Es war das Licht, das mich an den Tisch unterhalb des runden Fensters zog. An dem ich dann gefrühstückt und geträumt habe, bis es an der Zeit war aufzustehen. Genau hier, wird Véronique Mathieu später erzählen, stand der Altar. Dass in einem ehemaligen Kloster ein Altar stand, ist nicht überraschend. Dass ich mich zielsicher an seine Stelle setze, schon. Genau hier? Oui, Madame Mathieu und ihr Mann Philippe haben ihn abgerissen, bevor sie 2011 in den alten Mauern das Dreisternehotel »Le Sauvage« eröffnet haben. Die Kapelle ist jetzt ein Frühstücksraum mit Bar, die Zellen der Nonnen sind Gästezimmer, immer drei bis vier Zellen wurden zu einem der insgesamt 24 Räume. Die Wände sind vornehm grau, das Interieur schlicht. Mit wenigen Mitteln haben die Mathieus, die früher mit Antiquitäten handelten, die karge Vergangenheit zur puristischen Gegenwart erklärt. Bis 2008 lebten hier neun Nonnen. Im Treppenhaus hängt noch ihre Glocke. Jede Bewohnerin hatte ein eigenes Klingelzeichen, nun hört man allenfalls die Schritte anderer Gäste und das Rauschen der Wasserleitungen. Und Vögel: Hinten raus der Garten, in der Ferne die Dächer von Besançon. Und während ich alles betrachte, denke ich, dass ich weniger hetzen und mehr rumsitzen sollte. Viele Gäste buchen für eine Nacht, sagt Véronique Mathieu. Sie reisen auf der Rhein-Rhone-Achse von Süd- nach Nordeuropa oder umgekehrt. Meistens bleiben sie dann aber länger im »Sauvage«.
Le Sauvage
6, Rue du Chapitre
F-25000 Besançon
Tel. 0033/381 82 00 21
Übernachtung ab 99 Euro im Doppelzimmer
Foto: Rene Mattes