Die Tipps von Tanja Selder, 21./22. Juni 2025
Für den Kopf
Als Kind beginnt man oft neue Hobbys, als Erwachsene eher weniger. Ich wollte gegensteuern und war über die Fülle des Programms an Volkshochschulen begeistert. Ich nehme jetzt zum ersten Mal an einem Kurs teil, zum Thema »Autofiktion«, und habe dadurch neue Autor*innen entdeckt, wie zum Beispiel Sarah Biasini, die Tochter von Romy Schneider. Außerdem trifft man dort völlig unterschiedliche Menschen – mit derselben Begeisterung!
Für das Herz
Gerade zeigt das Münchner Residenztheater eine Inszenierung von Heinrich von Kleists Theaterklassiker Das Käthchen von Heilbronn. Ich musste dort lauthals lachen, habe (unironische) Tränen geweint und verließ die Vorstellung beseelt. Die Bildwelt von Elsa-Sophie Jach berührt (seit 2022!) durch das Verweben des historischen Ritterspiels mit der klugen wie gewaltigen Erzählung von Christa Wolf: Kein Ort. Nirgends.
Für den Bauch
Am liebsten frühstücke ich, wenn ich viel Zeit habe – also ausschließlich am Wochenende. Hoch im Kurs gerade: türkische Eier. Diese werden pochiert und spenden dem schlaftrunkenen Gaumen wohlige Wärme. Joghurt und frische Kräuter machen das Gericht frisch und sommerlich, die Chili-Schärfe sorgt für den gewissen Kreislauf-Kick. Ein Rezept finden Sie hier.
Die Tipps von Marc Schürmann, 14./15. Juni 2025
Für den Kopf
Ein Junge in Rio träumt davon, Fußballprofi zu werden und der Armut zu entkommen. Millionen haben diesen Traum, für fast niemanden wird er Wirklichkeit. Carlos Henrique Raposo schaffte es – obwohl er nichtmal kicken konnte. Die Dokumentation Kaiser! erzählt von diesem Hochstapler, der in den Achtzigern und Neunzigern sogar bei Topclubs unter Vertrag stand. Gäbe es einen Muskel fürs Staunen, man hätte nach dem Schauen einen enormen Muskelkater.
Für das Herz
Fangen Sie mit »Brückengeländer« an. Nein, besser mit »Das mit dem Glücklichsein ist relativ«. Stopp, noch besser mit »Als könnte man die Sterne berühren«. Quatsch! Natürlich mit »Du kannst mich an der Ecke rauslassen«! Obwohl, vielleicht doch eher mit »Ich würde dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn’s nicht meine ist«? Aber Sie dürfen nicht »Jetzt für immer« verpassen! Ach, wissen Sie was: Hören Sie einfach alles, was Sie von Niels Frevert finden können.
Für den Bauch
Manchmal fragt man sich ja, warum einem diese oder jene banale Idee nicht früher gekommen ist. Ich tat mich oft schwer, der Versuchung nach Limonade zu widerstehen. Bis ich anfing, mir einen Schuss Zitronensaft in den Sprudel zu kippen. Schmeckt ähnlich wie Limo, hat aber eine Wagenladung weniger Zucker. Obacht im Supermarkt: Man kann den Zitronensaft leicht mit dem Limettensaft verwechseln. Den finde ich im Sprudel bäh. Im Cuba Libre dagegen großartig. Dann natürlich auch mit Limonade.
Die Tipps von Wolfgang Luef, 7./8. Juni 2025
Für den Bauch
Wenn es nach meinen Kindern geht, würden wir von Mai bis Oktober jeden Tag zusammen zur Eisdiele pilgern. Leider geht das ins Geld. Eine günstige Alternative ist dieses selbstemachte Schoko-Eis: Tiefgefrorene Bananenstücke (jedes Mal, wenn bei uns eine Banane nicht aufgegessen wird, kommt sie ins Gefrierfach) mit Kakaopulver und Joghurt in den Standmixer geben, einschalten, servieren. Dieses kleine, zuckerfreie Rezept hat uns schon so manche Debatte erspart.
Für das Herz
Gerade blüht der Holunder. Und so toll Sirup oder Gelee auch schmecken: Man kann das besondere Frühsommergefühl auch genießen, ohne die Blüten zu pflücken. In Gedanken nenne ich es Holunderbaden, eine winzig kleine Auszeit vom Alltag: Einfach nah an einen Strauch herantreten, die Augen schließen, tief durch die Nase einatmen, den Duft genießen, und in den Ohren das Summen hören. Die Insekten freuen sich nämlich auch, wenn man ihnen die Blüten nicht wegpflückt.
Für den Kopf
Eine Frau flüchtet vor ihrem gewalttätigen Mann auf eine abgeschiedene Tiroler Berghütte. Dort lebt ihre Cousine, die ihr früher einmal nahe stand, die aber als Kind aufhörte zu sprechen und vom Großvater auf diese Alm gebracht wurde. Der Roman »Wild wuchern« von Katharina Köller hat mich vor ein paar Wochen umgehauen. Vor der Kulisse einer unbarmherzigen Natur verhandelt er die Fragen, wo Frauen in der Gesellschaft stehen (müssen), was Freiheit bedeutet und was Lebensfreude. Ich empfehle das Hörbuch, gelesen von der Autorin.
Die Tipps von Timm Klotzek, 31. Mai/1. Juni 2025
Für den Bauch
Ich habe Anfang März vergessen, ein paar Tomatensamen auf die warme Fensterbank zu stellen und die Pflanzen selbst vorzuziehen. Aber jetzt sind Jungpflanzen in der Gärtnerei noch klein und hilfsbedürftig, sie wachsen in den nächsten Wochen dann rasend schnell, und schon bald werde ich den Einkauf verdrängt haben und mir einbilden, dass ich die Tomaten mit meinem grünen Daumen ganz allein groß gezogen habe. Vorfreude auf die Ernte!
Für das Herz
Ich habe vor ein paar Jahren wieder angefangen, Tennis zu spielen. Die Geräusche der geschlagenen Bälle machen mir sofort und überall gute Laune – vergleichbar nur noch mit dem fröhlichen Geschrei auf Grundschulhöfen. Jetzt bekam ich den Bildband The Tennis Court von Nick Pachelli in die Hand, er hat auf der ganzen Welt die schönsten Tennisplätze fotografiert. Diffuses Fernweh wandelt sich sofort in konkrete Sehnsucht: Einmal im Leben auf »Il San Pietro di Positano« spielen, das wär’s!
Für den Kopf
Wer den Kopf freikriegen möchte, der schaue nachts in den Himmel hoch, zu den Sternen. Und wenn man dann genauer wissen möchte, wie die vielen Leuchtpunkte heißen, hilft die kostenlose App »SkyViewLite« weiter. Einfach das Handy hochhalten und sofort all die Sonnensysteme, Sterne, Satelliten genannt und erklärt bekommen. Ein Traum aus Licht und Ewigkeit.
Die Tipps von Dorothea Wagner, 24./25. Mai 2025
Für den Bauch
Cacio-e-pepe-Rührei habe ich in meinem Lieblingscafé in Oslo zum ersten Mal gegessen. Es schmeckt wie eine Umarmung und geht so: Pfeffer in der Pfanne rösten, Butter hinzugeben und schmelzen lassen. Ei verquirlen, etwas feingeriebenen Pecorino in die Mischung geben. In der Pfanne auf niedriger Hitze stocken lassen. Auf Bauernbrot anrichten, mit noch mehr Pecorino bestreuen und frischen Pfeffer darüber mahlen.
Für das Herz
Ich habe einmal den Tipp gelesen, man solle auf seinem Balkon die Kräuter anpflanzen, die man nicht überall frisch im Supermarkt bekommt. Weswegen bei mir neben Schokominze und Bohnenkraut zwei Töpfe Perilla stehen, auch Shiso genannt. Das asiatische Kraut lässt jeden Salat und jedes Reisnudel-Gericht frischer schmecken. Und es leuchtet so dunkelrot-violett, dass es das gelb-lila-blaue Blumenmeer auf meinem Balkon auf die schönste Weise ergänzt. Erhältlich als Jungpflanze in Fachgeschäften oder als Saatgut.
Für den Kopf
Der Film A Real Pain hat mich wochenlang nicht losgelassen. Zwei Cousins reisen darin nach Polen um zu sehen, wo ihre im Holocaust vertriebene Großmutter aufgewachsen ist. Nebenbei erzählt der Film in 90 Minuten auch, wie schwer es ist, anderen Menschen in ihrem Schmerz nahe zu sein. Der Film, für den der Schauspieler Kieran Culkin verdient einen Oscar gewonnen hat, ist jetzt in Deutschland zum Leihen auf verschiedenen Streaming-Plattformen verfügbar.
Die Tipps von Birthe Steinbeck, 17./18. Mai 2025
Für den Bauch
Im SZ-Magazin gab es schon einige Geschichten von und mit dem zeitgenössischen Künstler Maurizio Cattelan. Im Fotografiska Museum Berlin ist er nun als Teil des italienischen Kreativduos TOILETPAPER in einer knallbunten und surrealen Ausstellung zu sehen. Wer möchte, kann sogar in Kunst »baden« – in einem großen, rosafarbenen Pool, gefüllt mit Plastikbananen.
Für den Kopf
Die Galerie Max Hetzler in Berlin zeigt gerade übergroße Werke des Fotografen Thomas Struth aus den letzten vierzig Jahren – großartig platziert und gehängt auf 17 Meter Deckenhöhe in der ehemaligen Tagesspiegel-Druckerei. Struths Fotografien zeigen Museumsbesucher, Natur und technologische Innovationen. Mein Lieblingsbild ist ein rätselhaftes, schwarzweißes Doppelportrait einer Mutter mit ihrer kleinen Tochter.
Für das Herz
Wenn man in den USA einen »General Store« betritt, ist es wie eine Zeitreise. Der amerikanische Künstler Christian Patterson fotografierte fast 20 Jahre lang den Verfall genau solch eines kleinen Geschäfts im Mississippi-Delta und zeigt diese Arbeit zur Zeit in der Berliner Galerie Robert Morat. Verteilt in den Räumen lassen sich sogar Orginalprodukte entdecken. Wer es nicht zur Ausstellung schafft, kann sich alles auch in Ruhe im Bildband Gong Co anschauen.
Die Tipps von Nele Sophie Karsten, 10./11. Mai 2025
Für den Kopf
Die coolste Band der Welt heißt Haim und kommt aus L.A. Sie besteht aus den drei Schwestern Danielle, Alana und Este Haim, die am liebsten im Bikini-Oberteil mit E-Gitarre und Schlagzeug auftreten und dabei wie beneidenswert lässige Göttinnen aussehen. Ihr neues Album I quit erscheint im Juni, die Single Relationships geht mir schon jetzt nicht mehr aus dem Kopf: »What's all this talk about relationships? – It feels like everyone's caught up in it«.
Für das Herz
Ich habe ein Faible für Briefwechsel großer Künstler und Autorinnen. Kürzlich habe ich etwa die Love Letters von Virginia Woolf und Vita Sackville-West gelesen, die Chronik einer geheimen Liebe. Sie schreiben einander wundervolle Sätze wie »Ich bin ein Planeten-Snob geworden – trunken vom Reisen.« Ein Brief endet mit den Worten: »Insgesamt kam ich mir nach der Lektüre Deines Briefes vor wie eine liebkoste Katze.« Mir ging es ähnlich.
Für den Bauch
Üppig sind die Gründe dafür, dass der Frühling eine der schönsten Jahreszeiten ist. Für mich zählt vor allem: die Eisdielen eröffnen endlich wieder! Sobald die Sonne das Tragen von Ballerinas erlaubt, spaziere ich beinahe jeden Abend über die Isar Richtung Eisverkäufer meines Vertrauens. Er schmunzelt verschwörerisch, wenn er mich sieht. Zwei Kugeln in der Waffel, bitte. Meist Pistazie mit irgendwas. An guten Tagen mit Sahne. Ich setze mich auf eine Bank und freue mich des Lebens.
Die Tipps von Nicola Meier, 3./4. Mai 2025
Für das Herz
Neulich saß ich nach langer Zeit mal wieder selbst auf einer Schaukel, und was soll ich sagen: Macht auch erwachsen noch richtig Spaß! Wer es tiefgründiger mag: Der Philosoph Wilhelm Schmid hat das Schaukeln als Metapher fürs Leben genommen und darüber aus einem sehr traurigen Anlass ein sehr hoffnungsvolles Buch geschrieben, es heißt: Schaukeln: Die kleine Kunst der Lebensfreude.
Für den Bauch
Wenn man selbst nicht so viel kocht, staunt man umso mehr über die Köstlichkeiten, die andere schnell mal zaubern. Neueste Entdeckung: Maafe (auch Mafé), ein Erdnusseintopf aus Westafrika. Gab es mit Spinat und Süßkartoffeln bei einer Freundin. Sie sagt: ganz einfach. Aber netterweise auch, dass sie mich einlädt, wenn sie ihn das nächste Mal kocht. Ein Rezept gibt es hier.
Für den Kopf
Der Autor Javier Zamora kommt aus El Salvador. Als Neunjähriger brach er von dort auf, um mit einem Schlepper und einer Gruppe fremder Menschen in die USA zu gelangen. »Unbegleitete Minderjährige« heißt es nüchtern, wenn es um Migranten und Geflüchtete geht, die ohne Eltern unterwegs sind. Was es wirklich bedeutet, beschreibt Javier Zamora in seinem großartigen Buch Solito.
Die Tipps von Jonas Junack, 26./27. April 2025
Für das Herz
Aus Berlin erreicht man mit der Regionalbahn in etwa einer Stunde einen winzigen Bahnhof mit mächtigem Namen: »Joachimsthal Kaiserbahnhof«. Von dort läuft man zehn Minuten zum Werbellinsee. Hier kann man planschen, klar, aber das Highlight sind die Seeadler. Mehrere Brutpaare leben in der direkten Umgebung, und mit ihren knapp zweieinhalb Metern Flügelspannweite sind sie ein unglaublicher Anblick. Also, Handtuch und Fernglas einpacken – und immer Abstand halten, um die Vögel nicht zu stören.
Für den Bauch
Das »Crispy Chilli Oil« von der Marke Lao Gan Ma ist ein Wundermittel aus dem Einmachglas. Es macht selbst aus Reis ohne alles ein würzig-scharfes Gericht und eine geschmackstechnische 8 von 10. Drin ist: Sojabohnenöl, Chilis, Zwiebeln, fermentierte Sojabohnen, Salz, Szechuan Pfeffer, Zucker, Mononatriumglutamat. Man findet es in praktisch jedem asiatischen Supermarkt. Kostenpunkt: etwa 4 Euro pro Glas. Und das reicht dann meist für mehrere Monate.
Für den Kopf
Wenn es um volkswirtschaftliche Themen geht, sehen viele nur einen unverständlichen Brei aus Zahlen und Fachbegriffen. Doch über ökonomische Themen muss man nicht sprechen wie über höhere Mathematik. Das beweist Gary Stevenson. Der Brite war Trader. Heute beschäftigt er sich mit Ungleichheit, macht unter dem Namen ›Garys Economics‹ Videos, Podcasts und hat ein neues Buch. Level: einfach.
Die Tipps von Lea Sophie Fetköter, 19./20. April 2025
Für den Bauch
Ich lese aktuell einen Roman, der so faszinierend über Essen und Genuss erzählt, wie ich es bisher noch nicht kannte. Die Autorin C Pam Zhang beschreibt in ihrem Buch Wo Milch und Honig fließen« eine Kolonie, in der es als einzigem Ort auf der Welt noch frische Lebensmittel gibt. Eine Köchin nimmt dort eine Stelle an und es entspinnt sich eine gleichermaßen absurde wie fesselnde Geschichte um Macht, Privilegien, Hunger und Überfluss.
Für den Kopf
Grundsätzlich hilft es dem Kopf natürlich, die Bildschirmzeit im Alltag zu verringern – dank einer meiner liebsten Freundinnen habe ich dennoch eine neue Beschäftigung am Smartphone: In der »NYT Games«-App warten täglich verschiedene Rätsel und Wortspiele – von Wordle über Mini-Kreuzworträtsel bis zu »Connections« (mein Favorit, ich scheitere bisher allerdings meist kläglich).
Für das Herz
Es kommt vermutlich nicht so oft vor, dass die eigene Mutter einen ins Berghain schickt – in meinem Fall war es dann doch nur die Kantine nebenan, in der die Sängerin Nectar Woode spielte. Aber für den Tipp bin ich ihr sehr dankbar, es hat sich so gelohnt! Die Musik hat mich direkt mitgezogen. Ein paar Wochen später ging ich direkt zu ihrem nächsten Live-Auftritt, ihr Lied »Good Vibrations« macht jeden Schlechte-Laune-Moment etwas besser!
Die Tipps von Dana Packert, 12./13. April 2025
Für den Kopf
Neben meinem Bett liegt seit einiger Zeit das Buch Factfulness. Hans Rosling beschreibt darin sehr sachlich, wie wir lernen, die Welt wieder realistischer wahrzunehmen, warum uns unsere Instinkte manchmal trügen und uns vor allem das Schlechte sehen lassen. Denn so schlimm es gerade um die Welt steht, vieles ist in den letzten Jahrzehnten auch besser geworden. Das zu erkennen, hilft mir in den Zeiten voller schlechter Nachrichten gerade sehr.
Fürs Herz
Ich hatte neulich ein wunderschönes girl weekend, an dem ich den neuen Bridget Jones Film angesehen (und sehr geliebt!) habe. Am darauffolgenden Vormittag war ich in einem Café, in dem man Keramik bemalen kann. Jetzt steht vor mir eine Vase, die mir Sommerferien-Gefühle beschert: Außen sieht sie mit gelben Streifen aus wie ein Sonnenschirm, innen wie Erdbeereis, und ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so stolz auf etwas Selbstgemachtes war. Solche Cafés gibt es mittlerweile in vielen Städten.
