Bernhard Meßmer ist Champagner-Experte und Gründer der Münchner Weinschule »einfach geniessen«:
»Schaumwein wird in Deutschland als Sekt bezeichnet. Bei der Herstellung gibt es keine Vorschriften, auf welche Arten produziert wird: Entweder im eher günstigem Tankverfahren, bei dem die zweite Gärung im Tank erfolgt und die Aromatik der Rebsorten erhalten bleiben, oder im traditionellen Verfahren, bei dem die erste Gärung in einem Edelstahltank oder auch mal in Holzfässern stattfindet, die zweite Gärung jedoch in der Flasche durchgeführt wird. Beim Tankverfahren verbleiben die Schaumweine mindestens 60 Tage im Tank und entsprechend sind es mindestens 90 Tage in der Flasche. Zudem kann man praktisch alle Rebsorten von den aromatischen wie Muskateller und Gewürztraminer bis hin zu Top-Rebsorten wie Riesling, Weißburgunder oder Spätburgunder für die Sektherstellung verwenden. Demnach fällt Sekt sehr unterschiedlich aus. Es gibt viele sehr günstige Sekte und auch hervorragenden Sekt, der meist von kleinen Spezialisten stammt und seinen entsprechenden Preis hat. Dabei kommt es auf die Qualität der Trauben, das Herstellungsverfahren und die Dauer der Lagerung an.
Bei Champagner werden im Gegensatz zu Sekt nur drei Rebsorten verwendet: Chardonnay, Meunier und Pinot Noir. Er wird in einer abgegrenzten Region, der Champagne, im Nordosten Frankreichs, angebaut. Kein anderes Weinanbaugebiet der Welt wird so streng kontrolliert – zum Beispiel von den Rebsorten, der Menge an Trauben, die man pro Jahr ernten darf, bis hin zu dem maximalen Saft, den man aus ihnen pressen darf. Und auch bei der Herstellung wird bei Champagner ausschließlich das traditionelle Verfahren verwendet, bei dem die zweite Gärung in der Flasche vollzogen wird. Die erste Gärung an sich ist mit wenigen Tagen relativ kurz. Der Grundwein wird danach mit etwas Zucker und Hefe in Flaschen abgefüllt und mit einem Kronkorken für die zweite Gärung verschlossen. Dies dauert dann wenige Wochen. Nach mindestens 15 Monaten kann der Champagner auf den Markt kommen. Auch Champagner gibt es in sehr unterschiedlichen Qualitäten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie aufgrund des kühlen Klimas und der kalkhaltigen Böden der Region sehr spannungsgeladen, frisch und facettenreich ausfallen können. Das große Plus der Champagne gegenüber Sekt ist, dass auch die Trauben der besten Weinberge für die Champagner-Produktion verwendet werden. In anderen nicht spezialisierten Gebieten sind diese in der Regel den Weiß- und Rotweinen vorbehalten.
Neben dem Champagner wird auch Crémant nach der traditionellen Methode hergestellt. Der Begriff Crémant darf übrigens auch außerhalb Frankreichs verwendet werden. Somit können Winzer aus Deutschland Crémant auf den Markt bringen, sofern sie dessen Regeln einhalten. In Frankreich darf dagegen nicht überall Crémant entstehen. Es gibt mehrere definierte Gebiete. Die wichtigsten sind Loire, Burgund und Elsass. Jedes Gebiet hat eigene festgeschriebene Rebsorten, die verwendet werden dürfen. Damit unterscheidet sich Crémant von Champagner hinsichtlich der Rebsorten, aber auch des Klimas und der Böden der jeweiligen Herkünfte. Zudem wird in den Gebieten, in denen Crémant hergestellt wird, überwiegend Stillwein produziert. Das bedeutet, dass der Champagne für ihre Erzeugung das gesamte Potential der Weinberge zur Verfügung steht.«