May Days

Instagram ist einer der letzten Orte, wo die britische Premierministerin Theresa May noch lächelt. Oder sind ihre fröhlich wirkenden Posts versteckte Hilferufe? Ein Deutungsversuch. 

Fände ein gebrochenes Bein vermutlich angenehmer als die Fortführung der Brexit-Verhandlungen: Theresa May. 

Foto: www.instagram.com/theresamay

Was zeigt uns Theresa May hier? Dass sie den Brexit-Zeitplan, den Austritt am 29. März, strikt einhalten wird. Komme was wolle. 
Was will sie uns wirklich sagen? Keine unerfüllte Brexit-Zusage lässt mich so schlecht aussehen wie die Video-Standbilder meines Social-Media-Teams.

Was zeigt uns Theresa May hier? Ihren Besuch bei der Wohltätigkeitsorganisation South London Cares, die sich um einsame Menschen kümmert.
Was will sie uns wirklich sagen? Kommen eure Mitarbeiter auch in den Westminster Palace, wenn man sie braucht? Ich bin in Unterhausabstimmungen gerade der einsamste Mensch Großbritanniens.

Was zeigt uns Theresa May hier? Endlich mal gute Nachrichten: »Meine wärmsten Glückwünsche dem Herzog und der Herzogin von Sussex zur frohen Nachricht, dass sie im Frühjahr ein Baby erwarten«, schreibt May unter dem Foto. 
Was will sie uns wirklich sagen? Könnt ihr euer Baby bitte, bitte, bitte am 29. März zur Welt bringen?

Was zeigt uns Theresa May hier? Beim Besuch in einem Londoner Krankenhaus unterschreibt sie auf dem Gipsbein einer Patientin.
Was will sie uns wirklich sagen? Es gibt Jugendliche, die finden es cool, ein Autogramm von mir zu bekommen. Sie müssen sich nur vorher ein Bein brechen, damit sie nicht weglaufen können.

Was postet Theresa May hier? Sie bedankt sich für eine neue Fußgängerbrücke in ihrem Wahlkreis. »Es war toll, sie zu eröffnen und dabei die ein Jahr alte Florence und ihre Mutter zu treffen.« 
Was will sie uns wirklich sagen? Wenn dich im Parlament mal wieder stundenlang die Opposition anschreit hat, deine eigenen Leute gegen dich stimmen und die EU über dich lacht – dann willst du einfach mal eine ganz kleine, völlig unbedeutende Fußgängerbrücke eröffnen. Mit Einjährigen drauf.

Was zeigt uns Theresa May hier? Dass sie in die Feierlichkeiten des chinesischen Neujahrs einstimmt.
Was will sie uns wirklich sagen? Wer sagt, dass der Brexit sein Land stärker machen wird, kann auch behaupten, dass dieser Junge die chinesische Gemeinde Großbritanniens repäsentiert.

Was zeigt uns Theresa May hier? Ihren Hinflug nach Kanada, wo sie mit Journalisten das anstehende G7-Treffen bespricht: »Meine Pläne, mit den G7-Führern gegen Missbrauch im Internet zu kämpfen, für eine funktionierende Weltwirtschaft und den Schutz der Meere.«
Was will sie uns wirklich sagen? Verglichen zu Brexit-Gesprächen sind Cybermobbing und Umweltzerstörung leichte Themen, die mich fröhlich lachen lassen.

Was zeigt uns Theresa May hier? Die Enthüllung einer Statue zu Ehren der britischen Frauenrechtlerin Millicent Fawcett (1874 - 1929).
Was will sie uns wirklich sagen? Schade, dass wir vor der Brexit-Abstimmung nicht alle das von Fawcett geschriebene Schulbuch »Political Economy for Beginners« gelesen haben.

Was zeigt uns Theresa May hier? Gemeinsam mit Kindern sammelt sie Plastikmüll in Parks, Straßen und öffentlichen Plätzen für die Aktion #GreatPlasticPickUp.  
Was will sie uns wirklich sagen? Wo wir grad beim Aufräumen sind, möchte mir jemand helfen, die Scherben der Brexit-Abstimm... hey, wo lauft ihr denn alle hin? 

Was zeigt uns Theresa May hier? Eine politische Karikatur, die ihr der Zeichner der »Matt Cartons« des Daily Telegraph geschickt hat. »Es ist immer gut für Politiker auch mal über sich selber zu lachen«, schreibt May dazu.
Was will sie uns wirklich sagen? Schön, wenn wir alle gemeinsam lachen können - über mich.

Was zeigt uns Theresa May hier? Schnee vor ihrem Amtssitz in der 10 Downing Street
Was will sie uns wirklich sagen? Erinnert Sie dieses Foto auch so an den Satz: »Winter is coming« der TV-Serie »Game of Thrones«? Dann lassen Sie sich gesagt sein: Lieber gegen hunderttausend untote White Walker kämpfen als gegen drei EU-Bürokraten.

Was zeigt uns Theresa May hier? Ihren Besuch in einer Küche einer Sikh-Gebetsstätte in der Stadt Walsall.
Was will sie uns wirklich sagen? Unter einem Schleier versteckt backen in einer Kleinstadt? Genau so male ich mir mein Leben nach den Brexit-Verhandlungen aus.