Für den Bauch
Mir ist kürzlich wieder aufgefallen, wie gut ich Bananenbrot finde. Es ist einfach zu backen, schmeckt köstlich, und es tut zumindest so, als sei es gesünder als Streuselkuchen. Dank einer Freundin habe ich ein Rezept für eine simple, aber großartige Variante mit Walnüssen und Schokolade, das ich gerne mit Ihnen teile:
Für eine eckige Backform:
- 4-5 reife Bananen
- 3 Eier
- 180 ml Sonnenblumenöl
- 60 ml Wasser
- 1 Packung Vanillezucker
- 300 g (Dinkel-)Mehl
- 1 Packung Backplver (2 TL)
- 100 g Zucker
- Salz
- Zimt (ca. 1 TL)
- 200 g Zartbitterschokolade
- 175 g Walnüsse
Den Backofen auf 175 °C vorheizen (Umluft). Bananen zerdrücken, mit einem Handrührgerät die Bananen mit Eiern, Vanillezucker und dem Wasser vermischen.
In einer anderen Schüssel Mehl, Backpulver, Zucker, Salz und Zimt in zwei Etappen zu den restlichen Zutaten geben (Teig nicht zu lange rühren!). Schokolade sehr grob hacken, Nüsse ebenfalls, und unterheben. Kastenform mit Backpapier auslegen oder einfetten und den Teig hineinfüllen.
Auf mittlerer Schiene ca. 55 min backen (Stäbchenprobe!).
Die Tipps von Lars Reichardt, 5./6. April 2025
Für den Kopf
Dieses Buch habe ich zweimal gelesen. Mache ich nicht oft. Der Therapeut Wolfgang Schmidbauer hat über die gestörte Beziehung zu seinem älteren Bruder geschrieben. Die Erstgeborenen heißt das Buch, Schmidbauer beschreibt darin, was die Erst- von den Zweitgeborenen unterscheidet, und was das in ihren Leben bewirken kann. Ich bin ein Erstgeborener.
Fürs Herz
Ich wusste, dass mein Sohn Musik macht. So nebenbei. War dann aber doch baff, als er mir kürzlich einen Link zu seinem ersten Album auf Spotify schickte: eins hat er es genannt und sich selbst »mori blau«. Er spielt darauf Gitarre, Bass, Klavier und Synthesizer, er singt auch dazu und nennt es »eine Mischung aus Pop, experimenteller Electronica-Musik, Neoklassik, Downtempo und Jazz.«
Für den Bauch
Käferbohnen heißen sie, große schwarze Bohnen, sie wachsen in der Steiermark. Marvin Boerger und sein Küchenchef machen daraus Hummus mit einer Tahini aus Sonnenblumenkernen statt Sesam. Boerger hat beim langjährigen SZ-Magazin-Kolumnisten Tohru Nakamura gelernt. Jetzt macht er mit anderen im Chiemgau das Lokal Landl. In Stephanskirchen hinter Rosenheim liegt es, ein ideales Ausflugsziel.
Die Tipps von Anna Sullivan, 29./30. März 2025
Für das Herz
Neulich entdeckte ich im Programmkino Black Dog – Weggefährten, einen chinesischen Spielfilm des Regisseurs Guan Hu, der eine Freundschaft zwischen einem Mann und einem Hund am Rande der Wüste Gobi einfängt. Der Film hat bei den Filmfestspielen von Cannes einen Hauptpreis erhalten, ist langsam, poetisch und voller beeindruckender Aufnahmen. Noch einmal gefreut habe ich mich im Anschluss, als ich las, dass Hauptdarsteller Peng nach den Dreharbeiten den Filmhund Xin adoptiert hat.
Für den Kopf
Damit in meinem Kopf möglichst viel Raum für andere Gedanken ist, trage ich am liebsten zeitlose, unkomplizierte Basics. Die Firma Index produziert in Portugal Unisex-Schnitte aus Bio-Fasern. Durch moderne Färbeprozesse wird der Verbrauch von Energie und Wasser reduziert. Die Schnitte sind klassisch, mit modernem Touch (zum Beispiel beim »Boxy T-Shirt«). Zudem ist die Webseite extrem übersichtlich und trotzdem ästhetisch – eine angenehme Abwechslung.
Für den Bauch
Ich liebe den Newsletter »Cosy Delicious«. Er bietet einen perfekten Mix aus Design und gutem Essen. Geschrieben wird er vom Tausendsassa-Power-Paar Sonja und Duy Anh. Sie ist Journalistin, er Designer, beide sind hardcore Foodies. Die Phams bringen ihre Erfahrungen aus über 20 Jahren Gastronomie und vietnamesischer Familienküche in den Newsletter ein. Neben den Rezepten geben sie Tipps zu Restaurants, Events, TV-Formaten und Büchern. Kurz: allem, was Freude bereitet.
Die Tipps von Tobias Haberl, 22./23. März 2025
Für das Herz
Ein Buch aus der Bestsellerliste zu empfehlen, ist wenig originell, aber egal: Christian Krachts neuer Roman Air enthält so viel Trost und Schönheit (und Grausamkeit, weil es sie nun mal gibt), dass man beim Lesen die schnöde Wirklichkeit schon nach wenigen Seiten hinter sich gelassen hat. Eine Geschichte von biblischer Wucht, rätselhaft, geheimnisvoll und ganz anders als ein Dienstag im Büro.
Für den Bauch
Ich kann und mag nicht kochen. Rezepte sind von mir nicht zu erwarten. Dafür schaue ich am Sonntagnachmittag gern Zwischen Spessart und Karwendel im BR. Es gibt wenig Gemütlicheres, als im Bett zu liegen und einer unterfränkischen Oma dabei zuzuschauen, wie sie Kartoffelknödel ins Kochwasser schubst. Danach habe ich so Appetit, dass ich mir umgehend was vom Inder liefern lasse.
Für den Kopf
Gerade ist Sofia Gubaidulina gestorben, die bedeutendste Komponistin unserer Zeit. »Ich komponiere, weil ich beschreiben will, wie das Universum klingt, es mit Worten aber nicht ausdrücken kann«, hat sie mal gesagt. Wie das klingt? Gewaltig! In Ihrem Orchesterwerk Der Zorn Gottes konfrontiert sie jeden einzelnen Zuhörer mit den Folgen seiner Schuld. Wer gut zuhört, möchte sofort ein besserer Mensch werden.
Die Tipps von Roland Schulz, 15./16. März 2025
Für das Herz
Gedichte, gerade gute, berühren Verstand und Gefühl zugleich. Der dieses Jahr anlaufende Film 28 Years Later setzt in seinem Trailer auf ein altes Gedicht von gewaltiger Kraft: Boots, von Rudyard Kipling, im Jahr 1915 vorgetragen von Taylor Holmes – ein Sprechgesang über Wahnsinn, Stiefel, den Krieg.
Für den Kopf
Schimpfen, Fluchen und »Scheiße« schreien gehört sich selbstverständlich nicht, schon gar nicht für Erwachsene, ganz egal, wie nötig es wäre. Zum Glück gibt es Fluchmalbücher, also Ausmalbücher zum Stressabbau, in denen statt Blumen oder Mandalas ein paar prächtige Beleidigungen darauf warten, ausgemalt zu werden – wie zum Beispiel in dem Buch Abgefuckte Ausmal Scheiße.
Für den Bauch
Die Idee von Fairafric ist schön simpel: Schokolade dort herstellen, wo sie herkommt. Die Firma hat in Ghana eine Schokoladenfabrik aufgebaut, bezieht ihren Kakao von Biobauern vor Ort, produziert klimaneutral und handelt fair. Aber vor allem ist die Schokolade gut, »Pure Dark« zum Beispiel, eine intensive Zartbitterschokoloade.
Die Tipps von Kerstin Greiner, 8./9. März 2025
Für den Kopf
Die Münchener Kontrabassistin Polly Lapkovskaja hat zwei markante Eigenschaften: Sie ist wahnsinnig begabt, singt in Bands, komponiert an Theatern. Außerdem hat sie auffallend langes, dichtes Haar. Für das suchte sie ein natürliches, gut reinigendes Shampoo, fand es nicht – und entwickelte es mit Experten selbst: Tar mit Birkenrindenteer und Ölschieferöl riecht nach einem Tag im Wald.
Für das Herz
Die Neunziger verbrachte ich auf Raves, ohne Handy, mit hochgebockten Schuhen, in leerstehenden Hallen. Mittendrin knipste Tilmann Brembs, Fotograf des damaligen Techno-Magazins Frontpage, mit einer einfachen Kamera. Die Fotos veröffentlicht er auf Instagram (zeitmaschine_berlin) und jetzt in einem Fotoband: Analog Rave, eine berührende Chronik der frühen, entfesselten Technoszene.
Für den Bauch
Ich verstehe nur wenig vom Kochen, nur so viel: japanische Mayonnaise schmeckt runder und weniger fettig als deutsche, belgische, französische. Man kann sie schnell selbst machen: ein Eigelb mit einem Esslöffel Reisessig cremig rühren, ein halber Teelöffel Salz, eine Prise Zucker, 150 Milliliter Sojaöl eintröpfeln, aufschlagen. Japans beliebteste Fertig-Sorte heißt Kewpie und wird seit 1925 verkauft.
Die Tipps von Jakob Feigl, 01./02. März 2025
Für das Herz
Der Song Teenage Kicks der New-Wave-Band The Undertones war das absolute Lieblingslied des legendären Radiomoderators und DJs John Peel. Auf seinem Grabstein steht die erste Zeil des Songs: »Teenage dreams so hard to beat«. Und in meiner Jugend gab es keine Party ohne das Lied. Neben dem Original gibt es eine großartige Coverversion auf YouTube, gesungen und getanzt von 700 Schüler*innen aus Derry, der Heimatstadt der Undertones.
Für den Kopf
Der Dokumentarfilm Die guten Jahre erzählt von einem Mann, der unter Depressionen und Angstzuständen leidet und zu seiner an Demenz erkrankten Mutter zieht, um sich um sie zu kümmern. Das hört sich erstmal nach einem echt harten Stoff an. Aber ich verließ das Kino als glücklicher Mensch, weil es dem Regisseur Reiner Riedler gelingt, die liebevolle Beziehung von Sohn und Mutter mit Humor und in eindringlichen und respektvollen Bildern zu zeigen.
Für den Bauch
Faschingszeit ist Krapfenzeit. Oder wie der Norddeutsche sagen würde: Karneval ist Berliner-Zeit. Doch während in Bayern der Fasching immer mau ausfällt, überschlagen sich die Backstuben inzwischen mit ihrem Angebot in der närrischen Zeit: Eierlikörkrapfen, Liebeskrapfen, Pistazienkrapfen, Mango-Sahnekrapfen, Bienenstichkrapfen und inzwischen auch Dubai-Krapfen. Am liebsten ist mir immer noch der traditionelle Krapfen mit Aprikosenmarmelade.
Die Tipps von Gabriela Herpell, 22./23. Februar 2025
Für das Herz
Ein Film ohne Liebesgeschichte und ohne Happy End: Heldin mit der fabelhaften Leonie Benesch begleitet eine Krankenpflegerin auf der chirurgischen Station durch einen einzigen Spätdienst, und der Film macht das so intensiv, dass man sich als Zuschauer vor dem nächsten Patienten fürchtet, der was will oder ausrastet. Heldin basiert auf dem Buch einer Krankenpflegerin, die darin ihren Alltag im Dauer-Ausnahmezustand schildert, und das gibt einem den Rest.
Für den Kopf
Eigentlich höre ich keine Bücher, sondern nur Musik, Radio oder Podcasts, denn ich schweife so ab beim Hören. Aber weil mir jemand erzählt hatte, wie toll Kalte Füße von Francesca Melandri sein soll und ich ungeduldig war und keine Buchhandlung geöffnet hatte, stieß ich beim Googeln auf das Hörbuch, gelesen von Nina Kunzendorf. Sie liest so unfassbar schön, dass ich nun mein erstes Buch höre – seit Harry Potter mit Kindern im Auto.
Für den Bauch
Obwohl ich mal eine Suppenküche eröffnen wollte, mir also einbilde, alle Suppen, die ich mag, auch kochen zu können, habe ich neulich eine neue entdeckt: Rote-Linsen-Kokos-Suppe. Sie macht satt und glücklich. Im Grunde braucht man nur die Zutaten für eine normale Gemüsesuppe plus 750 Gramm rote Linsen, Kokosmilch, Currypulver, Thai-Basilikum und Ingwer. Einfach kochen und dann alles pürieren.
Die Tipps von Michaela Rogalli, 15./16. Februar 2025
Für den Kopf
Das japanische Wort »Ikigai« beschreibt frei übersetzt so etwas wie »das, wofür es sich zu leben lohnt«. Das gleichnamige Buch des Neurowissenschaftlers Ken Mogi erzählt von Menschen, die eine Tätigkeit gefunden haben, die sie so lieben, dass es sie durchs Leben trägt – vom Keramikkünstler, Anime-Zeichner bis zum Sushi-Meister. Eine schöne Inspiration für den eigenen Alltag und ein spannender Blick in eine so andersartige und faszinierende Kultur.
Für das Herz
Leider hat die tolle Indie-Band Porridge Radio aus Großbritannien gerade ihre Auflösung bekannt gegeben. Umso mehr freue ich mich, dass ich erst kürzlich ein Konzert besucht und eine Platte signiert bekommen habe. Worauf ich mich freue: Am 21. Februar erscheint eine letzte EP der Band, »The Machine Starts To Sing«. Und die Musik wird sowieso immer bleiben.
Für den Bauch
Pizzoccheri della Valtellina ist ein Gericht aus Norditalien, das ich dort im Urlaub kennengelernt habe und perfekt in die Winterzeit passt. Dafür wird eine bestimmte Pastasorte aus Buchweizen- und Weizenmehl mit Kartoffeln, Wirsing, sehr viel Käse, noch mehr Butter und Salbei vermengt. Ein Rezept für eine Variante des Gerichts mit selbstgemachten Nudeln finden Sie hier in unserem Kochquartett-Archiv.
Die Tipps von Thomas Bärnthaler, 8./9. Februar 2025
Für das Herz
Neulich, als ich auf Instagram wieder im Katzenvideo-Labyrinth gefangen war, rettete mich der Videoschnipsel eines D’Angelo-Konzerts von 2000 in Montreux. Das Neo-Soul-Genie bringt nur etwa jede Dekade ein Album heraus, dann aber immer Meisterwerke. Lange schon ist ein neues angekündigt. Die Zeit bis dahin kann man sich mit dem Mitschnitt des Auftritts in Montreux vertreiben, noch im alten 4:3 TV-Format.
Für den Kopf
»Life is short and unforgiving«, singen die Lemonheads auf ihrem neuen Album. Wie kurz, führte mir ein Instagram-Reel von @galaxies vor Augen, der vorrechnete, wie die Ewigkeit laut Astrophysikern wohl ablaufen wird: Sterne wird es noch 120 Billionen Jahre lang geben, dann wird der letzte erloschen sein, unsere Sonne schon in vier Milliarden Jahren. Danach folgt vollkommene Schwärze, zehn hoch 106 Jahre lang. Und dann?
Für den Bauch
Der Regisseur David Lynch aß jahrelang immer das gleiche zu Abend: Thunfisch, Feta, Tomaten, Olivenöl. Ich kann ihn gut verstehen, warum ändern, was vollkommen ist? Ich zum Beispiel esse fast jeden Abend Burrata mit Tomaten und Olivenöl. So einfach, so preiswert, so unaufwendig, so perfekt. Meine Tochter sieht es ähnlich. Uns genügt Supermarktware, aber der beste ist laut Gourmets Burrata Murgella aus Apulien.
Die Tipps von Lisa McMinn, 1./2. Februar 2025
Für das Herz
Ich glaube an die Liebe, aber wenn ich zweifle, gucke ich Videos von »MeetCutesnyc«. Darin fragt ein Kamerateam wildfremde Leute: »Hey, seid ihr zwei ein Paar?« Schon bei den Reaktionen muss ich oft lachen – manche sind sich uneinig, andere Geschwister. Im Glücksfall aber erzählen alte, junge, queere, verheiratete, weiß-noch-nicht- oder on-off-Paare, wie sie sich kennengelernt haben und was sie aneinander schätzen – »seine Seele«, »ihre Geduld«, »wie sie Eier kocht«.
Für den Kopf
Auf der Hacienda des kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar lebten vier Nilpferde. In Pepe erzählt eines der Tiere, wie es dort hinkam und warum es sterben musste. Klingt irre, ist aber fantastisch. Der Film gewann einen Silbernen Bären auf der Berlinale, nun ist er auf Mubi zu sehen. Mir gehen das warme Brummeln des Nilpferdmauls und die Stimme, die mal auf Spanisch, mal auf Afrikaans von seinem Heimweh berichtet, nicht mehr aus dem Kopf.
Für den Bauch
Einmal in der Woche gehe ich mit zwei Freundinnen schwimmen. Ich bilde mir ein, dabei den Kopf frei zu kriegen, denke aber ab der ersten Bahn daran, was ich nach dem Training alles essen könnte. Ich träume von würzigen, in fettiger Panade frittierten Blumenkohlröschen. Die lassen sich auch hervorragend mit Freundinnen teilen. Hier finden Sie mein Lieblingsrezept für vegane »Chicken Wings«.
Die Tipps von Theresa Hein, 25./26. Januar 2025
Für das Herz
Bei manchen Filmen gibt es ein »davor« und ein »danach«. The Brutalist von Brady Corbet war für mich so ein Film. Ich war mit einem unerschrockenen Menschen im Kino, denn man darf keine Angst vor der Länge des Films haben (dreieinhalb Stunden). Wir brachten beide danach kaum einen Satz heraus vor Bewunderung. Sound, Bildkomposition, Dialoge, alles hat gestimmt, man muss laut lachen und danach verkrampft man wieder im Sitz vor Schmerz.
Für den Kopf
Ein Freund schenkte mir kürzlich das Buch The Ghost of Birds, eine Essay- und Gedichtsammlung des US-Autoren Eliot Weinberger. Es ist perfekt für die Zeit vor dem Einschlafen, ich schaffe dann zwar meistens keinen ganzen Text, sondern nur die Hälfte oder ein Drittel. Aber ich finde jeden Abend etwas, worüber ich mich freue. Zum Beispiel diesen Vers: »Hunde bellen, Menschen schlafen, und träumen von den Dingen, die sie nie getan haben«.
