Ernst und Spiele

Zwischen Corona-Fällen und dem Zensur-Eifer der chinesischen Regierung drohen die Olympischen Winterspiele in Peking zur Farce zu werden. Wie gehen die deutschen Olympioniken damit um? Wir haben uns ihre Instagram-Posts angesehen.

Kunstschnee und Überwachung: Die Olympischen Winterspiele 2022.

Foto: AP

Wer postet hier? Die Langläuferin Sofie Krehl.
Was schreibt sie? »Freundlicher Empfang & das Abenteuer beginnt!«
Was lernen wir? Das mit der Völkerverständigung funktioniert auch im Ganzkörper-Schutzanzug. 

Wer postet hier? Der Langläufer Lucas Bögl.
Was schreibt er? »Ich habe aufgrund der Datensicherheit alle Kontakte von meinem Handy gelöscht. Wer mit mir kommunizieren will kann das hier tun, oder mich in den bekannten Messengers anschreiben. (Mit Name, das ich weiß wer schreibt).« 
Was lernen wir? Stimmt, das mit dem Datenschutz und China war ja auch mal ein Thema. Da sollte man nach der Pandemie besser noch mal drüber sprechen. 

Wer postet hier? Noch mal der Langläufer Lucas Bögl (seine Beiträge ragen aus dem Meer von »Endlich Olympia, kann es kaum erwarten«-Postings einfach hervor).
Was schreibt er? »Morgen beginnt die sog. Frozen 🥶 Periode, in der nur noch das IOC Sponsoren präsentieren darf. Deshalb möchte ich heute nochmal meinen Partnern danken...« – es folgen diverse Firmennamen, darunter sein »Kopfsponsor« (?), sein Tee-Sponsor und sein »Partner für Pulsmessung«.
Was lernen wir? Stimmt, das mit den absurden Sponsoring-Vorgaben und dem IOC war ja auch mal ein Thema. Da sollte man nach der Pandemie besser noch mal drüber sprechen.

Wer postet hier? Die vierfachen Rennrodel-Olympiasieger Tobias Wendl und Tobias Arlt. (Die als Rodel-Duo wirklich alles teilen, sogar einen Social-Media-Account.) 
Was schreiben sie? »Bedeutsame Ringe hinter uns - große Aufgaben vor uns 💪🏽💪🏽«
Was lernen wir? Eine in die Luft gestreckte Hand mit schwarzen Handschuhen bei Olympischen Spielen? Hat im Winter eine andere Bedeutung als bei Sommerspielen. Aber vielleicht sollten die beiden das vor ihrer nächsten Siegerehrung noch mal nachlesen. Stichworte: »Mexiko« und »1968«.

Wer postet hier? Der Eishockeyspieler Moritz Müller.
Was schreibt er? »Für alle, die diese Spiele kritisch sehen, möchte ich sagen, dass man als Sportler für Momente wie diesen sein Leben lang arbeitet ohne eine Stimme bei der Vergabe der Spiele zu haben.
Für mich sollten Olympische Spiele als das gesehen werden, wofür sie ursprünglich gedacht waren: Ein völkerverbindendes Sportfest, das nicht für andere Zwecke missbraucht wird.«
Was lernen wir? Das mit dem Missbrauch eines völkerverbindenden Sportfests müssen der IOC und China noch mal nachlesen.

Wer postet hier? Der Abfahrtsläufer Romed Baumann.
Was schreibt er? Dass er und das Team gut angekommen sind in Yanqing.
Was lernen wir? Die folkloristische Einrichtung der Athletenunterkünfte wurde offenbar in dem Laden gekauft, in dem auch chinesische Restaurants in deutschen Kleinstädten einkaufen.

Wer postet hier? Die Bobfahrerin Alexandra Burghardt.
Was schreibt sie? »Sicher angekommen in Peking, die Bahn ist super, alle sind negativ (das ist positiv), mehr gibt es nicht zu sagen!«
Was lernen wir? Könnte sein, dass es nach den Wettkämpfen und zurück in Deutschland dann doch Olympioniken geben wird, die über »mehr« sprechen möchten.

