Marianne Stefanidou ist Fachärztin für Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie. Sie leitet das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation in München.
»Das Gerücht, dass Kaffee den Körper entwässert, ist weit verbreitet und hält sich schon lange. Jedoch gibt es viele Studien, die das widerlegen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass wir bei Kaffee und Wasserkonsum nahezu identisch viel Flüssigkeit ausscheiden. Bei Kaffee sind es 81 Prozent, bei Wasser sind es 84 Prozent. Der Unterschied ist minimal und vernachlässigbar.
Wahrscheinlich kommt das Gerücht daher, dass besonders Menschen, die nur gelegentlich Kaffee trinken, den Eindruck haben, dass Kaffee harntreibend wirkt. Koffein erhöht kurzfristig die Filterfunktion der Nieren, sodass mehr Urin gebildet wird. Hierbei füllt sich die Blase schneller. Dieser Effekt lässt jedoch schnell nach. Bei schwarzem Tee lässt sich das genauso beobachten. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Körper insgesamt mehr Flüssigkeit verliert als er aufgenommen hat. Wer regelmäßig Kaffee trinkt, gewöhnt sich schnell an diese Wirkung, sodass sie kaum noch auftritt.
Die Menge an Kaffee ist also genauso eine Flüssigkeitszufuhr für den Körper wie Wasser. Jedoch ist Kaffee kein Durstlöscher. Wasser bleibt die beste Wahl zur Deckung des Flüssigkeitsbedarf. Ein gesunder Erwachsener sollte täglich etwa 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. In besonderen Situationen, etwa trockener Heizungsluft oder sportlicher Betätigung, kann der Bedarf höher sein.
Moderater Kaffeekonsum von ein bis drei Tassen pro Tag kann sich sogar positiv auf die Gesundheit auswirken. Studien zeigen, dass regelmäßiger Kaffeegenuss mit einem geringeren Risiko für Darmkrebs in Verbindung gebracht wird. Die genaue Ursache dafür ist noch nicht vollständig geklärt. Aber es wird vermutet, dass Koffein eine aktivierende Wirkung auf den Darm hat.«