Auf dem Sofa um die Welt

Alle Städtereisen sind bis auf Weiteres abgesagt. Diese Filmliste hilft beim Warten: Zehn Hommagen an großartige Städte – von New York über Paris bis Tokio.

Foto: UGC Fox

Paris

Die fabelhafte Welt der Amélie, 2001.
Regie: Jean-Pierre Jeunet

Die ganze Stadt ein einziger nostalgischer Jahrmarkt, kleine Gassen, sanfte Hügel, verwunschene Gärten. Wer diesem Film abnimmt, dass Paris so aussieht, hat fast Glück, dass er sich die schöne Illusion gerade nicht durch einen Besuch kaputtmachen kann.

O-Ton: »In diesem Augenblick ist alles perfekt. Die Weichheit des Lichts, dieser feine Duft, die ruhige Atmosphäre der Stadt. Sie atmet tief ein, und das Leben erscheint ihr so einfach, so klar, dass sie eine Anwandlung von Liebe überkommt und das Verlangen der gesamten Menschheit zu helfen.«

London

Notting Hill, 1999
Regie: Roger Michell

Bevor die astronomischen Immobilienpreise London endgültig aus dem Gleichgewicht gebracht haben, gab es solche Ecken wirklich mal: kleine Buchläden, charmante Straßenmärkte, schmale Reihenhäuser in Bestlage, in denen ganz normale Leute lebten. Schon vor 20 Jahren verklärte dieser Film London, heute wirkt die Stadt darin fast wie von einem irren Fantasten ausgedacht.

O-Ton: „Irgendetwas stimmt mit dem Joghurt nicht.“ – „Das ist kein Joghurt, das ist Majonaise.“

Brügge

Brügge sehen und sterben, 2008
Regie: Martin McDonagh

Colin Farrell und Brendan Gleeson spielen sich durch eine sehr amüsante Gangster-Story, aber der Überraschungsheld dieses Films war Brügge. Wer bitte wusste vorher, was für eine wunderschöne, malerische kleine Stadt das ist? Ein Film wie ein Spaziergang am Kanalufer.

O-Ton: »Vielleicht ist genau das die Hölle – den Rest der Ewigkeit im beschissenen Brügge zu verbringen.« Und jeder Zuschauer denkt: Würde ich sofort machen.

Tokio

Lost in Translation, 2003
Regie: Sofia Coppola

Auch wenn die Hauptfiguren sich im riesigen, fremden Tokio verloren fühlen, es darf doch angenommen werden, dass der Film die Zahl der Touristen aus dem Westen gesteigert hat. So vielschichtig, so aufregend ist selten eine Großstadt dargestellt worden – gerade weil sie in jeder Szene den Eindruck erweckt, voller überfordernder Eindrücke zu stecken.

O-Ton: »Ich plane einen Gefängnisausbruch! Zuerst müssen wir raus aus dieser Bar, dann raus aus diesem Hotel, raus aus der Stadt und raus aus dem Land! Sind Sie dabei?« Und natürlich ist der Ausbruch eine einzige große Entdeckungsreise.

New York

Manhattan, 1979
Regie: Woody Allen

Harry & Sally, 1989
Regie: Rob Reiner

Susan verzweifelt gesucht, 1985
Regie: Susan Seidelman

Ob man mit Woody Allen durch den Central Park spaziert, mit Meg Ryan im Katz‘s Deli sitzt (der berühmte gespielte Orgasmus!) oder mit Madonna durch die verschwitzten Clubs der frühen 80er Jahre zieht – eine Reise nach New York lässt sich auf dem Sofa tatsächlich ganz gut ersetzen. (Und ja, schon klar, es gäbe noch ungefähr 17 weitere Filme, die diese Stadt ganz großartig in Szene setzen. Aber wir haben ja hier in diesem Internet auch nicht unbegrenzt Platz.)

O-Ton: »Ich will genau das, was sie hatte.« (Ältere Dame am Nachbartisch im Katz’s Deli)

Venedig

Wenn die Gondeln Trauer tragen, 1973
Regie: Nicolas Roeg

Zugegeben, die Story um ein totes Kind und halluzinierende Eltern hat nicht viel von Urlaubsromantik. Und so richtig pittoresk kommt die Lagune in diesem legendären Horrorfilm auch nicht gerade rüber. Dafür aber touristenfrei. Und mal im Ernst, wer Venedig je in der Hochsaison erlebt hat, kann einer geisterhaft leeren Version durchaus was abgewinnen.

O-Ton: »Nichts ist, was es scheint.«

Rom

La Grande Bellezza, 2013
Regie: Paolo Sorrentino

Obwohl der Film, sagen wir, nicht allzu aufregend ist, hat er 2014 den Oscar als bester femdsprachiger Film bekommen. Vielleicht weil die Mitglieder der Academy einfach gern der dünnen Handlung entlang durch die Stadt spaziert sind, von der Fontana Paola über die Piazza Navona zu den Caracalla-Thermen und zum Malteser-Priorat. Tutto bene.

O-Ton: »Reisen, da kriegt die Phantasie zu tun. Alles andere bringt nur Enttäuschungen.« (Zitat des Dichters Céline aus dem Vorspann)

München

Zur Sache Schätzchen, 1968
Regie: May Spils

Das SZ-Magazin entsteht in München, aber auch Münchner Redakteure müssen dieser Tage zu Hause bleiben. Wer eine Runde durch ein Schwabing drehen will, das es so leider eh nicht mehr gibt, liegt mit diesem Klassiker goldrichtig. Vom Uni-Viertel über die Ludwigstraße bis zum Freibad, und das zusammen mit der jungen Uschi Glas und dem unfassbaren Werner Enke – da kann das heutige München kaum mithalten.

O-Ton: »Der alte Schwung ist hin.«