Mehr als fünfzig Jahre lang war sie die Sekretärin von Machtmenschen und Geistesgrößen, darunter Rudolf Augstein, Carl Zuckmayer, Helmut Schmidt und Fritz J. Raddatz. »Erkenntnis führt nicht immer zu Selbsterkenntnis«, fasst Heide Sommer ihre Erfahrungen im Interview mit dem SZ-Magazin zusammen. »Raddatz' Eitelkeit zum Beispiel war eine Kompensation seiner Minderwertigkeitskomplexe. Sie resultierte aus Schwäche, und das machte ihn so kränkbar. Das krasse Gegenteil war Helmut Schmidt. Dem quoll seine Selbstherrlichkeit aus den Ohren, und ob er wirklich zu kränken war, wage ich zu bezweifeln.«
Über ihre Jahre als Sekretärin und Mädchen für alles von Spiegel-Gründer Rudolf Augstein sagt die heute 77-Jährige: »Die tragischen Momente begannen Anfang der Siebziger. Nach einem Mittagessen krabbelte er volltrunken auf allen Vieren über die Ost-West-Straße.« Augsteins Verhalten gegenüber Frauen sei ebenso hilflos wie übergriffig gewesen, erzählt Sommer. »Im Grunde suchte Rudolf keine Sekretärin, sondern eine Lebenshilfskraft, die ihm eine warme Suppe kocht.«
Bis zu seinem Suizid im Februar 2015 arbeitete Sommer 14 Jahre lang für den Publizisten Fritz J. Raddatz, einen flamboyanten Exzentriker, der nach eigener Auskunft mit rund tausend Männern und zwanzig Frauen geschlafen hat. »Ich gehöre nicht dazu«, sagt Sommer. »Dabei hätte ich gerne mal mit ihm geschlafen, um ihn zu trösten und das Ewig-Weibliche spüren zu lassen.«
In dem langen, anekdotenreichen Interview mit Sven Michaelsen erzählt Sommer auch, welcher erotische Traum mit Raddatz ihr bis heute in Erinnerung ist, ob Sie einem Mann grunsätzlich zu einem Sekretär oder einer Sekretärin raten würde – und sie beantwortet die Frage, ob große Männer groß bleiben, wenn man sie aus der Nähe beobachtet.
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Foto: Claudia Klein