen meiner Village-Vorhänge bei uns zu Hause im Kinderzimmer aufhänge. Kinder sind anspruchsvolle Konsumenten. Ich werde danach sehr schnell wissen, ob meine Idee von der ›versteckten‹ Geschichte, die den Kindern gehört, funktioniert. Und ob mein Design-Ansatz, ›Entwerfen, was das Herz öffnet‹, geglückt ist.«
Alfredo Häberli, 43, gründete sein Designstudio 2000 in Zürich. Der gebürtige Argentinier entwirft Produkte für Hersteller wie Cappellini, Moroso, Iittala, ClassiCon und Volvo.
Aktuelles Projekt: Fluoreszierende Vorhangkollektion Village für Kvadrat.