Tauben stehen, anders als Eichhörnchen, in einem recht liederlichen Ruf. Dabei sind sie wirklich hübsch und haben kluge Augen, die immer freundlich: »Sorry, dürfte ich hier kurz rumgurren?« zu sagen scheinen. Wenn sie auf einem Ast sitzen, sind sie eigentlich eher wie Kaninchen mit Federn. Die meisten Menschen denken bei ihrem Anblick allerdings nicht an Kaninchen, sondern an Venedig. Zusammen mit der silbernen Möbiusschleife auf diesem Foto ergibt das eine hübsche Ladung Gedanken. Die Schleife symbolisiert schließlich Unendlichkeit, und Venedig symbolisiert, na ja, Endlichkeit, wie es so lasziv langsam in der Lagune versinkt. Zwischen beiden Zuständen flattern die berühmten Tauben herum. An dem Tag, an dem Venedig untergeht, werden die dort wohnhaften Vögel abheben und wegfliegen. Aber das ist okay. Schließlich: »Eine Unendlichkeit zusammengefügt aus allerkleinsten Endlichkeiten, das ist die Welt«, schrieb Wolfgang Koeppen. Der Roman dazu heißt, natürlich, Tauben im Gras.
Handzahm: »Infinity«-Armreif aus Sterlingsilber, von Tiffany & Co.
Foto: Mirka Laura Severa