Warum heißt die Teewurst so?

Bei dem Namen »Teewurst« könnte man meinen, dass Tee in ihr enthalten ist. Was ist da dran? Ein Experte klärt auf.

Illustration: Ryan Gillet

Wolfger Pöhlmann ist Kunsthistoriker und veröffentlichte 2017 das Buch »Es geht um die Wurst«, für das er durch Deutschland reiste und allerlei Würste probierte.

»Der Wurstmetzger Carl Müller erfand die Teewurst im Jahre 1834 in Rügenwalde, eine Hafenstadt an der Ostsee in Pommern (heute Darlowo in Polen). Er entdeckte die Teewurst durch Zufall, als er mit einem Wurstmesser Speck kleinschnitt und die Überreste davon abstrich: Dieser Fettabstrich schmeckte ihm so gut, dass er daraus eine Wurst herstellte, die man heute Teewurst nennt. Sein Enkel Carl Wilhelm Gottfried Müller produzierte 1903 zum ersten Mal eine Teewurst unter diesem Namen. Nach dem Krieg zogen die Erben von Müller nach Nordrhein-Westfalen und brachten die Wurstspezialität mit nach Westdeutschland.

Ihre Zutaten haben nichts mit Tee zu tun – dennoch spielt er für ihren Namen eine Rolle. Die Wurst kommt aus dem Norden und hat eine lange Tradition. Im Norden ist auch die Teekultur zu Hause. Das feine Raucharoma der Teewurst passt gut zu schwarzem Tee, denn er hat etwas leicht säuerliches, herbes. So kam es, dass die fetthaltige Wurst nachmittags zum Tee gereicht wurde und so erhielt sie ihren Namen.

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Das Raucharoma der Wurst entsteht durch die Räucherung in Buchenholz, die Teewurst ist eine Rohwurst. Sie besteht aus Fett vom Schweinebauch, das zerkleinert und dann mit Gewürzen und Salz versehen wird. Durch den Räucherprozess entsteht eine Fermentierung, dadurch wird die Wurst haltbar gemacht, sodass man überhaupt eine rohe Wurst essen kann – sonst würde man sich den Magen verderben.

Allerdings schmeckt die Teewurst heute anders als damals. Früher schlachtete man alte Mastschweine für die Teewurst – Schweine, die ein langes Leben hatten. Bemerkenswert ist, dass in den Vorschriften aus der damaligen Zeit vorgeschrieben war, dass diese Schweine sehr ausgeruht sein sollten. Das ist heute bei der Massentierhaltung und der Tötung in den Schlachthöfen anders. Das heißt: So eine gute Teewurst wie früher kann man heute gar nicht mehr kriegen. Ein Einbruch der Qualität geht auch mit Kunstaromen, billigen Gewürzen und Abfällen einher, die heute in der Wurst enthalten sind.«