Stefan Stonjek ist Referent des geschäftsführenden Direktors am Max-Planck-Institut für Physik in München:
»Stelle ich etwas in einen Herd, dann erwärmt die sogenannte Infrarotstrahlung mein Gargut. Das Ganze wird von außen erwärmt und die Wärme dringt langsam ins Innere. Bei der Mikrowellenstrahlung funktioniert es anders: Die Mikrowellenstrahlung erwärmt nicht nur die Oberfläche, sondern mein Wasser oder was ich auch sonst in die Mikrowelle stelle, über sein ganzes Volumen von innen heraus. Erwärmt werden dabei nur die Moleküle, die ein elektrisches Dipolmoment haben – eine Eigenschaft der Verteilung elektrischer Ladungen bei Molekülen. Wassermoleküle besitzen ein solches elektrisches Dipolmoment. Fast alle Speisen haben einen hohen Wasseranteil und können damit gut in einer Mikrowelle erwärmt werden.
Die Tasse oder die Schüssel, die ich in die Mikrowelle stelle, enthält eigentlich gar kein Wasser. Aber Achtung: Je nachdem, wie hoch Keramikgeschirr gebrannt wurde, enthält es Restwasser. Wenn dieses Restwasser Mikrowellenstrahlung ausgesetzt ist, wird es warm und dementsprechend auch die Tasse. Ist relativ viel Restwasser enthalten, kann es sein, dass das Gefäß in der Mikrowelle kaputt geht oder es zumindest Risse bekommt. Deshalb sollte man nie Steingut-Geschirr in die Mikrowelle stellen, denn das enthält viel Restwasser – »viel« in Anführungszeichen, es sind nur 0,1 Prozent des Gesamtvolumens, aber reicht aus, um eine Tasse kaputtgehen zu lassen. Je länger Geschirr gebrannt worden ist, desto weniger Restwasser befindet sich darin. Hat ein Gefäß Risse, dann kann durch diese Risse Wasser eindringen, das erstmal wieder herausgebrannt werden müsste. Gerissene Keramik ist also nicht Mikrowellen-geeignet. Zudem hat man ein Problem mit Farben, die Moleküle mit einem Dipolmoment enthalten. Diese kommen manchmal bei Keramik zum Einsatz. Daher sollten Sie darauf achten, nur Keramik mit Mikrowellen-geeigneter Farbe zu nutzen. Weißes, farbloses Porzellan oder Glas eignen sich am besten für die Mikrowelle.«