Wo ist der Mülleimer?

Wenn nur Männer in einem Büro arbeiten, fehlt auf der Toilette oft etwas: ein Mülleimer. Aber wie spricht man dieses Problem als neue Kollegin am besten an?

Illustration: Serge Bloch

»Im Oktober werde ich in einem Architekturbüro anfangen, in dem ausschließlich Männer arbeiten. Deswegen befindet sich auch kein Mülleimer im WC. Da ich eine 24-jährige Frau bin, benötige ich diesen jedoch von Zeit zu Zeit. Wie spreche ich dieses Thema an – oder soll ich einfach einen Mülleimer mitbringen und ins WC stellen?« Anonym

Erst mal Ihren Kollegen ein ganz herzliches Willkommen in der Gegenwart, na ja, zumindest auf dem Stand von 1993 oder so dürften sie mit der ersten Mitarbeiterin ja nun in etwa sein. Das ist doch schön. Was Ihre Frage betrifft, so kommt es zunächst einmal darauf an, wie viele Mitarbeiter das Architekturbüro insgesamt hat. Ab zehn müsste es nämlich für Frauen und Männer getrennte Toiletten geben, dies regelt die für Arbeitgeber verbindliche »Arbeitsstättenverordnung«, dann hätten Sie also eine Toilette für sich ganz allein. Die Details der Ausstattung werden in den »Regeln für Arbeitsstätten« konkretisiert. Demnach hat ein Abfallbehälter sowieso in jeder Toi­lette zu stehen, auch bei den Männern; in Toiletten, die Frauen benutzen, sollte es zudem einen Hygienebehälter mit Deckel geben, und zwar in jeder Toilettenzelle einen, bei den Männern reicht ein solcher Behälter mit Deckel pro Raum.

So weit zu Recht und Ordnung. Nun zu Ihrem Umgang damit: Ich weiß nicht, wie schüchtern Sie sind, aber wenn Sie ab Oktober als einzige Frau mit lauter Männern arbeiten, sollten Sie nach Möglichkeit durchsetzungsstark sein. Falls es Ihnen, und danach klingt Ihre Frage, unangenehm ist, nach einem Abfalleimer oder, Gott behüte, sogar Hygienebehälter zu fragen, ist das vielleicht genau die richtige Übung für Sie. Ich würde Ihnen tatsächlich raten, nach beidem zu fragen. Ohne Erklärung, ohne Entschuldigung. Sie hätten gerne zu Ihrem Arbeitsanfang einen Abfalleimer und einen Hygienebehälter in der Toilette. Das ist bestimmt gar kein Problem – selbst wenn für Periodenartikel hierzulande der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent erhoben wird, als handle es sich beim monatlichen Bluten um ein privates Vergnügen, hat bestimmt kein Arbeitgeber gerne eine luxuriöse Verstopfung im Abflussrohr.