Für den Bauch
Die Tarocco-Halbblutorange aus Sizilien hilft gegen das Januar-Februar-Grau. Wie der Name schon sagt, ist sie keine ordentliche Orange und keine Blutorange, sondern etwas dazwischen, so, als habe sie sich nicht entscheiden können (wahnsinnig sympathisch in einer Zeit, in der man noch den Mantel braucht, aber dringend Turnschuhe anziehen will). Wenn Sie die finden, ausprobieren! Ich mag mir einen Jahresanfang ohne Tarocco gar nicht mehr vorstellen.
Die Tipps von Mareike Nieberding, 18./19. Januar 2024
Für das Herz
Letztens wollte ich einfach losheulen, aber ich musste kochen, also nahm ich mein Handy, koppelte es mit den Boxen und stellte Pensando Baixo an. Spotify hatte mir die EP vorgeschlagen und seitdem hörte ich die Zusammenarbeit des brasilianischen Sängers und Gitarristen Pedro Mizutani und dem Londoner William Dorey, der unter dem Namen Skinshape auftritt, rauf und runter. Bis zum Essen hatte mich der Bossa-Pop der beiden aus meinem Loch gelotst.
Für den Kopf
Wann hat sich der Auftragskiller im TV eigentlich vom ekeligen Typen in einen sympathischen Hipster verwandelt? In der neuen Netflix-Thriller-Serie Black Doves mit Keira Knightley und Ben Whishaw ist das Morden jedenfalls zur Nebensache geworden und der Mörder zu einer liebenswerten Figur mit Beziehungsproblemen. Irgendwie schöner anzuschauen, aber nach längerem Drübernachdenken auch ganz schön gefährlich.
Für den Bauch
Um die Ecke hat im Sommer ein Imbiss mit sehr engem Konzept eröffnet: Es gab drei Sorten »Grilled Cheese Sandwiches«. Der Imbiss hat schon wieder dichtgemacht. Das ist schade, vor allem um die Kimchi-Sandwiches. Die gehen so: zwei Scheiben Sauerteigbrot mit Butter (und wer mag Senf) bestreichen, Käse (der Imbiss verwendete Bergkäse) und Kimchi drauf, bei geringer Hitze in die Pfanne (oder noch besser auf den Sandwichgrill) und nicht vergessen zu wenden!
Die Tipps von Max Fellmann, 11./12. Januar 2024
Für den Kopf
Ich will in der U-Bahn nicht ins Handy starren, aber ein großes Buch mitnehmen, schwierig, wohin damit? Also immer wieder Reclam-Hefte, die passen in die Hosentasche. Zuletzt spontan gekauft: Die Känguru-Klassiker von Marc-Uwe Kling und den Sammelband Lustige Lyrik. Fünfzig komische Gedichte. Wenn Sie in der Münchner U-Bahn einen vor sich hin kichernden Mann sehen: keine Sorge. Der liest nur.
Fürs Herz
Natürlich mag ich »Jolene«, Dolly Partons größten Hit. Aber manchmal stört mich die Diskrepanz zwischen Inhalt (Jolene, bitte nimm mir meinen Mann nicht weg) und Country-Schwung (ye-haw!). Dann suche ich auf YouTube wieder das alte Video raus, in dem jemand die Single auf 33 rpm abspielt, also viel langsamer: Auf einmal ist »Jolene« ein völlig anderes Lied. Große Melancholie, noch rührender als im Original.
Für den Bauch
Der Winter zieht sich, aber man kann die Sehnsucht nach der nächsten Italienreise nicht jeden Abend mit Rotwein niedertrinken. Also kaufe ich mir einen Achterpack Crodino. Das leuchtend orangene Getränk in den Mini-Flaschen ist die alkoholfreie Antwort auf den roten Campari, schmeckt ähnlich, schadet aber weniger. Am besten schön kalt trinken und sich Schluck für Schluck Richtung Süden träumen.
Die Tipps von Marvin Ku, 4./5. Januar 2024
Für das Herz
Ich schaue gerade wieder alte Filme und Serien. Und was mir dabei sehr auf den Sack geht, sind die Männer. Die Kerle betrügen, verleugnen, schieben die Schuld nach links und rechts, nur nicht auf sich. Am Ende überwinden sie sich doch irgendwie und kriegen dafür die Frau als ›Belohnung‹. Ganz anders bei der Addams Family (1991). Gomez Addams ist jetzt mein Vorbild. Er bittet um Verzeihung für seine Fehler, liebt seine Kinder, er ist witzig, leidenschaftlich, gebildet und das Wichtigste: Er ist gottlos vernarrt in seine Frau. Großer Fan.
Für den Bauch
Letztens brachte meine Mutter meiner Freundin und mir bei, wie man Wan Tan macht. Ich hatte nie die Nerven, Teigtaschen selbst zu falten. Dabei ist es gar nicht schwer. Die Teigblätter gibt’s in jedem Asia-Markt, die Füllung ist schnell gerührt: zum Beispiel Hackfleisch (veganes geht auch) mit Frühlingszwiebeln, Sesamöl, Sojasoße, Salz und weißem Pfeffer mischen. Falt-Anleitungen findet man auf YouTube. Und wenn doch ein paar hässlich werden, kann man wenigstens gemeinsam drüber lachen.
Für den Kopf
Ich wette, Sie kennen auch irgendwen, der oder die letztens in Japan war oder hinfahren möchte. Ich höre das so oft, dass ich fast keine Lust mehr habe. Manchmal tagträume ich mich aber doch hin. Ich rieche dann gegrillte Yakitori, höre Gesang aus den Karaoke-Bars, sehe die Pracht der Neonleuchtreklame, das Wuseln auf den Straßen von Shinjuku. Der perfekte Soundtrack dazu ist ›City Pop‹. Das japanische Genre aus den 80ern holt mich aus jedem Winter-Blues. Bei Spotify einfach City Pop eingeben oder kostenlos hier auf YouTube reinschnuppern.
Die Tipps von Ralf Zimmermann, 28./29. Dezember 2024
Für das Herz
Der Podcast Love is the Message: Music, the Dance Floor and Counterculture nimmt uns mit auf eine Reise durch die Musikgeschichte und zeigt, wie verschiedene Genres und Künstler die Gegenkultur geprägt haben. Dabei werden spannende Verbindungen zwischen gesellschaftlichen Bewegungen und musikalischen Strömungen wie Rock, Folk oder elektronischer Musik aufgezeigt.
Für den Kopf
Um den Kopf freizubekommen und mehr im Jetzt zu sein, gehe ich gerne flanieren. Diese kleinen Ausflüge ohne Ziel sind entspannend und schärfen die Wahrnehmung. Anstatt von einem Ort zum anderen zu hetzen, achte ich auf Details, die mir sonst vielleicht entgangen wären. Auch Geräusche und Gerüche nehme ich bewusster wahr. Komme ich zum Beispiel an einer Bäckerei vorbei, wirkt der Duft von frischem Brot viel intensiver und beruhigender als sonst.
Für den Bauch
Kartoffelbrei mit Butter hat etwas Beruhigendes, eine sanfte Schwere, die nicht überfordert, sondern tröstet. Eine perfekte Kombination aus Geschmack, Textur und Wohlbefinden! Wegen seiner simplen Basis kann man ihn leicht variieren. Der Kochbuchautor Nigel Slater empfiehlt diese Variante: Wenn man den Kartoffelbrei aus Bratkartoffeln macht, wird die Konsistenz soft und kross zugleich.
Die Tipps von Katrin Börsch, 21./22. Dezember 2024
Für das Herz
Zugegeben, ich bin ein Trekkie – ein Star Trek-Fan. Aber auch, wenn es Ihnen Star Trek nicht so angetan hat, ist Star Trek Lower Decks sehenswert. Hierbei handelt es sich um eine Zeichentrickanimation, die sehr viel dynamischer und lustiger ist als manche bierernste Folge von früher mit den echten Schauspielerinnen und Schauspielern. Zu sehen über Paramount + auf Amazon Prime oder auf Joyn.
Für den Kopf
Der Podcast Fuck you very, very much erzählt sehr unterhaltsam von den größten Streitereien der Musikgeschichte. Zum Beispiel: Lady Gaga versus Madonna, Tupac versus Biggie oder Courtney Love versus Dave Grohl. Die Hosts kommen selbst aus der Branche – Markus Kavka arbeitete früher als Musikjournalist für MTV, Jennifer Weist ist die Sängerin der Band Jennifer Rostock. Zu hören überall, wo es Podcasts gibt.
Für den Bauch
Ein perfekter kleiner Trost im tristen deutschen Winter sind für mich portugiesische Pastéis de Nata. Die mit Vanillepudding gefüllten Küchlein gibt es in meinem Lieblingscafé. Die Köstlichkeiten lassen sich mit etwas Geschick aber auch zu Hause nachbacken, ein Rezept finden Sie hier auf sz-magazin.de.
Die Tipps von Daniela Ptok, 14./15. Dezember
Für den Kopf
»Every girl crazy ’bout a sharp dressed man«, singen ZZ Top, und wer in Sachen Herrenbekleidung noch Anregung sucht, dem sei der Instagram-Account von Derek Guy empfohlen, bzw. auch seine Accounts auf Twitter und Bluesky. Er postet nicht nur gute Looks, sondern erklärt auch kenntnisreich die Historie vieler Kleidungsstücke. Sarkastische Kommentare gibt’s obendrein.
Für das Herz
Jede der drei Verfilmungen von Jane Austens Persuasion hat ihr Highlight: 1995 spielte kein Geringerer als Ciarán Hinds den Captain Wentworth, die entzückendste Anne verkörpert Sally Hawkins (2007), und in der neuesten Fassung glänzt Mia McKenna-Bruce als nervtötende Schwester Mary. Alle drei Filme verzaubern mühelos einen Wintersonntag. (Zu finden auf Amazon Prime und Netflix)
Für den Bauch
Seit ich Trier besucht habe, serviere ich Sauerkraut und Kartoffelpüree nicht mehr separat, sondern als Melange. Dort mischt man nämlich beides zur köstlichen moselfränkischen Spezialität »Kappes Teerdisch«. Das Kraut lässt man zuvor abtropfen und das Mischungsverhältnis fällt zugunsten des Pürees aus, oft komplettieren Zwiebel und Speck den Genuss.
Die Tipps von Vivian Pasquet, 7./8. Dezember
Für das Herz
Als Kind hieß mein Kuschellöwe Leo, der Hund Bello. Vielleicht war es dieses innere Kind, das mich unseren Gast »Elfi« nennen ließ. Elfi ist, nun ja, ein Elf. Er wohnt bis Weihnachten bei uns und jeden Morgen beglückt die Puppe unseren Sohn mit anderen Streichen: hat das Klopapier abgerollt oder die Kekse ausgeräumt. Die Tradition des quatschmachenden Elfen (›the elf on the shelf‹) kommt aus den USA. Tipps für seinen Schabernack findet man etwa hier.
Für den Bauch
Als gute Süddeutsche habe ich mein Leben lang nie Grünkohl gegessen. Dann zog ich nach Hamburg und bald wurde mir klar, dass die grauen Winter eine Kleinigkeit im Vergleich zu der grünen Pampe sein würden, die dort allgegenwärtig ist. Vor ein paar Wochen habe ich mein hartes Urteil revidiert. Eine Freundin schob den Kohl, statt ihn totzukochen, zusammen mit weißen Bohnen in den Ofen. Dazu gab es Fächerkartoffeln und eine unverschämt leckere Kräuter-Gewürzmischung. Hier das ganze Rezept.
Für den Kopf
Ich schaue so gut wie nie Serien, Trends erreichen mich Jahrzehnte später oder überhaupt nicht. Diese hier war ein Tipp meiner 70-jährigen Mutter, die auch ARD-Krimis mag, was ja eigentlich ein Warnsignal ist. Aber Profiling Paris, eine Krimi-Serie aus Frankreich, ist wirklich gut! Die erste Staffel ist schon 15 Jahre alt, hat superspannende Plots, unerwartete Wendungen und mit der Kriminologin Chloé einen äußerst lustigen Hauptcharakter. Verfügbar auf Amazon Prime.
Die Tipps von Jonas Natterer, 30. November/1. Dezember
Für das Herz
In diesen kalten Monaten hole ich mir gerne mit Italo-Chansons die Sonne ins Haus. Lucio Battistis Platten kann ich immer hören, auch wenn ich leider »Non capisco nulla«. Netterweise hat er 1974 das Album Unser freies Lied auf Deutsch eingesungen und netterweise hat es jemand komplett bei YouTube eingestellt.
Für den Bauch
Während ich die Gläser mit verschiedenen selbst eingemachten Chilis leerlöffele, denke ich über mein nächstes Gartenjahr nach. Zu scharf? Zu mild? Zu wenig? In drei Monaten beginnt schon wieder die Aussaat und jetzt ist eine gute Zeit, um Saatgut zu kaufen – solange alle Sorten erhältlich sind. Zum Beispiel im Onlineshop des sympathischen Garten-YouTubers Sascha Singh.
Für den Kopf
Das Keramikmuseum Westerwald zeigt noch bis Mitte Juni 2025 in der Ausstellung Keramik Europas 90 ausgewählte Arbeiten europäischer KeramikkünstlerInnen. Der »Westerwaldpreis« wurde dieses Jahr schon zum 15. Mal vergeben. Auf den Ausflug dorthin mit meinem Bruder freue ich mich schon seit Monaten.
Die Tipps von Michael Ebert, 23./24. November 2024
Für den Kopf
Plötzlich las ich mich in einer seltsamen Ecke des Universums fest: Mehr als nur Atome von der Physikerin Sabine Hossenfelder erklärt auf anschauliche und unterhaltsame Weise, was die Welt und alles darüber hinaus zusammenhält. Nebenbei verhandelt die superkluge, superlustige Wissenschaftlerin den freien Willen, Schwarze Löcher und unsere Unsterblichkeit. Toll!
Für das Herz
Gelegentlich schenkt mir der seelenlose Instagram-Algorithmus ein Stückchen Gold. Plötzlich sangen da The Bygones eine schwer ans Herz gehende Version von Simon & Garfunkels »The Boxer« – und Instagram meldete dazu passend: die Band, bestehend aus den Musikern Joshua Lee Turner und Allison Young, war gerade auf Tour. Das Konzert in München war wunderbar. Zu hören auf allen Streaming-Plattformen.
Für den Bauch
Man wird älter, und vieles wird schlechter. Aber interessant, dass wir zu manchen Geschmacksnoten erst spät im Leben finden: an Schokolade schmeckt mir mittlerweile das Herbe, Zweitönige, Zwielichtige, Elegante, mit hochprozentigem Kakaoanteil, bestenfalls mit Karamell und Salz. Mein Favorit: Lindt Excellence Schokolade Caramel & Fleur de Sel. Man wird älter, und vieles wird besser.
Die Tipps von Susan Djahangard, 16./17. November 2024
Für den Kopf
Vor ein paar Wochen hat eine Freundin zu einem Storytelling-Abend geladen. Wir, fünf Frauen, lasen uns Texte vor, die wir selbst geschrieben oder die uns berührt hatten. Ich kannte die anderen nicht, aber wir sprachen über unsere Mütter, übers Kinder kriegen, sterben, wie wir wohnen wollten und was uns sonst noch beschäftigte. So nah bin ich Fremden selten so schnell gekommen. Ich werde mir das Format wohl abschauen.
Für das Herz
Meine Familie meckerte immer, sämtliche WG-Mitbewohner*innen später auch, wenn ich Räucherstäbchen anzündete. Die Begeisterung habe ich mir trotzdem erhalten. Von Reisen habe ich Stäbchen und Palo Santo-Räucherholz mitgebracht. Wenn es draußen früh dunkel und kalt wird, verwandele ich mein Wohnzimmer damit in ein Yogastudio, ein Spa, eine Meditationsoase. Was die anderen daran so störte, kann ich immer noch nicht nachvollziehen.
Für den Bauch
Seit ich in Hamburg lebe, habe ich meine Leidenschaft für eine Backware entdeckt, für die die Stadt nicht so bekannt ist wie für das Fisch- oder Franzbrötchen: belegte portugiesische Croissants. Hier lebt die größte portugiesische Community Deutschlands, wenn ich eine Pause brauche, gehe ich in eines der vielen Cafés, bestelle eines, dazu einen kleinen Galão, und mache Kurzurlaub. Portugiesische Cafés gibt es natürlich auch in vielen anderen Städten, sie sind mir früher nur nie aufgefallen.
Die Tipps von Tanja Selder, 9./10. November 2024
Für das Herz
Draußen schmuddelt das Wetter so herbstlich? Als Medizin verschreibe ich Ihnen einen ausgiebigen Besuch in Ihrem Lieblingsladen: Stöbern Sie bedingungslos drauf los, blättern Sie durch Kochbücher, hören Sie in die Tausenden Country-Platten hinein, vergleichen Sie die Profile der bunten Laufschuhe oder diverse Saitensätze für Ihre Gitarre. Mit etwas Glück entdecken Sie sogar ein Weihnachtsgeschenk, ehe die panischen Massen antraben.
Für den Bauch
Haben Sie auch so viele noch ungekochte Rezepte irgendwo gespeichert, die Sie längst ausprobiert haben wollten? Ich nehme das Herbstwetter zum Anlass, meine Liste etwas abzuarbeiten. Zum Beispiel will ich mich endlich an den gefüllten Wirsing und die Pilzpastete wagen, die in unserer Rubrik »Kochquartett« vorgestellt worden sind.
Für den Kopf
Lesen Sie mal wieder vor – nicht nur den Kindern (aber auch denen unbedingt!), sondern dem Partner, einer Freundin oder einem lieben Menschen. Gesprochenen Worten zu lauschen ist nicht nur wohlig, es schafft Verbindung: Man überwindet zusammen das Schweigen und kann sofort an ein Thema anknüpfen. Empfehlenswert: Jane Campbells gewitzte Erzählungen Kleine Kratzer oder Han Kangs Roman Die Vegetarierin.
Die Tipps von Lara Fritzsche, 2./3. November 2024
Für das Herz
Lieber nochmal Fleabag gucken statt Nobody Wants This. Die britische Serie von und mit Phoebe Waller-Bridge ist wirklich abgründig, charmant und intelligent, wo der Netflix-Erfolg Nobody Wants This nur so tut. Mal ehrlich jetzt: Wie kann eine Serie so viele Leute für sich einnehmen, deren einziger Clou es ist, dass der Mann gesund kommunizieren kann?
