Cynthia Barcomi ist Konditorin, Fernsehköchin und Kochbuchautorin:
»Natron ist ein drei bis vier Mal kräftigeres Triebmittel als Backpulver. Außerdem braucht Natron immer eine Säure, um zu reagieren. Das kann zum Beispiel Buttermilch sein, ein Schuss Essig oder sogar Apfelmus. In Backpulver ist diese Säure bereits enthalten. Bis Ende des 19. Jahrhunderts kannte man nur Natron. Dann hat man entdeckt: Wenn man Weinstein, Hausnatron und etwas Stärke zusammengibt, entsteht etwas, das wunderbare Backeigenschaften hat – ganz ohne die Zugabe von zusätzlicher Säure. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat Dr. Oetker begonnen, das Produkt zu vermarkten.
Man muss aber Acht geben: Hat man ein Rezept mit Natron, kann man stattdessen kein Backpulver nehmen und umgekehrt. Sie sind nicht austauschbar. Der Grund liegt nicht nur darin, dass Natron ein kräftigeres Triebmittel ist, sondern auch an den verschiedenen Reaktionen. Backpulver reagiert zwei Mal: erstmal mit Flüssigkeit und dann ein zweites Mal mit Hitze. Natron reagiert mit Säure.
Ich gebe gerne ein bisschen Natron zum Sauerteiggebäck. Das gibt ihm einen kleinen Kick. Auch beim veganen Backen macht der Einsatz von Natron Sinn, wenn man das Natron in einen Pflanzendrink rührt und einen Teelöffel Essig oder Zitronensaft hinzugibt. Manchmal reicht die Säure der Zutaten nicht für eine Reaktion des Natrons – dann kann man ein bisschen Backpulver hinzugeben. Das rate ich aber nur erfahrenen Bäckerinnen und Bäckern. Wenn man zum Beispiel mit Buttermilch backt und man möchte die Säure im Geschmack nicht völlig neutralisieren, aber trotzdem einen luftig lockeren Teig haben, dann gibt man etwas Natron und etwas Backpulver hinzu. Ich bin Amerikanerin und wir backen unsere Cookies eher mit Natron, häufig kommt auch ein bisschen von beiden Triebmitteln in den Teig.
Einen Tipp habe ich noch: Kaufen Sie Natron nicht in diesen winzigen Tütchen in der Backabteilung im Supermarkt, sondern zum Beispiel Kaiser-Natron in größeren Mengen in der Drogerie oder der Apotheke. Das ist viel günstiger. Und geben Sie doch mal etwas Natron zu dem Wasser, in dem sie ihr grünes Gemüse, wie Brokkoli oder Prinzessbohnen kochen, dann behält es seine leuchtend grüne Farbe.«