Verena Holthaus konzipiert Dinner Events und hat einen Konzeptladen für moderne Tischkultur in München gegründet. In ihrem Onlineshop werden Silberschalen und Besteck verkauft, sowie für Veranstaltungen vermietet. Mit der Pflege von versilberten Objekten kennt sie sich aus:
»Silber läuft an. Es reagiert mit Schwefelverbindungen in der Luft. Die Folge sind dunkle Flecken, die abfärben, man bekommt etwa schwarze Finger. Gefährlich für die Gesundheit ist das nicht, manche finden, dass leicht angelaufenes Besteck Charme hat, anderen fehlt das Gefühl von Sauberkeit. Meiner Erfahrung nach macht es keinen Unterschied, ob die Silberobjekte in Gebrauch sind oder gelagert werden. Es gibt aber einen Trick, wie sich das Anlaufen verhindern lässt, den ich aus meinem Elternhaus gelernt habe. Da wurde das Silberbesteck in Plastiktüten aufbewahrt und so vor der Luft verschlossen. Man kann es auch vakuumieren, allerdings ist das nicht umweltfreundlich, weil es so viel Kunststoff verbraucht. Ich empfehle das Besteck in einer Plastiktüte mit einem Gummiband zu verschließen und so in der Schublade aufzubewahren. So kommt es mit weniger Sulfaten in der Luft in Berührung und deswegen reagiert es weniger.
Wie schnell das Silber anläuft, hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen, etwa wie viel Schwefel in der Luft enthalten ist oder wie oft es genutzt wird. Je häufiger es verwendet wird, desto häufiger werden beim Spülen die schwarzen Ablagerungen entfernt. Auch wie alt das Silber ist, spielt meiner Erfahrung nach, eine Rolle. Bei manchen Lebensmitteln kommt es zu einer chemischen Reaktion. Zum Beispiel rate ich davon ab mit einem Silberlöffel Ei zu essen, da es einen eigenartigen Geschmack bekommt und der Löffel anläuft. Schwefelverbindungen im Ei reagieren mit dem Silber des Löffels und bilden Silbersulfid. Gesundheitlich unbedenklich, jedoch ist der Geschmack sehr gewöhnungsbedürftig. Wenn Silber mit Milchsäurebakterien in Berührung kommt, etwa Frischkäse, entstehen schwarze Flecken, die sich nicht mehr wegputzen lassen. Nur mit professioneller Hilfe durch Goldschmiede lässt sich der Schaden wenn überhaupt wieder beheben. Schädlich für versilberte Oberflächen sind säurehaltige Substanzen bei längerer Einwirkzeit, etwa Zitrone oder scharfe Essige.
Verfärbtes Silber lässt sich mit einem weichen Wolltuch wieder glänzend polieren oder man legt es in einen Topf mit warmem Wasser und Essig, in einem Verhältnis von Zwei zu Eins, zusammen mit Alufolie. Wie von Zauberhand löst sich die Oxidationsschicht sichtbar vom Metall. Beim Drogeriemarkt gibt es günstig eine Politur. Das ist eine beige Paste, von der ein leichter Geruch von faulen Eiern und Ammoniak ausgeht. Dabei sollte man besser Handschuhe tragen. Etwas teurer ist eine rosafarbene Paste, ein englisches Fabrikat. Es gibt noch ein Reinigungsmittel, das Silberbad, eine richtige Chemiekeule. Die verwende ich sehr selten und nur bei extremen Verschmutzungen, weil bei versilberten Objekten bei jeder Verwendung das Silber etwas angegriffen wird.
Tendenziell sollte versilbertes Besteck nicht in die Spülmaschine, da die Versilberung abgetragen werden kann. Wenn man sein Silbersteck doch in die Spülmaschine gibt, dann sollte man zumindest einen Spülgang mit niedriger Temperatur wählen. Ich persönlich mache es trotzdem, lasse es zur Not neuversilbern, weil ich das Besteck immer noch als Gebrauchsgegenstand ansehe.«