Für den Bauch
Leider ist ja nicht ganzjährig Kirmes, selbst in München nicht. Eine gute Alternative für dieses einsaugende Kribbeln im Unterbauch ist der Emmy-Roller, ein Elektro-Roller, den jeder mit Führerschein am Straßenrand anmieten kann. Eine Stunde kostest 12 Euro und reicht genau, um Freundinnen auf Besuch zu einer individuelle Rundfahrt einzuladen.
Für den Kopf
Es gibt wenig, was für einen guten Urlaub so entscheidend ist wie ein Gesellschaftsspiel, auf das sich alle einigen können. Bei uns ist das gerade Skyjo. Das spannendere Kniffel, das klügere Uno. Es ist ein Kartenspiel, also kompakt. Man kann es genauso gut zu zweit spielen wie zu fünft. Und man kann es angetrunken und dösig absolvieren oder ehrgeizig mit verschiedenen Taktiken reingehen.
Die Tipps von Johannes Waechter, 26./27. Oktober 2024
Für den Kopf
Ich habe dieser Tage oft eher das Bedürfnis, den Kopf frei statt noch etwas Neues hineinzubekommen. Dafür besonders geeignet: Laub harken. Die frische Luft, die monotonen Bewegungen, das Gewühle in bunten Blättern – alles daran erdet und tut gut. Vorteilhaft ist allerdings ein eigener Garten, im Park oder auf der Straße dürfte man als Fremdharker eher für Verwunderung sorgen.
Für das Herz
Die witzigste Musik, die ich in letzter Zeit gehört habe, stammt von einem opulent in Buchform aufgemachten Sampler namens Schallplatten – die große Mode. Auf drei CDs finden sich hier jede Menge uralter Schlager aus der Schellack-Zeit, die mit viel Swing und Humor das damals neue Medium Schallplatte behandeln. Typischer Titel: »Mein Schatzi hat ein Grammophon«. Eine höchst unterhaltsame Zeitreise!
Für den Bauch
Die Apfelernte soll dieses Jahr ja relativ schlecht sein, die mir bekannten Bäume trugen allerdings so reichlich wie schon lange nicht mehr. So konnten wir dank Verwandtschaft im Schwäbischen mehrere große Kisten Winterrambur einlagern, der nicht nur im Kuchen oder auf die Hand ein Genuss ist, sondern auch als fein gehobelter Apfel-Fenchel-Salat mit Nüssen oder Oliven.
Die Tipps von Timm Klotzek, 19./20. Oktober 2024
Für den Kopf
Ich bin mehrmals daran gescheitert, die Bibel zu lesen. Das Alte Testament soll ja prallvoll mit satter Action sein, ich muss das wohl übersehen haben. Anders die griechischen Sagen, das raffinierte Kuddelmuddel im wohlstandsverwahrlosten Götterclan ist Sex, Drugs & Rock’n’Roll vom Feinsten. Der ganze blutrünstige Spaß ist nun auch auf Netflix zu sehen, die angenehm straffe Serie KAOS kann ich nur empfehlen.
Für das Herz
Ich bekomme auf der Stelle gute Laune, wenn ich kleinen Kindern beim Spielen zusehe. Und nicht selten bekomme ich Lust, selbst etwas zu spielen. Aber ein alter Mann, der vergnüglich summend inmitten von Legosteinen sitzt – schwierig. Ein guter Kompromiss sind japanische Holzkreisel. Macht riesigen Spaß, die Dinger in Schwung zu bringen, die Hände haben was zu tun am Konferenz- oder Küchentisch, das Herz wird leicht.
Für den Bauch
In frostigen und frustigen Zeiten kann man gar nicht genug Tee trinken. Doch welchen? Von vielen Sorten kriegt man Herzrasen, andere schmecken nach Schullandheim. Mein Tipp für ein gutes Bauchgefühl in der dunklen Jahreszeit: Verbenen-Tee. Vor allem abends machen dich die aufgebrühten Blätter der Zitronenverbene ruhig, aber nicht schläfrig. Gibt es im gut sortieren Handel.
Die Tipps von Agnes Striegan, 12./13. Oktober 2024
Für das Herz
Jeder hat schon mal die Erfahrung gemacht, dass Übersetzungsprogramme Quatsch übersetzen. Was also, wenn man Songtexte mehrmals durch Google Translate jagt und dann sehr ernsthaft und gekonnt vorträgt...? Das macht Malinda Kathleen Reese auf ihrem YouTube-Kanal »Twisted Translations«, und ich möchte die Person sehen, die bei ihren Videos länger als dreißig Sekunden ernst bleiben kann.
Für den Kopf
In Filmen und Serien sind Geburten häufig alles Mögliche – plötzlich, hochdramatisch, merkwürdig sauber. Nur eines nicht: realistisch. Außer in der fiktionalen ZDF-Serie »Push«, die die Hebammen Anna und Nalan durch ihren Alltag begleitet und es schafft, Geburten zugleich als vielfältig, großartig, herausfordernd und normal darzustellen.
Für den Bauch
Vor Kurzem bin ich mit meiner Familie, meinen Mitbewohnern und meinen Freundinnen auf eine Alm in Österreich gewandert. Oben angekommen, bestellte ich mir ein Butterbrot. Drei Scheiben festes Brot, zwei Stücke frische Butter, eine Wiesenblume als Deko, fertig. Und sooo gut. Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?
Die Tipps von Marius Buhl, 5./6. Oktober 2024
Für das Herz
Ehrlich gesagt: laufen. Es bleibt der Sport, der am einfachsten umzusetzen ist, es geht früh morgens und spät abends, es geht im Wald und auf der Straße, man kann fremde Städte erkunden und die eigene besser kennenlernen, der Kopf wird frei und die Beine werden stärker. Dazu passt das Buch, das ich gerade wiederentdeckt habe: Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede von Haruki Murakami.
Für den Kopf
Vom Journalisten Nils Minkmar ist fast alles zu empfehlen, besonders aber sein sonntäglicher Newsletter Der siebte Tag. Dieser enthält so ausgeruhte Alltags- und Politikbeobachtungen, dass das Lesen für mich mittlerweile zum Sonntagmorgen gehört wie das Ei zum Frühstück. Genauso zu empfehlen ist Minkmars Podcast Was bisher geschah über wichtige Momente und Personen der Zeitgeschichte.
Für den Bauch
Mit Freunden spiele ich seit einigen Monaten »Alphabetisches Dinner um die Welt«. Wer mit dem Buchstaben A dran ist, hat zum Beispiel die Wahl zwischen algerischer, argentinischer und armenischer Küche. Weil wir inzwischen bei H sind, experimentiere ich gerade mit haitianischer Küche – und empfehle dieses Rezept für Soup Joumou, eine einfache, würzig-herbstliche Kürbissuppe.
Die Tipps von Beate Zollbrecht, 28./29. September 2024
Für den Kopf
Nina Sieverding und Anton Rahlwes, die ehemaligen Chefredakteure des FORM-Magazins, berichten auf der Instagram-Seite @the.thing.magazine über Designtrends und stellen Gestalterinnen und deren Arbeiten vor. Außerdem zeigen sie in kurzweiligen Designgeschichte-Slides, was Beyoncés Bühnenbild mit einem Gemälde aus dem 15. Jahrhundert zu tun hat, wie die Teekanne nach Europa kam oder warum Objekte mit Dornen sehr anziehend sein können.
Für das Herz
Selten hat mich das Ende eines Films so ergriffen wie das von Morgen ist auch noch ein Tag. Ich saß noch heulend im Kinosessel, als die anderen Besucher schon den Saal verlassen hatten. (Dabei weine ich eher selten bei Filmen.) Die Geschichte von Delia, die im Nachkriegs-Rom Gewalt und Ungerechtigkeit entkommen möchte, war in Italien im vergangenen Jahr zu Recht erfolgreicher als Barbie und Oppenheimer und ist jetzt fürs Streamen verfügbar.
Für den Bauch
Zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen gehört das Schmalzgebäck meiner Großmutter. Die stand jeden Freitag am Holzofen vor einem riesigen Topf mit dampfendem Fett und backte darin »Kiache« aus. Ein paar Mal habe ich das später in meiner Mini-Küche nachgemacht, aber man braucht sehr viel Zeit. Und sehr viel Fett. Einfacher gelingen Petla, kleine Krapfen aus Südosteuropa, die man ohne viel Erfahrung in einer normalen Pfanne hinbekommt.
Die Tipps von Marc Schürmann, 21./22.September 2024
Für den Kopf
Drollig, in was für Nischen man so seine persönlichen Perlen findet. Etwa in einem längst vergessenen Reader’s-Digest-Band meiner Mutter, in dem die 100 Jahre alte Geschichte »Der Bär« von James Oliver Curwood zu finden ist. Ein Duell zwischen Bär und Jäger in Nordamerika, das mal aus der Sicht des Jägers und – auf eine überraschend unpeinliche Art – mal aus der Sicht des Grizzlys geschrieben ist. Uralt und zeitlos.
Fürs Herz
Mir ist bekannt, dass die Sommerferien vorbei sind und auch der Sommer. Aber das heißt nicht, dass ich das akzeptiere. Der ideale Soundtrack zur Verweigerung des Jahreszeitenwechsels ist »L’ombelico del mondo« von Jovanotti, ein Neunzigerjahre-Trommel-Sprechgesang-Bläser-Klangspektakel, das vom Nabel der Welt handelt und von mehr, für das mein Italienisch noch nicht reicht – vielleicht nächsten Sommer.
Für den Bauch
Im SZ-Magazin schrieb ich mal einen Text über eine Delikatesse meiner Heimat: das Pommesbrötchen. Da dieses Gericht seither keinen Weltruhm erlangt hat, versuche ich es hier nochmal: Fahren Sie nach Hagen zur Imbissbude Mikado-Grill und bestellen Sie ein »Pommesbrötchen halb und halb«. Oder versuchen Sie, woanders ein Dönerbrötchen mit Pommes darin zu bekommen. Oder wenigstens ein normales Brötchen mit Pommes drin. VERTRAUEN SIE MIR!
Die Tipps von Marc Baumann, 14./15. September 2024
Für den Bauch
Seit ich einen Hund habe, gehe ich vor dem Schlafen immer noch ein paar Minuten spazieren, ganzjährig – und merke, wie gut das tut. Der vom Abendessen volle Bauch kriegt noch mal Bewegung, die handymüden Augen entspannen sich beim Blick in den Nachthimmel. Hier am Land sieht man gut die Sterne, dazu rief eben ein Waldkauz und Grillen zirpten. Funktioniert aber auch in der Stadt und ohne Hund.
Für den Kopf
Dass Talent und Followerzahlen oft nicht korrelieren, beweist der Instagram-Account von Lennart Schilgen, der erst 47.000 Follower hat. Ein Multitalent, in seinen Worten: ›Songs, Song-Parodien und alberne Gedichte aus Berlin‹. Meine Hörtipps: ›Post von Reinhard Meys Anwalt‹ oder ›Großstadtlyrik‹. Der beste Zeitpunkt ihm zu folgen sei jetzt, sagt er, denn ›so dankbar werde ich nie wieder sein‹.
Für das Herz
Lange hat mich kein Skateboardvideo mehr so begeistert wie ›Crazy Wisdom‹ von Andy Anderson, das kostenlos auf YouTube angeschaut werden kann. Der 28-jährige Kanadier ist einer dieser kreativen Sonderlinge, die Dinge anders machen als alle anderen. Anderson kombiniert Freestyle-, Street-, Park- und Halfpipe-Skateboarding. Und er liebt ungewöhnliche Skatespots. Das Einzige, was bei ihm nicht überrascht: der tolle Soundtrack.
Die Tipps von Theresa Hein, 7./8. September 2024
Für den Kopf
Mein fast 90-Jähriger Nachbar lieh mir den Roman Apeirogon von Colum McCann; Thema: Israel / Palästina. Der Titel schreckte mich lange ab. Als gerade nichts anderes da war, schlug ich das Buch auf und am Fenster zogen die Jahreszeiten vorbei, meine Bildschirmzeit ging gegen null, im Kühlschrank stapelten sich die Soßendöschen vom vietnamesischen Imbiss. Das, was eben passiert, wenn ein Buch so gut ist.
Für das Herz
Bis Ende November ist in der 3-Sat-Mediathek noch das Carole-King-Konzert Home again – Live in Central Park von 1973 zu sehen. Es ist eine Zeitreise in die Singer-Songwriter-Kultur jener Jahre, mit Seitenblicken auf ein extrem entspannt wirkendes, stilvoll angezogenes Konzertpublikum. Neben King am Klavier besonders beeindruckend: die später dazustoßende Funkband.
Für den Bauch
Ich wurde in den Neunzigern groß, als man Kinder noch recht sorglos mit Zucker tröstete. Das Rezept für »Urwaldkaba« aus dieser Zeit tröstet auch Erwachsene über das Ende des Sommers hinweg: Kalten Kakao im Glas anrühren, eine Kugel Vanilleeis und eine zerdrückte Banane hinzufügen. Der Urwaldkaba hieß so, weil im Kinderbuch neben dem Rezept Pandabären mit Strohhüten Bananen aßen und auf Strohhalmen kauten.
Die Tipps von Dana Packert, 31. August/1. September 2024
Für den Kopf
Was spannende Filme und Serien angeht, bin ich super zartbesaitet. Aber manchmal sind sie so gut gemacht, dass ich bereit bin, dafür über mich hinauszuwachsen. Seit diesem Dienstag gibt es eine neue Staffel Only Murders in the Building (Disney+) und ich liebe alles daran – die Musik, das animierte Intro, die Energie zwischen den Hauptcharakteren Mabel, Charles und Oliver. Witzig, unterhaltsam, aber eben auch ganz schön nervenaufreibend.
Für das Herz
Ich muss zugeben, dass ich unangenehme Dinge eher aufschiebe, und bei fremden Menschen anzurufen, gehört auch nicht zu meinen Lieblingsaktivitäten. Vermutlich höre ich deswegen so gerne den Podcast Telephobia – dieser eine Anruf. Die Journalistin Lea Utz begleitet Menschen mit besonderer Herzenswärme bei Anrufen, die ganz viel Überwindung kosten – und die immer viel besser ausgehen als gedacht.
Für den Bauch
Eigentlich koche ich gerne und probiere neue Dinge aus. Diesen Sommer aber habe ich ein absolutes Lieblingsmittagessen, was ich mir drei bis fünf Mal pro Woche mache: einen Salat aus Kirschtomaten mit gebratenem Halloumi, dazu einfach ein Dressing aus Olivenöl, Zitronensaft, Salz und ein paar Chiliflocken. Es ist herrlich frisch, aber hat durch den Halloumi auch eine warme, knusprig-käsige Komponente, macht satt, aber nicht zu doll, ist sauer-scharf, würzig … und einfach lecker.
Die Tipps von Marie Godt, 24./25. August 2024
Für das Herz
Längere Zeit hatte ich keine Geduld, um ein Buch zu Ende zu lesen – bis ich Miranda Julys neuen Roman Auf allen Vieren in die Finger bekam. Die Geschichte einer Frau, die auf einer skurrilen Reise ihr ganzes Leben infrage stellt, hat mich gefesselt und auf vielen Ebenen berührt. Der Roman ist witzig, traurig und tiefgründig und bringt einen abwechselnd zum Lachen, Weinen und Grübeln.
Für den Kopf
Vor kurzem ist es mir zum ersten Mal gelungen, eine Sonnenaufgangswanderung zu machen. Man stapft im Dunkeln mit Taschenlampe den Berg hinauf, um pünktlich bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel anzukommen. Wenn die ersten Strahlen den Himmel erleuchten und man mit einem Kaffee am Gipfelkreuz sitzt, ist das frühe Aufstehen fast vergessen. Den krönenden Abschluss bildet, wenn möglich, der Sprung in einen kalten See.
Für den Bauch
Seit unserem Griechenlandurlaub haben eine Freundin und ich ein gemeinsames Lieblingsgetränk: griechischen Bergtee. Die sommerliche Variante geht so: Den Tee zubereiten und abkühlen lassen. Das Ganze mit einem Schuss Zitronensaft verfeinern und auf Eis genießen. Wer es gern süß mag, gibt einen Löffel Honig in den noch warmen Tee. Herrlich erfrischend!
Die Tipps von Daniela Gassmann, 17./18. August 2024
Für den Kopf
Gehören Sie zu denen, die jedes neue Buch von Sally Rooney sehnlichst erwarten? Im Herbst erscheint Intermezzo, aber für den Podcast The Writer's Voice hat die irische Autorin jetzt schon einen einstündigen Auszug eingelesen. Schachspieler Ivan kommt darin der 14 Jahre älteren Margaret näher, aber auch die großen Themen des Buches –Trauer und die Beziehung zweier Brüder – scheinen schon durch. Klingt im Vergleich zum letzten Rooney-Roman erfrischend anders.
Für das Herz
Die Netflix-Serie Never Have I Ever empfehle ich jeder Familie mit Teenagern – aber auch allen Erwachsenen. Die 15-jährige Devi ist nämlich der coolste Nerd der Filmgeschichte. Und obwohl sie nur an Jungs denkt, geht es eigentlich um viel mehr: Trauer um den Vater, amerikanisch-indische Identität, Mutter und Tochter, Freundschaft, Ehrgeiz. Am lustigsten aber finde ich die Therapiestunden, bei denen Devi, nun ja, nicht besonders kooperativ ist.
Für den Bauch
Ich bewundere die kulinarischen Tipps aus der SZ-Magazin-Redaktion stets, sie schüchtern mich aber auch etwas ein. Für alle, die sich ebenfalls nicht als große Kochprofis sehen: Wenn mir zu heiß ist, um zur nächsten Eisdiele zu laufen, mache ich es mir ganz einfach. Ich püriere Tiefkühlerdbeeren, Honig und etwas Sahne. Mehr braucht es gar nicht zum süßen Sommerglück.
