Der Kulturmanager und Historiker Alexander Schubert leitet das Historische Museum der Pfalz in Speyer. Er gibt Lehrveranstaltungen an den Universitäten in Berlin, Kufstein und Heidelberg:
»Ich habe 2013 die Ausstellung Die Wittelsbacher am Rhein in Mannheim kuratiert und im Zuge dessen auch die Geschichte des Leberkäses erzählt. Damals bin ich auf einen Hinweis gestoßen, dass ein Mannheimer Metzger aus dem Gefolge von Kurfürst Carl Theodor im 18. Jahrhundert den Leberkäse erfunden hat. Die bayerischste aller Speisen hat ihren Ursprung also in der Kurpfalz. Die erste Quelle für diese Vermutung habe ich beim Bayerischen Ministerium für Ernährung gefunden, welches ein Kochbuch herausgegeben hatte. Es ist auch plausibel, dass der Kurfürst, als er 1777 Herzog Max III. Joseph von Bayern beerbte, einen Teil seines Hofstaats mit nach München genommen hat. Er hat nicht nur Künstler und Kunstwerke mitgenommen, sondern auch seinen Metzger und dessen Rezepte. So kam der Leberkäse nach Bayern.
Man ist sich einig, dass der Name Leberkäse nicht von der Leber kommt, sondern von dem Begriff Laib. Etwa ein Laib Brot oder ein Laib Käse. Als Käse war zu der damaligen Zeit jede essbare Masse zu verstehen, also nicht unbedingt Käse, wie wir ihn heute kennen. Es war also Laibkäse, eine gebackene Fleischmasse. Es lässt sich mutmaßen, dass der Mannheimer Metzger Kurpfälzisch gesprochen hat und in dieser Region wird im Dialekt nicht »Laib«, sondern »Läb« gesagt. Von »Läbkäs« kommt man schnell zum Leberkäse.
Mittlerweile legen die Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft Wert darauf, dass wenn man einen Leberkäse verkauft, darin tatsächlich auch Leber enthalten sein muss. Dabei war im Leberkäse eben nie Leber drin. Sondern Rind, Schwein, Speck und diverse Gewürze, gebacken in einer eckigen Pastetenform. Es gibt nur eine einzige Ausnahme und die gilt für Bayern. Dort darf der Leberkäse immer noch Leberkäse heißen, selbst wenn er dort ohne Leber hergestellt ist. Doch wenn ein Metzger Leberkäse verkauft, beispielsweise in der Pfalz oder Nordrhein-Westfalen, muss er Leber dazutun. Außerhalb von Bayern müssen die Metzger den Leberkäse als Fleischkäse bezeichnen – sie können ihn jedoch auch als Bayerischen Leberkäse verkaufen.«