Selber!

Möbelkaufen macht Spaß – aber Möbelbauen stolz und glücklich: Das zeigen diese sechs neuen Do-it-yourself-Projekte internationaler Topdesigner.

1. Regal von Lex Pott

»Nut & Bolt«

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Dieses schlichte, aber einzigartige Regal beginnt mit zwei der herkömmlichsten Eisenwaren, die der Baumarkt zu bieten hat: Mutter und Gewindebolzen (auf Englisch: nut & bolt). »Sie liegen dort anonym und bescheiden herum, dabei sind sie wie geschaffen, eine zentrale Designrolle zu spielen«, sagt Lex Pott. In seinem Regal sind sie sowohl Zierde als auch tragendes Element des Entwurfs: als Bein und als Halterung für die Regalböden aus Holz. Da es Gewindebolzen in zahlreichen Längen und Stärken gibt, lässt sich »Nut & Bolt« bestens auf individuelle Platz- und Größenbedürfnisse anpassen. Ganz gleich, ob für die Werkstatt, die Speisekammer oder das Wohnzimmer. (Hier finden Sie die Anleitung)

Kosten: ca. 25 Euro
Zeit: 30 Min.

Lex Pott
Der 29-jährige Niederländer gilt in seinem Land als kommender Designstar, er hat bereits viele Nachwuchspreise errungen. Pott arbeitet vornehmlich mit elementaren Materialien wie Holz, Stein und Metall, gewinnt ihnen aber immer wieder neue Seiten ab. So lässt er in seinen Entwürfen Metalle oxidieren, um Farbeffekte zu erzielen, oder legt per Sandstrahler die Jahresringstruktur von Holz frei. Zu Potts Kunden zählen Hersteller wie Hay, Tolix und Transnatural.

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2. Organizer von Monica Förster

»Desktop S«

Wie wenig es doch braucht, um etwas herzustellen, das sowohl praktisch als auch sehr dekorativ ist. Dieser Schreibtisch-Organizer besteht aus feinmaschigem Drahtgewebe, Kupferblechen, zwei Kanthölzern, Gummibändern und kleinen Magneten. »Wir wollten die Materialien so wenig wie möglich bearbeiten, um ihre natürliche Schönheit zu bewahren«, sagt Förster. Sie müssen nur in die gewünschten Proportionen geschnitten werden (Eisensäge!), dann lassen sie sich nach Belieben arrangieren. So entstehen räumliche Ensembles, deren Schattenwürfe und Spiegelungen an eine Großstadt-Skyline erinnern. Jedes ein Unikat. (zur Anleitung)

Kosten: 50 Euro
Zeit: 30 Min.

Monica Förster
zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen Designerinnen Schwedens. Ihre Möbel für Hersteller wie Cappellini, Poltrona Frau oder Bernhardt Design haben diverse internationale Preise gewonnen - und Eingang gefunden in die Sammlungen des New Yorker Museum of Modern Art sowie des Victoria & Albert Museum in London. 2006 und 2007 wurde Förster »Swedish Designer of the Year«.

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3LED-Leuchte von Kram/Weißhaar

»Spark«

Als Kind hat Clemens Weisshaar gern mit Fischertechnik gespielt oder Radiobausätze umfunktioniert. »Eine gewisse anarchische Hacking-Mentalität prägt bis heute unsere Arbeit.« Als Designer entwickelte er zusammen mit seinem Partner Reed Kram interaktive Ladenarchitekturen für Prada oder digital erzeugte Deckenfresken, die den Himmel und das Wetter draußen anzeigen. Ihre Tischleuchte, die man mit dem Feuerzeug anzünden muss, ist Spielerei und selbstironische Geste zugleich. Als Basis dient ein Bausatz aus dem Elektronikmarkt, der mit neuester LED-Technik und einer externen Stromquelle erweitert wird. Selbstverständlich lässt sich die Leuchte auch ausblasen. (zur Anleitung)

Kosten: 20 Euro
Zeit: 1,5 Std.

Kram/Weisshaar
Seit 2002 arbeiten der gelernte Schlosser und Designer -Clemens Weisshaar, geboren 1977 in München, und der Informatiker Reed Kram, geboren 1971 in Columbus, Ohio, zusammen. Ihr Spezialgebiet: die Schnittstelle zwischen Industriedesign und Computertechnik. So entstanden etwa die »Breeding Tables«, eine schier unendliche Variation von Tischen, deren Formen von einer Software errechnet wurden. Kram und Weisshaar arbeiten unter anderem für Audi, Prada und Classicon.

