Das Interview findet im Intendantenbüro von Jürgen Flimm in der frisch renovierten Berliner Staatsoper statt. Draußen rüttelt Orkan Xavier an der Balkontür. Die beiden Rheinländer sind seit vielen Jahren befreundet und könnten doch kaum unterschiedlicher sein: Der Musiker Westernhagen – drahtig, hautenger Anzug, Make-up im faltenlosen Gesicht – hat eine Maskenbildnerin dabei, die ihm während der Fotoaufnahmen immer wieder die Stirn pudert.
Der Regisseur und Intendant Flimm – zerzaust und unrasiert mit Hang zum Schmerbauch – macht die ganze Zeit Faxen. Er wackelt mit dem Hinterteil vor Westernhagen: »Machste das immer noch auf der Bühne? Da sind sie doch alle immer ausgeflippt.« Nein, entgegnet Westernhagen leicht indigniert, bei seinen Unplugged-Konzerten der aktuellen Tour sitze er auf der Bühne.
Zuvor, beim Rundgang durch die Rokokopracht, hatte Westernhagen bewundernd in sich hineingemurmelt: »Mann, hier würde ich auch gern mal spielen.« - »Ja, mach doch!«, schrie Flimm, dass es hallte. »Kostet 30 000 Euro Miete. Schaffste doch. Das haste doch drauf, oder?« Westernhagen wird sich beeilen müssen. Flimm ist 76, vor vier Jahren erlitt er einen Schlaganfall. Zurzeit übergibt er die Oper an seinen Nachfolger, im April 2018 gibt er die Intendanz ab.
Die beiden haben sich 1968 am Set des Films »Der Unfall« kennen gelernt. Da waren sie beide noch aufstrebende Jungschauspieler. Bis heute sind sie befreundet, schauen gelegentlich zusammen Fußball oder besuchen sich im Urlaub in Italien. Wie ist es zusammen alt zu werden, beide auf unterschiedlichen Bühnen zuhause? Wie stützt man sich in Lebenskrisen. Vor allem aber: Wie findet man den besten Zeitpunkt abzutreten? Darum soll es in diesem Interview gehen.
Die Rollen sind dabei klar verteilt: Da der kontrollierte Asket und Rocker, der nicht altert, dort der onkelige Lebemann, den seit seinem überstandenen Schlaganfall nichts mehr umwerfen kann.
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Foto: Urban Zintel