Die Tipps von Dirk Schönlebe, 10./11. August 2024
Für das Herz
In Franz Xaver Bogners Regionalkrimiserie München 7, schon vor Jahren gedreht, passiert ziemlich wenig, das aber ohne Langeweile. Die Fälle, die Xaver Bartl, der Sheriff vom Marienplatz, und sein junger Kollege Felix Kandler lösen, kommen ohne Leichen aus, dafür gibt es viele besondere Charaktere mit menschlichen Stärken und Schwächen. Eine Serie fürs Heimatgefühl. (Amazon Prime oder DVD)
Für den Bauch
Zu viel Süßes ist nicht gut, weder für den Bauch, noch für den Rest des Körpers. Weil es mir sonst schwer fällt, diszipliniere ich mich über den Preis: Die Fruchtgummis von Wally and Whiz sind sehr, sehr gut – und sehr, sehr teuer. Mein Favorit: Mango mit Passionsfrucht. Manchmal dürfen es auch normale Gummibärchen sein – die aber zuerst ins Eisfach legen und dann lutschen!
Für den Kopf
Der Brite Eric Ambler gilt als einer der Erfinder des Thrillers. 1940 schrieb er Die Angst reist mit über einen britischen Ingenieur, der dabei hilft, die türkische Marine kriegstauglich zu machen. In Istanbul wird auf ihn geschossen, er tritt die Rückreise per Schiff an, zusammen mit einer Handvoll anderer Passagiere, von denen ihn mindestens einer aus dem Weg räumen will. Spannend und beklemmend bis zur letzten Seite.
Die Tipps von Sara Peschke, 3./4. August 2024
Für das Herz
Wenn die Tage lang und hell sind, das Herz aber sommeruntypisch schwer, dann hilft Musik, die beides in sich vereint: das Leichte und das Melancholische, Alltagsskurrilität und die großen Lebensthemen. Der Schweizer Singer-Songwriter Fai Baba, bürgerlich Fabian Sigmund, macht solche Songs, die einen durch Zeiten tragen, in denen nichts so richtig zusammenpassen will. Besonders toll, weil optimistisch und traurig zugleich: »Fäderliecht«.
Für den Kopf
Mein aktueller Lieblings-Account auf Instagram heißt »no_longer_invited_to_parties«. Die lustige Annahme dahinter: Wenn man aus den Büchern zitiert, die dort vorgestellt und rezensiert werden, kann das dazu führen, dass Nachbar Herbert einen in Zukunft nicht mehr aufs Grillfest einlädt. Die Empfehlungen reichen von Killing Thatcher von Rory Carroll über Wasteland von Oliver Frankling-Wallis bis zu Maria Ressas How To Stand Up To A Dictator.
Für den Bauch
Der tollste Snack für heiße Abende, egal ob auf der Couch, Olympia guckend, oder auf dem Balkon, Sternschnuppen beobachtend: gefrorene Trauben. Einfach eine Handvoll für eine halbe Stunde ins Gefrierfach legen und dann langsam im Mund zergehen lassen. Man kann die eiskalten Früchte auch in ein Kaltgetränk werfen, in Weißweinschorle passen sie zum Beispiel hervorragend.
Die Tipps von Birthe Steinbeck, 27./28. Juli 2024
Für den Kopf
Beim Durchblättern des Fotobands Advice for Young Artists von Alec Soth musste ich auch über meine Zeit an der Kunstakademie grübeln. Dieses Buch ist nicht nur eine Studie über die Erfahrungen eines jungen Künstlers, sondern auch eine Abrechnung mit der Aussicht, ein alter Künstler zu werden.
Für das Herz
Der Künstler und Fotograf David Luraschi hat ständig neue Projekte, und dabei ist jedes ganz anders als das zuvor. Sein neuestes Buch Stop Following Me ist eine Pariser Straßentypologie und über Jahre entstanden: Auf 800 Seiten zeigt er die grenzenlose Exzentrik der Pariserinnen und Pariser – hat diese dabei aber immer von hinten fotografiert.
Für den Bauch
Für fast alle Kinderfeste und Geburtstage backe ich Babka, einen leckeren Schoko-Hefezopf. Das beste Rezept dafür stammt aus dem Kochbuch Jerusalem von Yotam Ottolenghi. Im September erscheint nun endlich sein neues Buch Comfort, und ich bin gespannt ob ich darin einen neuen Familien-Klassiker finde, den meine Kinder lieben werden.
Die Tipps von Lea Sophie Fetköter, 20./21. Juli 2024
Für den Kopf
Als Kind habe ich Stunden in der Bücherei verbracht und Romane von dort nach Hause und zurück geschleppt. Seit Beginn dieses Jahres habe ich nun nach Ewigkeiten wieder einen Ausweis – und genauso lange empfehle ich meinem Umfeld begeistert, es mir gleich zu tun. Das Angebot ist auch digital viel breiter und zeitgemäßer, als ich erwartet hatte, und ich habe in den Empfehlungsregalen (z.B. zum Black History Month) schon tolle Entdeckungen gemacht!
Für das Herz
Während gefühlt halb Instagram das neue Album Brat von Charli XCX (völlig zu Recht) feiert, habe ich Herzenstracks meiner Teenie-Jahre wiederentdeckt und höre Lily Allens Debütalbum Alright, Still rauf und runter. Die Musik ist perfekt zum Mitsingen und gut gealtert – anders als viele andere Titel, die ich mit 13 oder 14 Jahren auf meinem mp3-Player hatte. Auch der Song Fuck you vom zweiten Album ist die ideale Begleitung, um sich vom Alltagsnerv nicht die Laune verderben zu lassen.
Für den Bauch
Als Grafikerin kombiniere ich ständig Farben – und verlasse mich dabei fast immer auf mein Bauchgefühl und meine Ideen zum jeweiligen Thema. Wenn mir aber wirklich partout nichts Neues mehr einfallen will, blättere ich gerne durch meine Bände des Dictionary of Color Combinations. Die kleinen Büchlein machen jeweils über 300 Vorschläge, welche zwei, drei oder vier Farbtöne man gut zusammenstellen kann.
Die Tipps von Tobias Haberl, 13./14. Juli 2024
Für den Bauch
In München reden gerade alle vom alkoholfreien Augustiner. Kann man natürlich machen, aber Juli und August, für mich sind das die Monate, in denen ein Prince of Wales auf den Tisch gehört. Klar ist der Cocktail nicht günstig, aber an Sommerabenden gibt es keinen erfrischenderen Drink, serviert im silbernen Becher, so kalt, dass er dampft. Schmeckt nach Champagner, einem Hauch Whisky und tausend verschiedenen Früchten.
Für den Kopf
Eigentlich bräuchte es ein ganzes Leben, aber so viel Zeit habe ich nicht, also habe ich mir vorgenommen, mich immerhin ein Jahr lang mit Franz Kafka zu beschäftigen. Warum? Ich möchte endlich kein Halbwissen mehr haben. Um in Stimmung zu kommen, habe ich die kleine feine Biografie von Rüdiger Safranski Kafka – Um sein Leben schreiben begonnen. Schon die ersten vierzig Seiten sind so kenntnisreich und inspirierend, dass ich das Gefühl habe: Es wird ein gutes Jahr.
Für das Herz
Sind Sie manchmal melancholisch, ohne echten Grund, einfach nur, weil alles so schön und vergänglich ist? Dann empfehle ich Ihnen eine Band, die diese Momente noch bittersüßer macht und mich seit 30 Jahren begleitet: In the Nursery. Es handelt sich um zwei romantisch veranlagte Zwillinge aus Sheffield, ihre Musik ist elektronisch, schwelgerisch, sinfonisch – wahnsinnig traurig, wahnsinnig schön. Ach ja, fangen Sie mit dem Album Anatomy of a Poet an.
Die Tipps von Dorothea Wagner, 6./7. Juli 2024
Für das Herz
Luna ist, natürlich, der schönste Hund der Welt. Ihre Hobbys: mit der Pfote mehr Streicheln einfordern und mit mir durch den Wald trotten. Kennengelernt habe ich sie über die App Hundelieb. Dort findet man Hunde aus der Nachbarschaft, die sich über lange Spaziergänge oder regelmäßige gemeinsame Tage freuen würden. Mindestens genauso gut: als Gassigänger das örtliche Tierheim unterstützen.
Für den Kopf
Seit Monaten google ich immer wieder »White Lotus Staffel 3 wann« – und merke, dass ich mich wohl noch gedulden muss. Um die Wartezeit auf meine liebste düstere Urlaubsserie zu überbrücken, will ich mir in diesem Sommer noch mal die zweite Staffel anschauen, die auf Sizilien spielt – und die auch für Menschen, die die erste Staffel nicht kennen, wunderbar alleinstehend funktioniert.
Für den Bauch
Die belgische Stadt Antwerpen ist zu einem meiner Lieblingsorte geworden. Wie gut man dort einkaufen, essen, trinken oder einfach nur rumsitzen kann! Falls Sie bald mal in Belgien oder Frankreich sind: Ich finde über die Seite lefooding.com immer bezahlbare und gleichzeitig besondere Restaurants.
Die Tipps von Verena Haart Gaspar, 29./30. Juni 2024
Für den Kopf
Eltern haben tendenziell ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihre Kinder fernsehen lassen. Wie warmherzig Kinderprogramm sein kann, zeigt die Zeichentrickserie Bluey (Disney +). Eine vermenschlichte Hundefamilie erlebt den normalen Alltagswahnsinn, in dem die Eltern auch mal genervt sind, Kinder beim Einschlafen Ängste plagen oder erörtert wird, warum die Dame beim Schach die Arbeit macht, der König aber die wichtigste Figur ist.
Für das Herz
Das Sommerwetter gab bislang wenig Anlass für gute Laune. Deshalb vertraue ich meine Stimmung lieber der Musik an. Schlagartig fröhlich macht mich zum Beispiel der Song »Worth It« der britischer Sängerin Raye. Soul und R&B gepaart mit einer fantastischen Stimme und Zeilen wie »You could be my glas of wine«. Ehrlich, dieses Lied lohnt sich – sogar wenn die Sonne scheint.
Für den Bauch
Wo wir gerade beim Wein sind: Den Sommer kann man sich auch schön trinken. Am besten mit einem eiskalten französischen Rosé. Für mich unschlagbar in Sachen Preis-Leistung ist der Wein La Vieille Ferme Rosé. Leicht, unkompliziert und animierend. Entdeckt habe ich ihn in einem Londoner Supermarkt, aber es gibt ihn auch für knapp sieben Euro online in vielen Weinshops hierzulande.
Die Tipps von Anna Sullivan, 22./23. Juni 2024
Für den Bauch
Leider trage ich gerade einen Ellenbogenbruch mit mir herum, der den Alltag schwieriger macht. Dass der Abwasch von jemand anderem erledigt werden muss, ist weniger schlimm, aber das geliebte Pistazienknacken war plötzlich fast unmöglich. Dieser Trick hat geholfen: Man nehme die Schale einer geöffneten Pistazie, schiebe sie in den Spalt der nächsten und drehe sie um 90 Grad. So öffnen sich die Hälften fast ohne Kraft. Diesen Kniff behalte ich auch nach der Gesundung bei.
Für den Kopf
Ich bin wirklich keine große Gesellschaftsspielerin, aber schon lange war ein Spiel bei uns in der Familie (von 7 bis 99 Jahren) nicht mehr so beliebt wie Skyjo, und ich erwische mich dabei, es richtig gut zu finden. Die Regeln sind so einfach, dass alles in fünf Minuten erklärt und verstanden ist. Und eine Runde dauert nicht ewig, kann aber bei Gefallen verlängert werden.
Für das Herz
Wer ein Ehrenamt sucht, das Tiere, Natur und Teamarbeit vereint, ist in der Rehkitzrettung genau richtig. Diese haben in ihren ersten Lebenstagen noch keinen Fluchtreflex und werden oft Opfer der Mähmaschinen während der Heu- und Grasernte. Großartige Menschen suchen deswegen mit Drohnen die Felder ab, und sichern händisch Kitze, Hasen, Igel, Füchse und Vogelgelege. Es wird oft dringend Unterstützung gesucht. Eine Übersicht findet man hier.
Die Tipps von Lars Reichardt, 15./16. Juni 2024
Für den Bauch
Dieses Wochenende bin ich in Berlin und werde im Ei vorbeischauen, dem Ausflugslokal im Eierhäuschen. Der Gebäudekomplex ist über hundert Jahre alt, liegt idyllisch in Treptow an der Spree, stand lange leer. Junge Leute haben das Ei-12437-B, so der offizielle Name, wiedereröffnet und servieren dort neben Kaffee und Kuchen auch ein umwerfendes gegrilltes Sauerteigbrot mit Deichkäse, Sauerkraut und Chili-Mayonnaise.
Für das Herz
Bei zwei Weinen geht mir das Herz auf. Eruzione 1614, ein Weißwein vom Weingut Planeta in Menfi, stammt von den Hängen des Ätna, wir haben ihn vor zwei Jahren auf Sizilien jeden Abend getrunken. Und der Rotwein Brolo Campofiorin aus dem Valpolicella. Direkt neben dem Weingut Masi liegt ein Bergdorf, von oben sieht man auf Verona und den Gardasee. Nur ein Glas Campofiorin und ich sitze in Gedanken mit C. dort auf der Piazza.
Für den Kopf
Seit Wochen begleitet mich das Buch Unverfügbarkeit des Soziologen Hartmut Rosa. Es verhandelt so wesentliche Fragen wie: Warum erscheinen Diskussionen zwischen Andersdenkenden immer unergiebiger? Warum wird es immer schwerer, echte Beziehungen zu erleben? Warum wird unsere Gesellschaft immer unglücklicher? Zu all diesen Fragen gibt Rosa originelle Denkanstöße.
Die Tipps von Wolfgang Luef, 8./9. Juni 2024
Für das Herz
Es gibt ein Video, das ich mir seit Wochen täglich ansehe. Ich bin süchtig. Joni Mitchell, 80 Jahre alt, singt »I’m still standing« – mit neuem Text. Gerade war noch fraglich, ob sie jemals wieder stehen würde. Und jetzt tanzt sie. Dazu ihr Lachen. Und dieser Swing! Um sie herum: triumphal gute Musiker und Background-Sängerinnen (Annie Lennox!). Und im Publikum sitzt Elton John und freut sich wie ein Kind. Es ist eine Feier des Lebens, es ist das pure Glück.
Für den Kopf
Halten Sie mich ruhig für einen Nerd, aber ich habe jetzt, nach 25 Jahren Pause, wieder eine Pen-and-Paper-Spielerunde. Falls Sie nicht wissen, was das ist: Man sitzt um einen Tisch und erzählt gemeinsam Geschichten. Einer hat sich vorbereitet, die anderen reagieren auf die Erzählung. Man lacht zusammen, fiebert mit, ärgert sich, erfindet und verwirft, und um 2 Uhr fragt man sich, wo die letzten 6 Stunden geblieben sind. So ging es mir beim Netflix-Abend noch nie.
Für den Bauch
Ich habe länger in Madrid gelebt, und merke erst im Frühling, was mir hier am meisten fehlt: das Obst. Deutsche Äpfel sind wunderbar, doch die Qualität und Frische der Pfirsiche, Kirschen oder Pflaumen der »fruterías ecológicas« sind unerreicht. Zum Glück gibt es crowdfarming.com, wo man biologisch angebautes Obst direkt von Kleinbauern aus ganz Europa bestellen kann. Leider ist jetzt neben den valencianischen Blaubeeren kein Platz mehr in meinem Gefrierfach.
Die Tipps von Kerstin Greiner, 1./2. Juni 2024
Für den Bauch
Mein liebster Sommersnack geht so: Soba-Buchweizen-Nudeln (aus dem Asiamarkt) kochen, in eiskaltem Wasser abschrecken und dann rein in eine Soße aus einem Drittel Mirin, einem Drittel Sojasoße und einem Drittel Wasser. Sesamkörner und frisch geschnittene Frühlingszwiebeln darüber geben, fertig! Erfrischend, kalorienarm, glutenfrei und schnell zubereitet.
Für den Kopf
Mein Sohn hat eine Toniebox, ein Audiosystem, auf das man eine Figur stellt, um Musik oder ein Kinderhörspiel zu starten. Er (und ich!) lieben das Hörspiel Secret Science Club – Abwehrstark!, in dem sich die Kinder Özlem und Uğur so stark verkleinern, dass sie in den menschlichen Körper reisen und das Immunsystem untersuchen können. Ihre Tantiemen spenden die echten Özlem und Uğur – genau, die Biontech-Gründer – an Bildungsprojekte für Grundschulen.
Für das Herz
Ich mag die Taschen der Berliner Firma Vee Collective. Sie sind ultraleicht, haltbar, sehr durchdacht, wasserabweisend, nachhaltig produziert – und alle Anteile bestehen zu hundert Prozent aus recycelten Materialien. Besonderer Bonus: Der Innenraum ist in heller Farbe gehalten, damit man Schlüssel und Co. leichter findet.
Die Tipps von Susanne Schneider, 25./26. Mai 2024
Für den Kopf
Ein Zufallsfund, als Mängelexemplar gekauft: Die Schriftsteller Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre unterhalten sich, ach, sie zünden Feuerwerke über Badehosen, Siri, LSD, Verliebtsein, manchmal eitel, meist extrem amüsant, fast immer sehr intelligent. Liest sich wie Butter mit ein bisschen Chili (Alle sind so ernst geworden, Diogenes Verlag).
Für das Herz
Dass ich Yoko Ono toll finde, wusste ich immer, aber ich wusste nie genau, warum. Jetzt ging ich glücklich aus der ihr gewidmeten Ausstellung in der Londoner Tate Modern (bis 1. September). Was für eine Frau, Jahre ihrer Zeit voraus! Konzeptkünstlerin, Friedensaktivistin, Teilnehmerin der Documenta, selbst in Staubsaugergeräuschen erkannte sie Musik. Ihr Mann John Lennon: fast eine Randerscheinung. Ab Ende September bis Mitte März 2025 gibt es in Düsseldorf eine Ausstellung über sie. Lohnt jeden Umweg.
Für den Bauch
Mein absolutes Lieblingsessen: Spaghetti mit Tomatensauce. Ja! Sauce nicht aus der Dose, sondern (für 2-3 Leute): 500 Gramm Cocktailtomaten halbieren, salzen, pfeffern, mit Olivenöl 45 Minuten auf 180 Grad im Ofen schmurgeln, ein-, zweimal umrühren. Wer will: Zwiebeln anschwitzen oder Basilikum dazu oder Puderzucker drüber oder mit Tomatenmark und Brühe etwas andicken auf der Herdplatte. Oder alles zusammen. Kann, aber muss nicht. Parmesan drüber, herrlich!
