Natürlich kennt jeder Die Ärzte. Sogar die, die sie nicht kennen wollen, weil sie auf Mozart oder Xavier Naidoo stehen, können ein paar Textpassagen (Männer sind Schweine) auswendig. Groß werden in Deutschland und dieser Band nicht über den Weg laufen, auf einer Party, im Radio, nach Mitternacht auf dem Abi-Ball – das ist unmöglich. »Ist das noch Punkrock, wenn dein Lieblingslied in den Charts ist?«, fragen die drei auf ihrer Facebookseite und fassen zusammen, was längst kein Dilemma mehr ist: mit Punk erfolgreich sein, mit Unangepasstheit Geld verdienen, mit Spaß steinreich werden. Warum man ihnen das – im Gegensatz zu anderen – nicht übel nimmt: Weil Die Ärzte von Anfang an wussten, dass nicht Pathos, sondern Humor die Lösung ist. Humor bei gleichzeitiger Haltung, denn immerhin sitzt noch keiner der drei neben einer Spielerfrau oder einem Großmaul in irgendeiner Jury. Punk 2012 – das ist: Musik machen und Schnauze halten, wenn die anderen plappern. An diesem Freitag erscheint ihr neues Album, es heißt – ganz im Ernst: Auch.
Fotos: Alfred Steffen