1. Pock i ned, Oida!
Sollte es Sie in diesem Winter zum Skifahren nach Österreich verschlagen, könnte es gut sein, dass Sie einem Krocha begegnen. Eine kleine Anleitung:
Bam, Oida! - Leitspruch der sog. »Krocha« [dt: Kracher], der einzigen je in Österreich entstandenen Jugendkultur. »Bam, Oida!« ist ein spontaner Ausdruck des allg. Wohlbefindens. Neben „Bam, Oida!" als Ausdruck des allg. Wohlbefindens umfasst der Wortschatz der K. unter anderem „Fix, Oida!" als Ausdr. der Zustimmung sowie „Pock i ned, Oida!" als Ausdr. der Verwunderung. Die im Jahr 2007 entstandene Kultur ist per se unpolitisch, K. treten vornehmlich in Discos oder Tanzlokalen auf und „krochen eini" [dt: hineinkrachen bzw. -krochen, syn. für Spaß haben].
Typische Erkennungsmerkmale der K. sind:
Weiße Linien im Gesicht Entstehen beim Färben mit Selbstbräunercreme
Ed-Hardy-Kappe ("Keine Party ohne Ed Hardy") Alternative: Flash Caps in Neonfarben
Rasierte Muster und gezupfte Augenbrauen Passen perfekt zum verbrannten GesichtVoki (Vokuhila) Alternative: "Gööta Iro"
(Gegeelter Irokese)
Röhrenjeans Tief hängend
Schuhe: Adidas-Bok, Oida! Alternative: Converse, Oida!
Schlüsselband Am besten: Neonfarben
Palästinensertuch Der Krocha sagt "Gschiatiachl" (Geschirrtuch) dazu
Melanom im Gesicht Zu viel ins "Soli" (Solarium) gegangen
T-Shirt Mit Spruch oder Neonmuster
In der einstigen Krocha-Hauptstadt Wien gilt die Kultur als nahezu ausgestorben, nachdem sie durch mediale Berichterstattung erst
bekannt und schließlich lächerlich gemacht wurde. Vertreter der Wiener Society wie Baumeister Richard Lugner traten in Krocha-Verkleidung auf, die Wiener Verkehrsbetriebe lancierten eine Werbekampagne über die K., welche die „Bim" genannten Wiener Straßenbahnen benutzen („Bim, oida!"). K. bevölkern jedoch weiterhin die ländlichen Gegenden Österreichs, wo sie etwa deutschen Skiurlaubern begegnen: Je nach regionalem Dialekt lassen sich in den Dorfdiscos der Steiermark überzeugte „Kroucha", in jenen Salzburgs „Kroacha" finden.
2. Neue Sachlichkeit
Der Wiener Wilfried Mayer begeistert uns schon länger mit Männermode, die ebenso schlicht wie avantgardistisch ist. Besonders seine Schuhe haben es uns angetan (siehe Foto). http://www.wilfriedmayer.net
3. Ösi-Whisky
Hans Reisetbauers Obstbrände sind Weltklasse, auch sein "Blue Gin" muss den Vergleich mit britischen Spitzenprodukten nicht scheuen – und sein Single Malt Whisky? Riecht erst mal dezent weinig – er reift in Fässern, die vorher Trockenbeerenauslese enthielten –, dann nach Kirschen und Nougat. Die 48 Volumenprozent Alkohol brizzeln deutlich am Gaumen. Nicht schlecht, aber nichts gegen einen echten Schotten.
Stefan Gabányi (ist Barmann und Whiskey-Experte, siehe: Schumann’s Whiskey-Lexikon).
4. Die besten Schnitzelwirte
Empfohlen von unseren Lieblingsösterreichern
Wolf D. Prix, Architekt: Liebt die Schnitzel im »Plachutta«, Wollzeile 38, Wien, Tel. 0043/1/512 15 77, www.plachutta.at.
Erwin Wurm, Künstler: Mag die Schnitzel im »Österreicher« im MAK (Museum für Angewandte Kunst), Stubenring 5, Wien, Tel. 0043/1/714 01 21, www.oesterreicherimmak.at.
DJ Ötzi, Musiker: Bevorzugt Schnitzel von der »Oberforsthofalm« bei Hanni und Rupi Mayr, Alpendorf 12, Sankt Johann im Pongau, Tel. 0043/64 12 63 96, www.oberforsthofalm.at.
Helmut Thoma, Manager: Isst immer wieder gerne im »Kanzleramt«, Schauflergasse 6, Wien, Tel. 0043/1/533 13 09, www.restaurant-kanzleramt.at.
Renate Götschl, dreifache Skiweltmeisterin: Geht zum Schnitzelessen in den »Gaalerhof«, Schattenberg 53, Gaal/Steiermark, Tel. 0043/35 13 88 22, www.gaalerhof.at.5. Weich wie Holz
Vor über 150 Jahren entwarf Michael Thonet einen Stuhl mit gebogener Holzlehne, der als Wiener Kaffeehaus-Stuhl zum Klassiker wurde. Kürzlich stellte Thonet mit dem "404" eine zeitgemäße Neuinterpretation vor, entworfen vom Münchner Designer Stefan Diez. Der steht schon jetzt unter starkem Klassiker-Verdacht.
6. Drei Millionen
... Leser erreicht die Kronen Zeitung täglich. Gemessen an der Einwohnerzahl Österreichs von ca. 8,4 Mio. entspricht das einer Reichweite* von 44 Prozent. Zum Vergleich: Die Reichweite der Bild-Zeitung in Deutschland beträgt etwa 18 Prozent.
*Reichweiten gemessen an der Bevölkerung ab 14 Jahren. Fotos: Stockfood (1); Illustration: Andrea Maria Dusl