Warum hat man noch nicht gelernt, Seifenblasen zu bedrucken? Als nahezu perfekte Form von Werbung. Schillernd, leicht, kindheitserinnerungsreich. Nichts als Luft und Seifenwasser, dennoch darin aller Zauber dieser Welt. Ein wenig vom Glanz färbt auf den Aufdruck ab, und bevor der Verstand den Mechanismus durchschaut hat, ist alles wieder verschwunden. Ohne Krach, ohne Müll, ohne Reste. Insgesamt bedenklich, aber Ihr Problem hätte sich im Handumdrehen ohne Ihr Zutun von allein gelöst. In einem Tröpfchen Seifenwasser und dem Staunen Ihres Kindes, dem lautlos platzende Seifenblasen vertrauter und weniger enttäuschend sind als zerknallende Luftballons. Bis es so weit ist, müssen wir das Problem durch Nachdenken angehen. Und da hilft, wie so oft, ein Gedankenexperiment: Was würden Sie tun, wenn eine widerliche rechtslastige Organisation kinderherzverzückende Luftballons mit ihren Emblemen und Sprüchen wie »Ausländer raus!« verteilte? Ein Prinzip, das der braune Sumpf mit gratis verteilter Musik und Freizeitveranstaltungen übrigens tatsächlich verfolgt. Sie würden hoffentlich nicht dem Drängen aus dem Kinderwagen nachgeben, sondern laut Pfui rufen.
Und ebenso sehe ich es hier, auch wenn es sich um eine demokratische Partei handelt. Solange Ihre Kinder nicht in der Lage sind, eigene politische Meinungen zu formulieren, sind Sie berufen, sie darin zu vertreten, und sollten sie nicht für eine aus Ihrer Sicht falsche politische Botschaft werben lassen. Nebenbei kann das die Kinder auch lehren, zwischen Verpackung und Inhalt zu unterscheiden; und sie dazu hinführen, sich, sobald sie dazu in der Lage sind, langsam, aber stetig zunehmend ihre eigene politische Meinung zu bilden. Im Anschluss an Ihre Überzeugung oder dagegen. Das mag mitunter mühsam sein, gehört aber zu den elterlichen Pflichten.
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Illustration: Marc Herold