Die Tipps von Thomas Bärnthaler, 18./19. Mai 2024
Für den Kopf
Ich bin im München der Siebzigerjahre aufgewachsen. Das damals aufstrebende alternative Milieu kenne ich dennoch nur aus Erzählungen. Was ich gar nicht kannte, war Das Blatt, die erste Münchner Stadtzeitung, 1974 gegründet, bis 1985 aktiv. Mit ihrer frechen, links-anarchistischen Ansprache war sie Blaupause für alle deutschen Stadtmagazine, die folgen sollten. Dem Lebensgefühl von damals kann man nun online nachspüren, alle Ausgaben wurden digitalisiert und finden sich hier.
Für das Herz
Gibt es vielleicht einen universalen Code im Pop? Das könnte man meinen, wenn man das Doppelalbum Diamond Jubilee der kanadischen Dragqueen Cindy Lee hört. Es klingt wie eine Jukebox aus dem Jenseits, die all das spielt, was man am Girlgroup-Pop der Shangri-Las, an The Velvet Underground, Lee Hazlewood, Brian Wilson oder Ennio Morricone so liebt – nur so, wie man es noch nie gehört hat. Atmosphärisch, rätselhaft, umwerfend – und nur bei Youtube erhältlich, wo man auch einen Downloadlink findet.
Für den Bauch
Jüngst spielte mir Instagram einen Reel der Seite Italy Segreta in die Timeline. Darin sah man einen älteren Italiener, Typ gutmütiger Mafiaboss, der vor der Kamera sein Frühstück zubereitete. Dafür schnitt er in aller Ruhe ein fingerdickes Stück frisches Weißbrot ab, tropfte ordentlich Olivenöl drauf, zerteilte dann eine faustgroße Ochsenherztomate, legte eine Scheibe davon sorgfältig und liebevoll auf die Brotscheibe und salzte nach. Das gute Leben kann so einfach sein. Erst recht am Morgen.
Die Tipps von Timm Klotzek, 11./12. Mai 2024
Für den Kopf
Der Sportjournalist Ronald Reng schreibt in regelmäßigen Abständen sehr lesenswerte Fußball-Sachbücher. Sein jüngstes Werk heißt 1974 und rankt sich rund um das einzige Länderspiel zwischen der DDR und der BRD. Reng spannt den Bogen viel weiter als über die 90 Spielminuten, am Ende des wunderbar dicken Buches haben Leser ein gutes Gefühl für die gesellschaftspolitische Stimmung in den beiden deutschen Staaten.
Für das Herz
Ich musste jüngst einsehen, dass ich sehr schlecht sehe und nicht gut höre – und das war eine tolle Erfahrung. Ich hatte im Englischen Garten in München an einem Vogel-Beobachtungs-Spaziergang teilgenommen, zwei sehr lehrreiche Stunden. Das kann man überall in Deutschland machen, Angebote findet man leicht im Internet. Mein Tipp: Schieben Sie das Bird-Watching nicht zu lange auf. Viele Zugvögel sind gerade zurück, noch haben sie Lust, viel zu singen – im Hochsommer wird es ruhiger.
Für den Bauch
Jüngst schrieb Max Scharnigg eine lustige Titelgeschichte im SZ-Magazin: über den nächtlichen Heißhunger und dass es keine bessere Mahlzeit gibt, als nachts kalte Nudeln direkt aus der Pfanne in den Mund zu stopfen. Ich weiß, wovon er schreibt, meine Söhne haben mir liebevoll den Familienspitznamen »das Hausschwein« verpasst, weil ich zuverlässig alle Reste verputze. Kleiner Tipp: mit selbstgemachtem Chili-Crunch nach dem Rezept von Hans Gerlach schmeckt auch nachts fast alles noch viel besser.
Die Tipps von Nicola Meier, 4./5. Mai 2024
Für den Kopf
Expats auf Amazon Prime ist keine Serie, die man einfach so weggucken kann. Dazu ist ihr Inhalt viel zu ernst – ein Kind verschwindet. Ein unachtsamer Moment auf einem Nachtmarkt in Hongkong und das Leben von drei Frauen – alle Zugezogene, sogenannte Expats – verändert sich für immer. Es geht um Schuld und Trauer, aber noch um viel mehr, zum Beispiel um das Leben der Angestellten, die das Luxusleben der Expats ermöglichen.
Für den Bauch
Als ich kürzlich in München ankam, war das Wetter schlechter als in Hamburg, wo ich losgefahren war. Vorbei die Hoffnung, dass man vielleicht schon draußen sitzen könnte. Durch Regen und Sturm lief ich zum Restaurant, in dem ich mit einer Freundin verabredet war. Alles, was uns blieb, war ein sommerlicher Aperitif: alkoholfreier Gin, Tonic Water, Maracuja-Saft, Vanille. Wie man das am besten selbst mischt, muss ich noch ausprobieren.
Für das Herz
Neulich war ich bei einer Freundin zum Essen eingeladen, allerdings kochte nicht sie, sondern ihr zehnjähriger Sohn. Vielleicht liegt es daran, dass ich viele Hobby-Gourmetköche in meinem Freundeskreis habe, mit denen ich nicht mithalten kann: Der Abend war jedenfalls eine schöne Erinnerung daran, dass es auch einfache Gerichte gibt, die allen schmecken. Und dass es um den Spaß geht. Das Kochbuch Kochen und backen mit der Maus kann ich nur empfehlen.
Die Tipps von Mareike Nieberding, 27./28. April 2024
Für den Kopf
›Sie kommt allein aus dem Wald geritten. Siebzehn Jahre alt, im kalten, feinen Märzregen, Marie aus Frankreich.‹ So beginnt das Buch Matrix der US-amerikanischen Autorin Lauren Groff. Miranda July ist ihr Fan. Und ich bin es auch. Weil Groff Heldinnengeschichten voller Widersprüche und Romane voll unbändiger Natur schreibt. Auch in ihrem neuen Buch Die weite Wildnis schickt sie ein Mädchen ins Ungewisse - und die Leserinnen und Leser gleich mit.
Für den Bauch
Mein Kind liebt Sahne, auf Eis, auf Kuchen, pur. Hauptsache viel davon. Das inspiriert mich. Seit Neuestem bestelle auch ich wieder ohne schlechtes Gewissen alles, was geht, mit Sahne. Diese fluffige Süße, am liebsten noch leicht gefroren unter statt auf dem Eis – ein im besten Sinne kindliches Vergnügen. Allerdings nur an Orten, an denen ich mir sicher sein kann, dass sie nicht aus der Sprühflasche kommt.
Für das Herz
Endlich wieder Dreck unter den Fingernägeln! Seit vergangenem Jahr habe ich einen wirklich kleinen Garten. Trotzdem buddele, pflanze und beschneide ich, was das Zeug hält – und wurde auch schon belohnt: Die ersten Gladiolen schießen aus dem Boden, die Clematis rankt und das Schneckensammeln hat sich schon in etwas Meditatives verwandelt. Ich wünschte, ich hätte viel früher eine der vielen innerstädtischen Grasnarben zu meinem Garten erklärt.
Die Tipps von Samira Fricke, 20./21. April 2024
Für den Kopf
In ihrem Buch Journal du Dehors von 1993 spricht die Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux über den Versuch, so zu schreiben, als würde sie Bilder machen. Das Pariser Museum MEP zeigt jetzt eine Ausstellung, die Ernaux’ Texte mit Fotografien aus ihrer Sammlung kombiniert, 150 Bilder von 29 Fotografen. Texte und Bilder zeigen Alltagsszenen und man weiß hinterher nicht mehr, ob man die Bilder, die man im Kopf hat, gelesen oder gesehen hat.
Für den Bauch
In der zweiten Klasse beschrieb eine Mitschülerin meine Tochter so: Sie hat sehr, sehr lange Haare, fährt Skateboard und trinkt G-E-R-N-E Fencheltee. Bis heute mögen wir beide liebend gern Fencheltee und wenn wir in die Küche kommen, ist es für uns ein Ritual, einige frische Fenchelsamen leicht zu zermahlen und mit heißem Wasser aufzugießen. Natürlich fragen wir auch unsere Gäste immer, ob sie auch einen Tee möchten - einen F-E-N-C-H-E-L-Tee.
Für das Herz
Systemsprengerin, Ausnahmekünstlerin, Grenzgängerin: Die Choreographin Florentina Holzinger vereint radikale Körperlichkeit und hohe Kunst. Auf der Bühne zeigt sie Nacktheit und Blut und doch verlässt man den Abend mit einem Gefühl von Zärtlichkeit. Bald inszeniert sie zum ersten Mal eine Oper, Sancta nach Paul Hindemith, zu sehen in Schwerin, Wien, Berlin und Stuttgart.
Die Tipps von Daniela Ptok, 13./14. April 2024
Für das Herz
Hin und wieder hört man im Radio die Neuaufnahme eines Hits, und denkt nur: Das arme Lied! Zur Erholung steuert man am besten den Youtube-Kanal von BBC Radio 1 Live Lounge an. Dort kann man hören, wie Künstlerinnen und Künstler die Werke anderer Musiker oder auch Eigenes gekonnt neu interpretieren, etwa Miley Cyrus, die eine Country-Version von See you again auf die Bühne bringt. Oder Teddy Swims, bei dem Taylor Swifts Cruel Summer zur Ballade wird.
Für den Kopf
Das Leben kommt einem nicht immer mit Kleinigkeiten, aber oft bläst man die eigenen Probleme doch größer auf, als sie sind. Ein Blick auf die Lebensgeschichten, die Menschen dem Fotografen Mark Laita erzählen, hilft, die Perspektive geradezurücken. Laita richtet auf seinem Youtube-Kanal den Fokus auf die, die in der Gesellschaft oft übersehen werden und deren Schicksale einem zuweilen den Atem nehmen.
Für den Bauch
Ich bin keine große Gärtnerin, aber meine Kräuterrabatten können sich sehen lassen. Neben den Klassikern (Thymian, Rosmarin, Schnittlauch etc.) habe ich zwei besondere Lieblinge: Schoko-Minze und Ananas-Salbei. Von Letzterem kaufe ich jedes Jahr drei neue Töpfchen, weil er nicht winterhart ist – aber der Tee aus seinen Blättern so köstlich. Die Schoko-Minze übersteht die kalten Monate problemlos. Ihr warmes Aroma passt hervorragend zu Desserts jeder Art.
Die Tipps von Jakob Feigl, 6./7. April 2024
Für das Herz
Im Film Sisi & Ich habe ich vor kurzem wieder den Song The Lady With The Braid von Dory Previn gehört, einer amerikanischen Singer-Songwriterin. Der Song ist von 1971 und erzählt davon, wie sich jemand klein macht, um geliebt zu werden: »It's just the night cuts through me like a knife / Would you care to stay awhile and save my life«. Sehr traurig, aber großartig.
Für den Kopf
Ich mag keine Bücher mit vielen Dialogen! In dem Roman Die Wand von Marlen Haushofer gibt es keinen einzigen – die Protagonistin lebt im Wald, zusammen mit einem Hund, Katzen, Kuh und Stier, von der Zivilisation abgeschnitten durch eine unsichtbare Wand. Am Schluss des Buches taucht ein Mann auf und erschlägt den Hund und den Stier – die Frau erschießt ihn, ohne zuvor noch ein Wort mit ihm zu wechseln.
Für den Bauch
Nur noch wenige Tage, dann wird am Viktualienmarkt die Spargelsaison 2024 eröffnet, mit einem symbolischen Anstich durch die Schrobenhausener Spargelkönigin. Bei uns zu Hause gab es in meiner Kindheit während der Saison fast jeden Tag weißen Abensberger Spargel, den meine Mutter immer als Salat mit Essig und Zitrone zubereitete. Am Johannistag, dem 24. Juni, war dann Schluss mit dem Vergnügen, weil sonst, wie die Bauern sagten, der Spargel totgestochen würde.
Die Tipps von Vivian Pasquet, 30./31. März 2024
Für das Herz
Irgendwo habe ich mal gelesen: Mit jedem Erwachsenwerden geht ein Kind verloren. An Ostern denke ich manchmal daran – immer, wenn Jemand sagt: Eiersuchen, das ist was für die Kleinen! In meiner Großfamilie ziehen auch die Erwachsenen mit einem Körbchen los. Danach tauschen wir Eier aus, lachen, weil wir mal wieder nicht alle wiedergefunden haben und fühlen, was man im Alltag viel zu selten fühlt: kindliche Freude.
Für den Kopf
Auf dem besten Popkonzert des Jahres gab es keine Stehplätze. Im Publikum saßen Menschen, mehr praktisch als wild gekleidet, auf vielen Köpfen blinkte eine Plastikkrone. Ich mittendrin, inklusive Krone. Ich arbeite bei einem Magazin, wo man sich etwas auf seinen Musikgeschmack einbildet. Deshalb wissen Sie diesen Tipp für »Die Prinzen«, der einem Outing gleichkommt, hoffentlich besonders zu schätzen. Und hören mal ins aktuelle Album der besten Band der Welt hinein.
Für den Bauch
9,99 Euro: So viel kostete die Tüte Mehl, Express-Lieferung. Ich hatte zum Taco-Essen geladen und großspurig gesagt, ich würde den Teig selbst machen. Ich lernte: Normales Maismehl klebt nicht genug. »Nixtamalesiert« muss es sein. Die Körner werden bei der Produktion in alkalische Flüssigkeit getränkt. Niacytin wird zu Nicotinsäure – ach egal! Die Tacos schmeckten köstlich – und wenn man nicht Last Minute kauft, ist es auch billiger.
Die Tipps von Gabriela Herpell, 23./24. März 2024
Für das Herz
Neulich habe ich meine leider ungeordneten Bücher im Regal durchgeschaut, auf der Suche nach Liebesnacht von Urs Widmer. Ich muss es jemandem geliehen haben, weiß aber natürlich nicht mehr, wem. Also habe ich es mir wieder gekauft, denn ich liebe das Prinzip, in echt und im Roman: Alte Freunde treffen sich, reden die Nacht hindurch, das Thema ist die Liebe.
Für den Kopf
Zu Weihnachten habe ich ein Buch geschenkt bekommen, das heißt: One Line a Day. A Five-Year Memory Book. Man fasst sich also kurz, trägt für jeden Tag nur eine Zeile ein, dafür wird dieses Tagebuch fünf Jahre halten. Bisher habe ich noch keinen Tag versäumt. Vielleicht, weil ich mich schon freue: Ab dem 1. Januar 2025 werde ich wieder sehen, was ich ein Jahr zuvor geschrieben habe, denn die neuen Erinnerungen schreibt man direkt unter die alten.
Für den Bauch
Ich finde, Tulpen kann man mit den Augen essen. Besonders jetzt, wenn sie in großen Kübeln auf dem Markt stehen, bunte Sträuße oder knallrote, knallorange oder knallpinke, man kann sich kaum satt sehen daran. Also muss immer ein Tulpenstrauß in meiner Küche stehen. Aber die einfachen, keine gefüllten.
Die Tipps von Jonas Natterer, 16./17. März 2024
Für den Kopf
Der aktuelle Kinofilm And the King Said, What a Fantastic Machine zeigt die Besessenheit des Menschen sich mit der Kamera zu dokumentieren. Die moderierte Filmcollage wandert dabei von den Anfängen der Fotografie bis hin zum aktuellen Social-Media-Wahnsinn.
Für das Herz
Die Begeisterung vieler Menschen für Sportübertragungen kann ich nicht nachvollziehen. Fan eines Sportlers zu sein, noch viel weniger. Ich kämpfe hier auch nicht für viel Verständnis für meine Leidenschaft mir auf Youtube Turniere mit dem Scrabble-Weltmeister Nigel Richards anzusehen. Trotzdem finden Sie hier eines meiner Lieblingsturniere von ihm.
Für den Bauch
Letztes Gartenjahr konnte ich meiner Tomatenschwemme im Herbst fast nicht Herr werden. Dieses Wochenende kommen bei mir deswegen auch die lagerfähigen Sorten Pantelli und Canestrino di Lucca in die Erde. An einem kühlen Ort hängend sollen diese Tomatensorten über mehrere Monate genießbar bleiben.
Die Tipps von Roland Schulz, 9./10. März 2024
Für den Kopf
Nach drei Monaten Winter ist es nie früh genug für den Frühling, doch selbst dabei packt einen heutzutage das Grübeln: Alle Bäume schlagen aus – aber schon Anfang März? Nichts wie weg mit den Gedanken an Klimakrise und Kriege, lieber schnell was Schönes – und wer hilft da besser als Dolores und Julia vom argentinischen Folkduo Perotá Chingó mit ihrem Lied »Rié Chinito«?
Für den Bauch
Ein zuverlässiges Anzeichen des Frühlings ist sein Saisongemüse, allen voran Mönchsbart: Das Salzkraut gibt es gerade jetzt und nicht allzu lang. Es ist spielend leicht zubereitet und auch in anderen Varianten als mit Nudeln sehr lecker, zum Beispiel in Eggs Benedict.
Für das Herz
Andere beim Aufziehen des Nachwuchses zu beobachten, lenkt bestens ab: Mittels Live-Webcam kann man ins südkalifornische Nest der Seeadler-Familie von Jackie und Shadow schauen, wo drei Eier vor dem Schlüpfen stehen. Und wer nicht bis nach Amerika blicken mag – die Wanderfalken auf der Nürnberger Kaiserburg warten sogar auf vier Nestlinge.
Die Tipps von Marvin Ku, 2./3. März 2024
Für den Kopf
Letztens zeigte mir meine beste Freundin ein Genre, das ich mir nicht mal ansatzweise hätte vorstellen können: Merkel-Lo-Fi. Die ruhigen Beats, die ich sonst gerne zum konzentrierten Arbeiten höre, sind gespickt mit Klassikern der Merkel-Ära: »Wir haben so vieles geschafft, wir schaffen das.« Oder: »Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.« Ich musste erst lachen, aber der Mix bringt einen wirklich ganz gut runter. Das Youtube-Video finden Sie hier.