All The Way To Paris

4.Beistelltisch von Tomás Alonso

»Vera«

Herumliegende Holzplatten in seinem Studio brachten Tomás Alonso auf diesen simplen Beistelltisch, der sich um 180 Grad drehen lässt. Die drei Beine werden aus einem handelsüblichen Besenstiel gesägt und als Keildübel mit den Platten verbunden. Dazu benötigt man kaum Werkzeug, nur etwas Holzleim und eine gute Säge. Do it yourself beginnt für Alonso nicht erst bei der Umsetzung: »Warum rausgehen und Neues kaufen? Ich liebe es, mit Dingen zu improvisieren, die man zur Hand hat. So enstehen oft die besten Ideen.« Man kann Alonsos Reste-Tisch in Form und Größe beliebig variieren, egal ob man ihn zum Beispiel mit herrenlosen Regalbrettern bestückt oder mit Holzzuschnitt vom Baumarkt. (zur Anleitung)

Kosten: ca. 20 Euro
Zeit: 2,5 Std.

Tomás Alonso
Der 1974 geborene Spanier studierte Design am Londoner Royal College of Art und ist bekannt für seine pragmatischen, streng funktionalen Entwürfe, die vom Bauhaus und der klassischen Moderne inspiriert sind. Für seinen Stuhl »No. 7« gewann er den ersten Preis beim italienischen Design-Wettbewerb Pomosedia. Alonso ist Mitglied des Londoner Designstudios OKAY. Zu seinen Auftraggebern zählen Ikea, Camper und Nils Holger Moormann.

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5.Hängeleuchte von Martin Hirth

»HL 01«

DIY müsse nicht unbedingt nach Selbstgebasteltem aussehen, sagt Martin Hirth. Für seine Hängeleuchte fand er einen elastischen Stoff (Lycra), dessen feines Gewebe ein angenehm diffuses, nicht blendendes Licht erzeugt und über die ganze Leuchte eine zurückhaltende Hülle spannt, die alles Gebastelte versteckt. Es entsteht eine harmonische Kombination von glattgestreifter Fläche (oben) und einem lockerfaltigen Volumen (unten). Halt bekommt das Ganze durch einen kreisrund gebogenen Schweißdraht. »Der Stoff gibt eine Form vor, die sonst nur industriell zu fertigen wäre, den Rest erledigt die Schwerkraft.« Hirth hat zwei Größen für uns entworfen, aber natürlich ist auch jede andere Größe denkbar. (zur Anleitung)

Kosten: 40 Euro
Zeit: ca. 2 Std.

Martin Hirth
wurde 1987 geboren und studierte an der Academy of Art and Design in Offenbach am Main, wo er seither lebt und selbstständig arbeitet - zwischenzeitlich als Assistent von Sebastian Herkner. Mit vielfach prämierten Arbeiten machte Hirth auf Messen auf sich aufmerksam. Er ist unter anderem für die Hersteller Pulpo und Schönbuch tätig. »Wir brauchen langlebige, umweltfreundliche Produkte, keine, die nur Trends folgen«, sagt Hirth.

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6. Hängestange von All The Way To Paris

»Pang Hang«

Diese Hängevorrichtung aus einer Stange und zwei Haken ist so simpel wie vielseitig. Man kann daran Schals, Krawatten, aufgeschlagene Magazine, Liebesbriefe oder den ganzen Kabelsalat aus Ladekabeln und Kopfhörern anbringen. Das Kopenhagener Grafikbüro All The Way To Paris hat zwei Versionen für uns entworfen: Die rot-weiße ist hölzern, bemalt und an skandinavische Zuckerstangen angelehnt. Die andere nutzt einen organischen Oxidationseffekt, der entsteht, wenn man Kupferrohr zusammen mit zwei hart gekochten Eiern einen Tag lang in eine Plastiktüte legt - siehe Foto. (zur Anleitung)

Kosten: 10 Euro
Zeit: bis 24 Std.

All The Way To Paris
2005 gründeten die Dänin Tanja Vibe, geboren 1975, und die Schwedin Petra Gendt, geboren 1972, ihr Designstudio in Kopenhagen. Nach ersten Grafikarbeiten für Museen, Galerien und Buchverlage widmete sich das Studio bald auch anderen Disziplinen und entwarf etwa Teppiche für &tradition, Wanduhren für Georg Jensen, Möbel für Hay und Muuto oder Bettwäsche für Skagerak.

Weitere Ideen und Anleitungen aus unserer Selber-machen-Serie finden Sie im Buch Do! It! Yourself!

(Fotos: Sorin Morar, Getty; Femke Reijerman; Felic Odell; Matthias Ziegler; Thomás Alonso; Julian Baumann; Sophia Preußner; Karina Tengberg)