Wer postet? Der Bobfahrer Christian Rasp.
Was schreibt er? »Schon im Landeanflug auf Peking (...). In den Bergen darüber finden die Ski Alpin Wettbewerbe statt!« 
Was lernen wir? China bringt das Thema »Wintersport auf Kunstschnee« auf ein ganz neues Level. Oder wie es ein Instagram-Kommentator unter einem Foto der Skipisten inmitten schneeloser Berge so schön schreibt: »Die Schilder mit der Aufschrift ›Abseits der Piste fahren VERBOTEN‹ kann man sich dort sparen🤣«

Wer postet hier? Der Eisschnellläufer Felix Rijhnen.
Was schreibt er? »Immer noch sprachlos jedes Mal, wenn ich einen Fuß in dieses unglaubliche Gebäude setze.«
Was lernen wir? Je mehr Menschenrechtsverletzungen ein Gastgeberland verbergen muss, desto imposanter baut es die Sportstätten.

Wer postet hier? Die Bobfahrerin Lisa Buckwitz.
Was schreibt sie? »Endlich darf ich es euch verraten – ich durfte Teil des Covers und der Titelstrecke für die Olympiaausgabe des Playboys sein.« Wie das Magazin schreibt: »(...) ein Zeichen für ein positives Körpergefühl von Frauen.«
Was lernen wir? Rührend, wie sich der Playboy seit Jahrzehnten um das positive Körpergefühl von Frauen bemüht. Könnte nur schwer werden bei diesen Olympischen Spielen, sich mit dieser Art Enthüllung gegen Enthüllungen zu den Themen positive Corona-Tests, Propaganda oder Menschenrechte durchzusetzen. 

Wer postet? Der Snowboarder Leon Vockensperger.
Was schreibt er? »Hyped that we’re pullin‘ up with da WHOLE squad!!«
Was lernen wir? Noch nie haben die herumalbernden Snowboarder so gut getan wie bei diesen Olympischen Spielen.

Wer postet hier? Die Langläuferin Viktoria Carl.
Was schreibt sie? »Prinzessin auf der Erbse. Die erste Nacht in China habe ich super geschlafen.«
Was lernen wir? Matratzen sind in #beijing2022 wirklich ausreichend vorhanden.

Wer postet hier? Brigitte Schmailzl, die Physiotherapeutin des Bobteams.
Was schreibt sie? »All die Jahre hatten die Presse und all diese berühmten Journalisten genug Zeit gehabt, um mit dieser Intensität gegen die Entscheidung des IOC vorzugehen. Warum jetzt? Wir sind jetzt da!! Wir haben es uns nicht ausgesucht, dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, dass wir während einer Pandemie unseren Job machen sollen. Die Vorstellung, dass Sportler Spiele boykottieren sollten, ist völlig unvereinbar mit der Realität. Die Kritik ist absolut berechtigt, aber sie kommt einfach zu spät.«
Was lernen wir? So fröhlich weltvergessen viele Posts aus dem olympischen Dorf auch wirken, unbelastete Spiele sind es für niemanden.

Wer postet hier? Der Biathlet Erik Lesser.
Was schreibt er? Hier ist ein Post zu sehen, bei dem er Merchandise-Produkte der Veranstalter per Photoshop neu beschriftet hat: Die Worte »Solidarität, Inklusion, Gleichheit, Frieden, Respekt« ersetzte er durch »Geld, Geld, Geld, mehr Geld«. Zudem teilte er einen spöttischen post über den deutschen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach. Und Lesser postete über die Sportstätten: »Es ist wirklich schön hier draußen... Aber zu wissen, wie diese Gegend zuvor ausgesehen hat, macht mich so traurig. (...) All das für drei Wochen.«
Was lernen wir? Während andere Sportler und Sportlerinnen lieber nur die Betten oder Wettkampfstätten testen, prüft Lesser lieber direkt mal, wie es um die olympische Meinungsfreiheit bestellt ist.