Für das Herz
Ich weine nicht in Zügen, das ist eine Grundsatzentscheidung von mir, es gibt nur zwei Ausnahmen. Erstens: Die Verspätung verspätet sich. Zweitens: Beim Lesen von John Greens Roman »Das Schicksal ist ein mieser Verräter«, den ich letztens wieder entdeckt habe. Besonders gefiel mir der rotzige Humor der Hauptfigur Hazel, der einen wieder aus der Sentimentalität holt.
Für den Bauch
Manchmal liege ich nachts wach und habe so eine gottlose Lust auf koreanisches Essen. Das liegt daran, dass ich vor dem Schlafen oft den YouTube-Kanal von Aaron und Claire gucke, einem Paar aus Seoul. Egal, ob Korean Fried Chicken, Tantanmen oder Mapo Tofu – alle Rezepte sind so gestaltet, dass sie so einfach und schnell wie möglich kochbar sind. Wer ein bisschen Zeit hat, dem empfehle ich das Video mit mehreren koreanischen Reisbowl Gerichten.
Die Tipps von Joshua Scholl, 24./25. Februar 2024
Für den Kopf
Das Modehaus Maison Margiela präsentierte vor einigen Wochen seine »Artisanal Collection 2024« und seitdem weicht sie mir nicht mehr aus den Gedanken. Ich habe sie mir mindestens zehn Mal auf YouTube angeschaut. Masken, Korsette, Porzellan und viel Theatralik – ich will nicht zu viel verraten – lassen eine Welt entstehen, in der ich lange bleiben möchte. Sie vielleicht auch?
Für das Herz
Im ziemlich leeren Kinosaal lief laut The Power of Love von Frankie Goes To Hollywood. Sehr gut, dachte ich mir, dann hört man mein Geheule nicht! Der Film All Of Us Strangers mit Andrew Scott und Paul Mescal tröstet, schürt Hoffnung, bricht einem aber letztendlich doch das Herz. Kein Film für schwache Nerven und einer der besten der letzten Jahre.
Für den Bauch
Eigentlich wollte ich mich vor dem lang geplanten Treffen mit einem guten Freund drücken, ich fühlte mich nicht besonders. Doch dann saß ich ihm gegenüber, mit einem Matcha Latte in der Hand, der erdig schmeckte, süß, und durch die Eiswürfel auch erfrischend. Plötzlich war ich sehr froh, dort zu sein. Nicht nur wegen des Matchas.
Die Tipps von Tanja Selder, 17./18. Februar 2024
Für den Kopf
Vor zwei Wochen habe ich mich abends mal wieder in einen Vorlesungssaal gezwängt – stilecht: ein akademisches Viertel zu spät. Im Vortrag ging es um Fontanes Roman-Romanzen. Zwar bin ich kein ausgewiesener Fontane-Fan, doch aus guter Literatur wie auch aus guten Vorlesungen kann man immer etwas lernen. Wieso also nicht zur nächsten Ringvorlesung? Sie könnten sich in bekannte Theorien oder neue Perspektiven einhören und anschließend in einer urigen Studenten-Boazn belohnen.
Für den Bauch
Was gibt es Besseres als eine wärmende Suppe, wenn man krank ist? Man liegt frierend im Bett, und es wird einem der stärkende Sud gereicht. Halleluja. Manchmal sind aber gerade keine rettenden, weil kochenden Familienmitglieder, Partner, Freunde oder Bekannten in der Nähe. Dann empfehle ich dieses einfache und schnelle Rezept: Brühe mit Würfeln oder Pulver anrühren, Tortellini rein, wer mag, noch Erbsen. Et voilà, fertig.
Für das Herz
Eigentlich bin ich Optimistin. Von Zeit zu Zeit muss ich mich aber daran erinnern. Das klappt am besten mit dem passenden Soundtrack, beispielsweise mit Unwritten in der Version von My Ugly Clementine. Auch das Lied Follow the Sun von Xavier Rudd ist hervorragend dafür geeignet. Ich wünsche Ihnen, dass Sie am Wochenende Ihre eigene innere Optimistin oder inneren Optimisten mit der richtigen Musik anstupsen können..
Die Tipps von Annabel Dillig, 10./11. Februar 2024
Für den Kopf
Wenn ich alle Lieblingspodcasts mal wieder weggehört habe, schaue ich, ob es was neues von Caiman Club gibt, einem Polit-Thriller-Hörspiel vom WDR mit inzwischen drei Staffeln (zu hören zum Beispiel hier). Zentrale Figur ist Hagen von Grau, Lobbyist und Spin-Doktor im Berliner Regierungsviertel. Ihm beim Strippenziehen zuzuhören, ist spannend und unterhaltsam zugleich und gerade für lange Zug- oder Autofahrten ideal.
Für den Bauch
Probier doch wenigstens mal. Sagt man Kindern immer. Und nimmt aus Sicherheitsgründen beim Thailänder jahrein, jahraus das grüne Curry mit Huhn. Man… also ich. Aber zu meinem großen Glück betreue ich seit vielen Jahren Hans Gerlach als Rezept-Autor und werde von ihm sanft geschubst, »mal was zu probieren«. Nun ist sein Kochbuch zur SZ-Magazin-Kolumne Probier doch mal erschienen, mit vielen der beliebtesten Rezepte und etlichen unveröffentlichten. Bestellen kann man es hier.
Für das Herz
Ein Vorurteil, das ich nicht nachvollziehen kann: dass es nur nervige Musik für kleinere Kinder geben soll. Auf Quengel-Autofahrten helfen etwa die schönen Singer-Songwriter-Songs von Pohlmann (»Babyeierleicht», «Maulwurf»). Und Stress beim Abendessen entschärft der lustige Kinder-Hip-Hop von Dikka («Superpapa», «Supermama«). Ich würds ja nie zugeben, aber es soll Menschen geben, die diese Musik auch einfach mal so hören, ohne Kinder. Ähem.
Die Tipps von Lara Fritzsche, 3./4. Februar 2024
Für den Kopf
Wenn man schon über den Titel eines Buches lachen muss, ist das immer ein gutes Zeichen. Nicole Seiferts neues Buch handelt von den Frauen der Gruppe 47 und heißt: Einige Herren sagten etwas dazu. Ich kann mir das gleich lebhaft als Situation vorstellen. Wenn Sie gerne Bücher über Literaturereignisse lesen, 1913 von Florian Ilies mochten und Das Schloss der Schriftsteller von Uwe Neumahr auch nicht schlecht fanden, dann werden Sie dieses kundige Buch von Nicole Seifert lieben. Es erscheint am 8. Februar.
Für das Herz
Ich weiß ja nicht, was Sie machen, um Ihr Herz hin und wieder so richtig zum Rasen zu bringen: Frisch verlieben? Das Auto schnell beschleunigen? Eisbaden? Ihrem Kind beim Klettern zugucken? Mir hat neulich eine entgegenkommende Joggerin sehr imponiert, die ihre Playlist einfach laut mitsang. So richtig befreiend wirkte ihr Grölen, sie hatte ganz rote Backen. Ich mache das jetzt auch manchmal und jogge auf den Sing-Runden auch mehr Strecke - weil ich abgelegenere Wege nehmen muss.
Für den Bauch
Mein Kind und ich lieben Avocados, am liebsten mit Gurke, Sesam, Erdnüssen, feingehackter Chillischote, Sesamöl, Sojaöl und Reisessig. Noch mehr lieben wir unsere kleinen Avocadopflanzen. Hier die Abfolge der Schritte für eine Zucht auf der Fensterbank: Kern waschen, Schale ablösen, in ein feuchtes Küchenpapiertuch einwickeln und dann in eine Plastiktüte, drei Monate unter die Heizung legen, aufgekeimten Kern in Wasser legen und sobald es ein Pflänzchen ist, einpflanzen.
Die Tipps von Susanne Schneider, 27./28. Januar 2024
Für den Kopf
Das Entschuldigen hat sich verändert. Ich kann das ganz gut beurteilen, meine Bemerkungen sind oft zu spitz. Was mir später meist leid tut. Früher hatte ich das Gefühl, mein Gegenüber verzeiht mir, wenn ich ihn um Entschuldigung bitte. Oder er sagt, dass er es tut. Inzwischen aber geht es nicht mehr ums Verzeihen, sondern darum, mit der Entschuldigung die eigene Schuld einzugestehen – und den anderen damit freizusprechen.
Für das Herz
Wer’s noch nicht gemacht hat: unbedingt Neue Geschichten vom Pumuckl anschauen. (Die komplette Serie gibt es auf RTL+, drei von 13 Folgen laufen auch als Spielfilm im Kino.) Sie sind genauso bezaubernd wie früher. Man darf, aber muss kein Kind sein, um sofort (wieder) begeistert zu sein. Selbst der aktuelle Pumuckl hat dieselbe Stimme wie früher, da über die Stimme des Schauspielers Maxi Schafroth mithilfe Künstlicher Intelligenz die Stimmfärbung Hans Clarins gelegt wurde, der damals den Pumuckl sprach.
Für den Bauch
An Silvester habe ich einen Freund in Italien besucht, der über den Fisch, den er gekocht hatte, ein paar Tropfen Olivenöl mit Zitrone träufelte. Wie das duftete und schmeckte! Der Freund sagte, man dürfe dieses Öl nie zum Kochen oder für eine Salatsauce verwenden, sondern solle es erst am Schluss über fast jedes Essen geben. Mir schmeckt kaum noch was ohne! In München habe ich Olivenöl mit Zitrone in einem Delikatessladen gekriegt (es gibt nicht nur eine Marke, sondern etliche), leider ziemlich teuer, 17 Euro der halbe Liter.
Die Tipps von Ralf Zimmermann, 20./21. Januar 2024
Für das Herz
Eine Schriftstellerin muss endlich mal Geld verdienen und macht eine Ausbildung zur Fußpflegerin, um danach in Berlin-Marzahn zu arbeiten. Lange hat mich kein Buch so berührt wie Marzahn, mon amour – Geschichten einer Fußpflegerin von Katja Oskamp. Scharfsinnig und liebevoll beobachtet sie das Leben ihrer in die Jahre gekommenen Kundinnen und Kunden. Ein wundervolles Buch, das man an einem Nachmittag lesen kann.
Für den Kopf
Wer kennt es nicht: Wir schaffen es immer wieder, uns von den eigentlichen Aufgaben abzuhalten. Obwohl wir genau wissen, was wir tun sollten, machen wir etwas anderes. Der Wirtschaftsprofessor und Experte für Spieltheorie Christian Rieck erklärt in seinem neuen Buch Anleitung zur Selbstüberlistung auf sehr sympathische und lustige Weise, wie man sich erfolgreich gegen die eigenen Gegenspieler im Kopf wehrt.
Für den Bauch
Der fruchtig-scharfe Geschmack von Chili-Öl ist so vielschichtig, dass es sogar eine einfache Portion Reis in etwas Magisches verwandelt. Das in Chilis enthaltene Capsaicin sorgt außerdem für eine Ausschüttung des Glückshormons Serotonin im Körper. Kein Wunder, dass ich süchtig danach bin. Chili-Öl lässt sich auch einfach selbst herstellen. Der Youtube-Kanal Made with Lau erklärt hier, wie es geht.
Die Tipps von Max Fellmann, 13./14. Januar 2024
Für das Herz
Zu Weihnachten hat mir meine Frau dies wunderschöne Spiel geschenkt, ein Memory, bei dem die Paare nicht aus zwei identischen Karten bestehen, sondern aus je einer Karte mit einem stilisierten Popstar und einer Karte mit einer berühmten Songzeile. Wahnsinnig hübsch gemacht. Dann muss man halt noch draufkommen, dass die knallgelbe Jacke zu Freddie Mercury gehört, und anschließend überlegen: Wo lag noch gleich »We are the champions, my friend«? Großer Spaß für Musiknerds.
Für den Kopf
Ich habe mich schon vor drei Jahren gefesselt durch Harald Jähners Buch Wolfszeit gewühlt, eine fantastische Aufarbeitung der deutschen Nachkriegsjahre, jetzt lese ich den Nachfolge-Band Höhenrausch: eine großartige Schilderung der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen. Anschaulich, unakademisch, voller Leben und verblüffender Einsichten. Und dabei nicht nur als Rückblick interessant, sondern leider, Stichwort Gefahr von rechts, auch sehr aktuell.
Für den Bauch
Ich ernähre mich weitgehend vegetarisch, aber ganz selten mal habe ich Lust auf richtig derbes Fleisch. Dann kauf ich mir bei einem guten Metzger eine gute Blutwurst. Ja, sprechen wir es aus, die besteht aus Schweinefleisch, Kopffleisch, Speck und Innereien. Uff. Dazu kein Sauerkraut, kein Püree – nur das beste verfügbare frische Brot. Ich erwärme die Wurst, bis sie dampft, schneide sie auf und benutze die Brotstücke wie Löffel, um die Füllung zu essen. Danach fühle ich mich kurz sehr urtümlich. Und dann reichts aber auch wieder bis zum nächsten Winter.
Die Tipps von Agnes Striegan, 6./7. Januar 2024
Für das Herz
Pinguine, die einen Schmetterling jagen. Kuschelnde Katzen. Ein Kind, das sich unfassbar über einen vorbeifahrenden LKW freut. Der Niederländer Sander van den Berg postet auf X unter »Buitengebieden« kurze Videos, die einen daran erinnern, dass die Welt nicht ganz so schrecklich ist, wie einen die restliche Timeline glauben lässt.
Für den Kopf
Als ich im Herbst zwei Wochen durch Südkorea reiste, hatte ich genau ein dickes Buch dabei: »Exil« von Lion Feuchtwanger. Darin geht es um deutsche Exilanten im Paris der 1930er. Die Sprache ist toll, die Charaktere sind es auch – und sich selbst dabei zu beobachten, wie viel Verständnis man dafür entwickelt, dass diese Deutschen sich im Ausland eine Parallelwelt aufbauen, ist wirklich lehrreich.
Für den Bauch
Ich esse gerne, koche aber nicht allzu gerne – und Zutaten einkaufen hasse ich wirklich. Deswegen mag ich Rezepte, für die man möglichst wenig braucht. Zum Beispiel dieses hier für vegane Schokomousse: zwei Teile Seidentofu pürieren, einen Teil geschmolzene Bitterschokolade unterrühren, kalt werden lassen, fertig.
Die Tipps von Dana Packert, 30./31. Dezember 2023
Für das Herz
Nicht jedes Jahr lässt sich mit den Worten »Du warst ein gutes« verabschieden – aber einmal zurückschauen, Gedanken sortieren und ordentlich wegpacken, das geht. Seit vier Jahren schreibe ich zum Jahresende einen Brief an mich selbst. Der klingt wahlweise nach Pep-Talk, Laudatio oder Klappentext eines wirklich langweiligen Buches – klärt aber jedes Mal den Kopf und das Herz für das, was kommt.
Für den Kopf
Mit den guten Vorsätzen habe ich es nicht so, eine Liste für den andauernden Winter habe ich aber schon: Auf meiner Winterliste steht zum Beispiel eine Tischtennis-Mittagspause und lernen, richtig gutes Pad Thai zu machen. Immer wenn mir etwas einfällt, was ich in der nächsten Jahreszeit gerne erleben möchte, schreibe ich es mir auf. Und auf einmal ist in der Badewanne liegen und lesen eine ganz bedeutsame Beschäftigung!
Für den Bauch
Wenn Sie noch einen Nachtisch für Silvester suchen, kann ich Ihnen wärmstens den American Pecan Pie empfehlen, den eine Freundin von mir neulich gemacht hat. Herrlich mürbe, nussig, saftig süß. Nach unserem Friendsgiving-Dinner waren sich alle einig: Das war das Highlight. Schmeckt bestimmt auch nach Mitternacht als erste Mahlzeit im neuen Jahr, getreu dem Motto: Life is short, eat dessert first.
Die Tipps von Susan Djahangard, 23./24. Dezember 2023
Für das Herz
Schon vor Jahren habe ich gesagt: Irgendwann lerne ich mal ein bisschen Klavierspielen. Vor ein paar Wochen habe ich mir endlich mit einer Freundin ein E-Piano gekauft. Mir dabei zuzuhören, wie aus einzelnen Tönen zweihändig gespielte Stücke werden, trägt mich seither durch diesen Winter.
Für den Kopf
Die Journalistin Shahrzad Eden Osterer schreibt über Antisemitismus und Solidarität, der Schauspieler Daniel Donskoy über Pokémons und Repräsentation, und der Autor Richard C. Schneider über seine Dusche in Tel Aviv und die Shoah. Der Sammelband Sicher sind wir nicht geblieben, herausgegeben von Laura Cazés, vereint ganz unterschiedliche Beiträge über das Jüdischsein in Deutschland heute. Zwölf Texte, die einem neue Perspektiven eröffnen.
Für den Bauch
Seit einer Reise nach Japan bin ich abhängig von Soba-Suppe. Zum Glück ist die deutlich einfacher zu kochen, als ich befürchtet hatte. Man muss erst eine Brühe zubereiten, eine Dashi (ich nutze dafür dieses Rezept). Die Suppe koche ich nach Anleitung der New York Times. Bei den Eiern schummle ich und nehme gewöhnlich gekochte (7,5 Minuten sind perfekt).
Die Tipps von Theresa Hein, 16./17. Dezember 2023
Für den Kopf
Das Buch Die Kunst, ohne Sorgen zu leben ist leicht und schwer. Es enthält Aufzeichnungen des Wiener Sprachgenies Stefan Zweig aus seinen letzten Lebensjahren, darunter die hochaktuelle Warnung »Das große Schweigen«. Der Band ist schmal genug, um Menschen, die ihre Bücher nach Seitenzahl auswählen, nicht abzuschrecken und macht trotzdem klüger.
Für das Herz
Wenn der neue Song von Adrianne Lenker nichts fürs Herz ist, weiß ich auch nicht. »Ruined« heißt er, und handelt von der Fix-und-Fertigkeit, die einen überfällt, wenn man eine frühere Liebe auf der Straße trifft. Lenker kann über ein zerbrochenes Herz so singen, dass man alles stehen und liegen lassen und nur zuhören muss. Was ja eh nie schadet.
Für den Bauch
Ich versuche, den fehlenden Sommer durch Zitrusfrüchte auszugleichen: Grapefruit ins Müsli, Orange in die Kürbissuppe. Oder vorab bissfest gegarte Zucchini mit Knoblauch, Olivenöl, Feta und Zitrone in einer Pfanne anschwitzen, in einen Topf mit gekochten Spaghetti werfen und mit Freund*innen direkt aus dem Topf essen. Macht satt und lustig.
