Werden für Tofu Regenwälder abgeholzt?

Auf Fleisch zu verzichten, ist gut für die Gesundheit und die Umwelt. Aber Tofu besteht aus Soja und für den Soja-Anbau werden doch tropische Wälder zerstört, oder?

Illustration: Ryan Gillet

Jonas Baumann ist Projektreferent für Tropenwaldschutzprojekte bei der Tropenwaldstiftung OroVerde:

»Ja, Tofu kann man bedenkenlos zu sich nehmen. Der Fleischkonsum verursacht die Tropenwaldzerstörung, nicht Tofu. Vor allem wenn es Fleisch aus konventioneller Landwirtschaft ist, da der Großteil des importierten Sojas als Futtermittel verwendet wird. Für Bio-Produkte gelten strengere Regeln bei der Fütterung. Für die Viehzucht wird also in doppelter Hinsicht Regenwald abgeholzt – als Nutzfläche für das Vieh und als Anbaufläche von Soja als Futtermittel. Man muss unterscheiden zwischen Soja, wie es für den menschlichen Verzehr zu Tofu weiterverarbeitet wird, und Soja als Futtermittel für Tiere. Es unterliegt jeweils unterschiedlichen Regularien. Laut EU-Norm dürfen für die direkte menschliche Nahrung gentechnisch veränderte Produkte nur mit Kennzeichnung und nach einem strengen Zulassungsverfahren verwendet werden. Für den indirekten Konsum als Futtermittel in der Fleischindustrie, gilt dies nicht. 90 Prozent des Sojas, das aus Südamerika und aus den USA zu uns kommt, ist aber gentechnisch verändert. Diese Sorten dürfte man gar nicht für Tofu verwenden.

In der Regel kann man sich darauf verlassen, dass das Soja, was für Tofu in Europa verwendet wird, hier angebaut wird und oft sogar bio ist. Zu einem anderen Teil wird es auch aus Kanada bezogen. Soja aus Europa wird in der Regel in Südeuropa – Italien ist der größte Produzent –, und in Südosteuropa, entlang der Donau, angebaut. In Frankreich und in Österreich wird ebenfalls ein nicht zu vernachlässigender Anteil kultiviert. Aber auch in Deutschland wird mittlerweile ein kleiner Teil angebaut, zumeist in Bayern und Baden-Württemberg.

Meistgelesen diese Woche:

Es wird viel Soja nach Europa importiert und das wird zu 80 Prozent als Futtermittel verwendet. Der Rest wird oft als Sojaöl für eine Vielzahl von industriellen Produkten verwendet. Für dieses Soja aus Südamerika werden definitiv Wälder abgeholzt – nicht alles davon sind jedoch Regenwälder. Oft sind auch ökologisch sehr wertvolle Trockenwälder betroffen, zum Beispiel im Cerrado in Südbrasilien oder Argentinien. Brasilien ist der größte Lieferant für Europa, auf Platz zwei sind die USA, auf Platz drei folgt Argentinien. Es gibt auf Initiative von Greenpeace ein sogenanntes Soja-Moratorium: Darin wurde festgelegt, dass im Amazonasgebiet für Sojaanbau keine Flächen genutzt werden dürfen, die nach 2008 abgeholzt wurden. Das Moratorium hat aber keinen Gesetzesstatus und wurde zuletzt kurzzeitig außer Kraft gesetzt, was nur auf richterliche Entscheidung hin wieder rückgängig gemacht wurde. Dies zeigt, dass es keine Garantie für langfristigen Regenwaldschutz bietet. Oftmals wird auch auf Flächen, die ursprünglich für die Viehbewirtschaftung abgeholzt wurden, Soja als Sekundärnutzung angebaut. Der profitablere Sojaanbau für Futtermittel spielt somit auch hier indirekt eine Rolle bei der Regenwaldzerstörung.«