Mit dem »Space Ship Two« (Bild 1) will Virgin-Chef Richard Branson bis 2019 an die 50 000 Weltraumtouristen ins All schicken.Das »Space Plane« von EADS (Bild 2) sieht aus wie ein Privatjet, die Flüge sind aber noch teurer: 90 Minuten kosten 150 000 Euro.
Virgin Galactic / Space Ship Two
Wenn Männer altern, erfüllen sie sich Kindheitsträume: Sie werden Hobbypiloten oder Lokführer für einen Tag. Von Designer Philippe Starck ist bekannt, dass er sich als Kind unter dem Zeichentisch seines Vaters, eines Flugzeugkonstrukteurs, am wohlsten fühlte. Heute, mit 58, spielt er Astronaut. Für seinen Freund Sir Richard Branson und dessen Raumfahrttouristik-Unternehmen Virgin Galactic hat Starck die Innenausstattung des Raketenflugzeugs Space Ship Two entworfen.
Wie bei vielen Produkten des Franzosen herrscht auch im Innern des Raumgleiters strenger Minimalismus. Weiße Wände, Sitze, sogar die Raumanzüge werden weiß sein. Ein Stardesigner erobert das bisher streng wissenschaftliche Feld der Astronautik. Jahrzehntelang herrschte hier Funktionalismus, nun könnte ein Pilotensitz zum Designklassiker werden. Beim ersten Flug des Designer-Shuttles in zwei Jahren werden Flugzeugturbinen die sechs Freizeitastronauten im Space Ship auf 15 Kilometer Höhe wuchten, dann zündet der Pilot den Raketenantrieb und jagt das Schiff mit 5633 km/h ins All. 129 Kilometer senkrecht nach oben – das entspricht 15-mal der Höhe des Mount Everest. Nach vier Minuten Schwerelosigkeit steuert der Kapitän das Raumschiff zurück in die Atmosphäre. Der Wiedereintritt sei nicht schlimmer als Achterbahnfahren, sagen die Raumfahrt-Ingenieure.
Richard Branson, der Weltraumtouristik-Mogul, will aus dem elitären Ausflug ins All – hin und zurück ab 200 000 Dollar – eine Pauschalreise machen. 50 000 Möchtegern-Astronauten in den ersten zehn Jahren sind sein Ziel. 10 000 Dollar soll die Reise dann noch kosten. »Das bedeutet die Demokratisierung des Weltraums«, sagt Designer Starck. Er wird als Erster mit nach oben fliegen.
Auf der nächsten Seite: Das Space Plane - oder waruem Designer Marc Newson lieber nicht beim ersten Start dabei sein möchte.
Eads Astrium / Space Plane
Der Designer Marc Newson war früher ein Surfer. Ein langhaariger australischer Wellenreiter, der das Leben locker anging. Doch sein Freiheitsdrang, sagt Newson, heute 43, richtete sich auf den Weltraum. Wie zum Beweis umgibt sich der Designer an seinem jetzigen Arbeitsplatz mit Raketenmodellen, Raumfahrtmagazinen und NASA-Devotionalien.
Für die EADS-Tochter Astrium hat Newson nun den Innenraum ihres Space Plane entworfen. Der Raketen-Flugzeug-Zwitter aus Paris ist die kontinentaleuropäische Antwort auf den offensiven Weltalltourismus von Virgin Galactic. Eine Milliarde Euro kostet Astrium die Konstruktion des Schiffs.
Von außen gleicht der Raketenflieger einem viersitzigen Privatjet. Innen aber hat Newson ein fliegendes Planetarium entworfen. Er ließ Löcher in die Flugzeughaut schneiden, wo immer es ihm die Statiker erlaubten. Neben diese Löcher montierte Newson Haltegriffe, in Gelb. Während der Schwerelosigkeit, die auch bei Astrium-Flügen nicht länger als vier Minuten dauert, sucht der Tourist instinktiv nach Halt. Bei Start und Landung liegen die Freizeit-Astronauten in gelb ausgekleideten Schalensesseln, die ägyptischen Sarkophagen ähneln. Ein Vergleich, der durchaus treffend ist: Bei Beschleunigungen von 60 Kilometern in 80 Sekunden neigt das menschliche Gesicht zwangsläufig zur Versteinerung.
Preislich nehmen sich Franzosen und Briten nicht viel: 150 000 Euro wollen die Astrium-Manager für die Reise von 90 Minuten verlangen. Den Jungfernflug planen sie für 2012. Designer Newson antwortete übrigens jüngst auf die Frage, ob er Passagier dieses ersten Fluges sein wolle: »Lieber nicht.«