Ernst Büscher ist Sprecher des Deutschen Weininstituts:
»Die Wölbung ist insbesondere bei Sektflaschen notwendig. Durch die Kohlensäure im Sekt werden die Flaschen bei einem Druck von ungefähr sechs bar verkorkt. Dieser Druck ist dreimal stärker als in einem Autoreifen. Wäre der Boden flach, bestünde die Gefahr, dass er herausgedrückt wird, weil der gesamte Druck auf ihn wirken würde. Durch die Einwölbung wird der Druck auf den Rand des Flaschenbodens verlagert. Der Flaschenboden samt seiner Einwölbung ist zudem aus Stabilitätsgründen im Vergleich zur restlichen Flasche relativ dick. Dass da auch ein Daumen reinpasst, ist beim Einschenken ganz praktisch, aber nur ein netter Nebeneffekt.
Bei Weinflaschen kann man sich jetzt fragen: Warum haben auch die manchmal eine Einwölbung am Flaschenboden, obwohl sie keine Kohlensäure enthalten und dadurch kein Druck entsteht? Das trügt. In dem Augenblick, in dem der Korken mit hoher Geschwindigkeit in die Flasche gedrückt wird, steigt auch hier der Druck auf drei bis vier bar. Denn es befindet sich neben dem Wein auch etwas Luft in der Flasche, die beim Verkorken komprimiert wird. Der Mythos, dass die Einwölbung eine Erfindung der Industrie sei, um weniger Wein oder Sekt in die Flaschen füllen zu können, stimmt also nicht. Abgesehen davon sind die Weinflascheninhalte auch genormt. Nur bei Flaschen mit Schraubdeckeln braucht es die Einwölbung am Boden in der Regel nicht, weil sie nicht mit so einem hohen Druck verschlossen werden, wie verkorkte Flaschen.
Ein weiterer Vorteil des gewölbten Flaschenbodens: Bei Rotweinen setzt sich mit der Zeit ein gewisses Depot am Flaschenboden ab. Das sind Verbindungen von Gerbstoffen, die nicht mehr in der Schwebe bleiben, sondern sich am Boden absetzen. Dann hat es auch einen gewissen Vorteil, dass sie sich an den Rändern der Einwölbung sammeln können. So werden sie beim Einschenken nicht so stark aufgewirbelt. Aber auch das ist nur ein Nebeneffekt.«