Die Tipps von Marc Schürmann, 9./10. Dezember 2023
Für den Kopf
Damit es kein Gezerre mehr darum gibt, welchen Film wir als Familie an einem Wochenendabend gucken, haben wir beschlossen, dass reihum jede und jeder einen Wunschfilm festlegen darf. Ich entschied mich für Der Clou von 1973 – und war glücklich. Ich wusste noch, dass der Film gut ist, aber nicht mehr, wie gut. Die Geschichte – Gauner legen Gauner herein. Die Schauspieler, allen voran Robert Redford und Paul Newman. Die Musik. Die Ästhetik.
Für das Herz
Ich liebe es, meinen Kindern vorzulesen. Das, was ich vorlese, liebe ich in der Regel nicht. Große Ausnahme: Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne von Jakob Martin Strid. Es geht um einen tüchtigen Bürgermeister, einen grimmigen Vizebürgermeister und zwei Freunde, die sich aufmachen, den tüchtigen Bürgermeister zu finden. Der ist nämlich verschwunden. Ihr Transportmittel: eine Riesenbirne. Das Abenteuer ist wild, warmherzig – und sehr lustig.
Für den Bauch
Neulich bei einem Freund und seiner Familie gab es Käse, Brot und Salat. Es war fantastisch. Nur Käse, Brot und Salat, fantastisch? Schon, wenn es sich beim Käse um Ofenkäse handelt, in den man sein Brot taucht wie beim Käsefondue. Der von ihm servierte Ofenkäse, ließ mich der Freund wissen, heißt Vacherin Mont d’Or, die Zubereitung ist lachhaft einfach (Packung -> Ofen -> Tisch), und man wird davon wirklich ausnehmend satt.
Die Tipps von Dirk Schönlebe, 2./3. Dezember 2023
Für den Kopf
Aus gegebenem Anlass empfehle ich Spione ohne Land – Geheime Existenzen bei der Gründung Israels des Autors Matti Friedmann. Er erzählt die Geschichte der schon während des Zweiten Weltkriegs gegründeten »Arabischen Sektion«, aus der später der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad erwuchs. Klingt nach Nische? Friedmann beleuchtet die Biographien von vier Männern so, dass auch in der Nische klar wird: eindeutig nicht eindeutig.
Für das Herz
Zugegebenermaßen eher etwas für Bayern-Fans und natürlich die, die sich für guten Fußball interessieren: Die Generation Wembley auf Amazon Prime, zehn Jahre nach dem historischen Triple des FC Bayern. Die Folge mit dem Finale Dahoam kann man ja einige Minuten früher beenden. Großer Gewinner übrigens, für mich ziemlich überraschend: Mario Gomez. Reflektiert, selbstironisch.
Für den Bauch
Tage kürzer, Abende kühler – es ist die Jahreszeit für warme Getränke. Immer Tee wäre langweilig, aber Glühwein ist natürlich eine Bedrohung. Es gibt einfach zu viele schlechte! Ich bin vor Jahren zufällig auf die hausgemachten Glühweine und den Punsch der Passauer Confiserie Simon gestoßen. Nicht günstig, sind aber die besten. Und wer gar keinen Glühwein mag: Holundersaft erwärmen, ein Löffel Honig, etwas Zimt. Schmeckt und verjagt zudem jede Erkältung.
Die Tipps von Marius Buhl, 25./26. November 2023
Für das Herz
Gutes Comedyformat auf Youtube: Falsch, aber lustig. Drei Comedians, darunter immer Till Reiners, stehen auf einer Bühne und müssen auf Fragen von Moderator Moritz Neumeier nicht die richtige, sondern die lustigste Antwort geben. Heimlicher Star der Show: die deutsch-türkische Comedian Filiz Tasdan.
Für den Bauch
Sandwichtipp von meinem Freund Moritz: Sauerteigbrot mit Butter beschmieren, dünn geschnittenen Sesam-Räuchertofu (zum Beispiel von der Marke Tukan) drauflegen und dann mit ordentlich viel süßem Senf bedecken, eventuell noch mit Petersilie. Das erste Mal, dass mir Tofu schmeckt.
Für den Kopf
Achtung, Nerdshit für Naturliebhaber: Das Buch Otherland vom Paläobiologen Thomas Halliday lässt ausgestorbene Ökosysteme wieder aufleben. Nie würde man denken, dass Naturbeschreibungen einen so packen können. Toll ist, dass beides sich die Waage hält: die Angst, dass es auch mit uns eines Tages vorbei sein könnte – und die Hoffnung, dass immer neues Leben entsteht.
Die Tipps von Michael Ebert, 18./19. November 2023
Für das Herz
Meine älteste Tochter ist 14, und für Autofahrten zu zweit haben wir ein schönes Ritual entwickelt: Wir spielen uns abwechselnd Lieblingslieder vor, möglichst laut. Eine ganz eigene Form der Kommunikation – wir sprechen kaum und ich erfahre doch viel von ihr, allein durch die Musik, die sie auswählt. Empfehlenswert: »Wings« von Birdy, »Jar of Hearts« von Christina Perri, dazu natürlich alles von Taylor Swift, Beyoncé und Billie Eilish.
Für den Bauch
Ich verbringe zu viel Zeit auf Instagram, zugegeben. Aber neuerdings mit wenigstens einem guten Grund: Ich folge @chefmaxmariola, einem herrlich gutgelaunten italienischen Koch, der in einer Outdoor-Küche bei Rom Gerichte zubereitet, die unglaublich lecker aussehen und sogar ambitionslosen Küchengehilfen wie mir machbar erscheinen. Und selbst wenn man nicht nachkocht, ist man nach seinen kleinen Filmen irgendwie glücklicher.
Für den Kopf
Lex Fridman ist ein Informatiker, der seit 2018 »The Lex Fridman Podcast« betreibt. Bei ihm geben sich einige der interessantesten Menschen der Welt die Klinke in die Hand: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Schach-Weltmeister, Elon Musk, Mark Zuckerberg, politische Beraterinnen wie Fiona Hill. Die Gespräche dauern oft Stunden, immer auf Englisch, häufig geht es um Künstliche Intelligenz und Schwarze Löcher, manchmal auch um die Zukunft der Menschheit. Man hört zu und staunt und wird klüger. Via Spotify oder auf YouTube.
Die Tipps von Daniela Gassmann, 11./12. November 2023
Für den Kopf
Wit, eine Kreuzung aus Witz und Verstand, lässt sich nur unzureichend ins Deutsche übersetzen. Nun hat Zadie Smith einen neuen Roman veröffentlicht. »Der Betrug« erzählt von einem Prozess in den 1860ern, Sklavenhandel, Lüge und Gerechtigkeit. Auf der Lesung in Berlin wurde trotzdem fast durchgehend gelacht – auch weil die historischen Charaktere mal wie Trump und mal wie impfgegnerische Verwandte klingen. Zadie Smith ist Wit von der besten Sorte.
Für das Herz
Ich lasse mir ungern sagen, wie ich mich optimieren kann. Deshalb war ich überrascht, als ich mir den Achtsamkeitskalender »Ein guter Plan« gekauft habe. Noch überraschender: Ich nutze ihn, und das schon seit Monaten. Wie war mein Schlaf heute? Meine Ernährung? Meine Stimmung? Jeden Abend setze ich sekundenschnell ein paar Kreuze und behalte mich so im Blick, ohne gleich in einen Gedankenstrudel zu geraten.
Für den Bauch
Sie möchten sich liebevoll bekochen, sind aber zu faul zum Einkaufen? In dieser Notlage habe ich ein olles Gemüse neu entdeckt – die Tiefkühlerbse. Besonders köstlich finde ich Ottolenghis Erbsen-Zucchini-Suppe mit Feta (aus »Simple«) und Conchiglie mit Joghurt und Erbsen (aus »Jersualem«). Als ich die Suppe zum ersten Mal zubereitete, löste das eine kleine Beziehungskrise aus: Mein Partner, der überhaupt keine Erbsen mag, hat direkt alles weggegessen.
Die Tipps von Birthe Steinbeck, 4./5. November 2023
Für den Kopf
Die Illustratorin und Autorin Nora Krug war sich nach dem Angriff Putins auf die Ukraine ihrer Verantwortung bewusst, die Geschehnisse künstlerisch verarbeiten zu müssen. Nun ist ihr Buch »Diaries of War« auf Englisch erschienen (ab Februar auch auf Deutsch). Der Krieg abwechselnd erzählt als illustriertes Tagebuch aus der Sicht einer Ukrainerin und eines Russen.
Für das Herz
Bei zahlreichen Wanderungen mit der Comickünstlerin Barbara Yelin erfuhr ich immer wieder etwas über ihre Arbeit an dem neuen Buch »Emmi Arbel. Die Farbe der Erinnerung«. Es erzählt die Geschichte einer Zeitzeugin, die als Kind den Holocaust überlebte. Mit unglaublich viel Herzblut entstanden.
Für den Bauch
»Il Fiorista« in New York ist Blumenladen und Restaurant zugleich - alles dreht sich um essbare Blumen. Zu sehen gibt es außerdem wunderbar abstrakte Wandmalerei der Künstlerin Leanne Shapton. Noch toller: endlich ist Shaptons Buch »Bedeutende Objekte« wieder zu haben. Die Liebesgeschichte eines Paares, gezeigt in unzähligen Fotos und aufgemacht als täuschend echter Auktionskatalog – eine großartige Idee.
Die Tipps von Beate Zollbrecht, 28./29. Oktober 2023
Für den Kopf
Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal für die Verwandtschaftsverhältnisse der Habsburger interessieren würde, aber Samra vom Instagram-Account Geschichtegram erzählt in ihren Reels so unterhaltsam von der Mode, der Liebe und dem Drama der europäischen Königshäuser, dass die Kardashians im Vergleich langweilig wirken.
Für das Herz
Ich kann eigentlich nicht gut stricken, habe aber eine Anleitung gefunden, mit der das Stricken von Babysocken überraschend viel Spaß macht (den Link finden Sie hier). Die Socken kann man innerhalb einer Zugfahrt fertigbekommen – und sie sind ein besonders schönes Geschenk.
Für den Bauch
Der Trend »7 Minuten Plank Challenge« ist schon etwas älter, aber immer noch nützlich: Wer bei einer Suchmaschine nach diesen kurzen Fitnessvideos sucht, bekommt Stützübungen in allen Variationen. Das stärkt nicht nur den Bauch, sondern ist vor allem prima Gymnastik für den unteren Rücken – und dafür bin ich als Grafikerin mit Schreibtischjob sehr dankbar.
Die Tipps von Marie Godt, 21./22. Oktober 2023
Für den Kopf
In ihrem Buch »The Artists Way« (deutscher Titel: »Der Weg des Künstlers«) erklärt Kreativitäts-Coachin und Bestseller-Autorin Julia Cameron, wie wir wieder Zugang zur eigenen Kreativität finden. Eine ihrer wichtigsten Übungen sind die Morgenseiten, in denen man morgens seine Gedanken möglichst ungefiltert zu Papier bringt. Manchmal ist das Ergebnis bereichernd, manchmal verblüffend, verleiht jedoch in jedem Fall zu einem klareren Kopf. Dem SZ-Magazin gab sie 2022 ein Interview.
Für das Herz
Der einzige Trost, den die kälteren Temperaturen mit sich bringen, ist der Beginn der Zwiebel-Look-Zeit. Inspiration für wilde Farb- und Musterkombinationen sowie eigensinnige Accessoires findet man auf der Instagram Seite @watchingnewyork, auf der Street-Style-Fotograf Johnny Cirillo seine Schnappschüsse der spannendsten Outfits von New Yorkern teilt.
Für den Bauch
Auf der Suche nach einem Rezept für Petersilien-Reste habe ich (als Vegetarierin) die argentinische Steaksauce »Chimichurri« entdeckt. Die verleiht cremigen, herbstlichen Gerichten wie Kürbisrisotto eine frische Schärfe und ist im Mörser fix zubereitet: 2 Bund Petersilie, 1 Knoblauchzehe und 1/2 Schalotte fein zerhacken und im Mörser zerkleinern. Mit dem Saft einer halben Limette weiter zerdrücken. Die Masse mit Olivenöl aufgießen, bis sie dickflüssig wird. Nach Geschmack verfeinern mit Salz, Pfeffer, Oregano, Thymian, Chili.
Die Tipps von Johannes Waechter, 14./15. Oktober 2023
Für den Kopf
Jahrzehntelang habe ich mir, um den Scheitel zu begradigen, Dax Wax in die Haare geschmiert, ein weit verbreitetes US-Produkt. Bei einem Besuch im Pomadeshop in München erfuhr ich nun, dass auch Pomade inzwischen in kleinen Öko-Manufakturen handgefertigt wird, und erwarb einen Tiegel der Marke »Heavy Weight« aus Polen, dessen Inhalt dezent nach Pflaume und Pfeifentabak riecht und mir ganz neue Klebensfreude verliehen hat.
Für das Herz
Menschen ohne Kinder ist wahrscheinlich schwer zu vermitteln, wie viel Spaß die vier Bibi & Tina-Filme mit Lina Larissa Strahl und Lisa-Marie Koroll machen. Auch wegen der Musik! Beim Kirchenbasar ergatterte ich jetzt eine Karaoke-DVD mit 17 Songs aus diesen Filmen, seitdem sind wir wieder im (längst überwunden geglaubten) Bibi & Tina-Fieber und singen im Wohnzimmer: »Hey, wir haben noch etwas Zeit, komm sattel jetzt dein Pferd! Das ist der beste Sommer...«
Für den Bauch
Unser italienischer Feinkosthändler »San Marco« im Münchner Süden hat kürzlich eine klandestine Lieferung direkt aus Sizilien erhalten: das erste frische Olivenöl des Jahres. Ungefiltert und hocharomatisch – ein Genuss! Auch bei Superolio bekommt man bereits das erste Öl der Saison. Bei diesem Online-Versand der Münchner Expertin Michaela Bogner habe ich schon viele Olivenöle gekauft, ausnahmslos alle waren geschmacklich herausragend!
Die Tipps von Wolfgang Luef, 7./8. Oktober 2023
Für den Kopf
Es müsste ein eigenes Wort geben für den nagenden Schmerz darüber, dass man es nicht mehr schafft, so viele Romane zu lesen wie früher. Für mich gibt es zumindest eine Linderung: Literatursendungen online ansehen. Das Literarische Quartett mit Thea Dorn, lesenswert mit Denis Scheck, oder die 3sat-Buchzeit unter anderem mit Barbara Vinken. Wenn kluge Leute über Bücher streiten, kann man sich fühlen, als hätte man zumindest ein bisschen mitgelesen.
Für das Herz
Die Musik von Angela Aux ist für mich eine kleine Sensation. Sie klingt, als hätte sich ein Songwriter wie Nick Drake oder Elliott Smith durch alle Platten von »The Notwist« gehört, und sich dann einen Synthesizer gekauft. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich ein knapp 40-jähriger Tausendsassa aus München, der nebenbei noch in mehreren Bands spielt, komponiert, Gedichte schreibt und Theatermusik macht. Das neue Album heißt »Instinctive Travels On The Paths Of Space And Time«.
Für den Bauch
Manchmal sind es Zufallsfunde, die den Alltag verändern: Bei mir zum Beispiel ein Kochbuch von Anjum Anad in einem Second-Hand-Buchladen. Der Name, »I love Curry«, klingt ganz schön generisch. Aber die Rezepte finde ich fantastisch. Ich habe jedes probiert, fünf haben es in meinen regelmäßigen Kochzyklus geschafft. Dank diesem Buch hat sich mein Gewürzregal verdoppelt. Ich empfehle besonders das Erdnusscurry mit Schwarzkümmel und Muskatblüte.
Die Tipps von Verena Haart Gaspar, 30. September/1. Oktober 2023
Für den Kopf
Den Debütroman von Alena Schröder »Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid« habe ich geliebt und auch ihr neues Buch »Bei euch ist es immer so unheimlich still« überzeugt mich. Eine Mutter-Tochter-Geschichte, die Ende der 80er und in den 50er Jahren spielt und doch so viel über das Frausein im Hier und Jetzt erzählt.
Für das Herz
Manchmal überkommen mich große Gefühle an den unwahrscheinlichsten Orten. In der S-Bahn auf dem Weg zur Arbeit zum Beispiel. Ich habe meistens Kopfhörer im Ohr und lasse mich vom Algorithmus des Streaminganbieters überraschen. Neulich rührte er mich sogar zu Tränen – und das mitten in der überfüllten S4 – als er mir das Stück »Songs my mother told me - Gypsy Songs, Op. 55, No. 4« von Antonin Dvořák zum ersten Mal vorspielte.
Für den Bauch
Ob Sie nun Oktoberfest-Fan (so wie ich) oder eher Wiesn-Skeptiker sind, ganz egal, ich empfehle Ihnen den Podcast »Das Lederhosen Kartell«. Journalist und Rikscha-Fahrer Alexander Gutsfeld blickt in insgesamt sieben Folgen hinter die Holzfassade des Käferzeltes, lässt Drogendealer und Puffbesucher zu Wort kommen und zeichnet eine Wiesn-Welt, die man aus dieser Perspektive noch nicht kannte.
Die Tipps von Sara Peschke, 23./24. September 2023
Für den Kopf
Die kanadische Autorin und Filmemacherin Naomi Klein wurde und wird sehr häufig für die amerikanische Verschwörungstheoretikerin Naomi Wolf gehalten. So häufig, dass sie es irgendwann nicht mehr aushält und wissen will, wer diese Person ist, anstelle derer sie im Netz angefeindet wird. Darüber hat sie ein unglaublich spannendes Buch geschrieben, das kürzlich auf Englisch erschienen ist: »Doppelganger: A Trip Into the Mirror World«.
Für den Bauch
Die Sonne geht jetzt schneller unter, da ist es gut, wenn der Sundowner-Drink ein bisschen wärmt. Im Frühjahr habe ich in Italien eine Art Aperol Spritz kennengelernt, in den statt Aperol selbstgemachter Ingwer-Sirup gemischt wurde. Wunderbar würzig, leicht scharf - und sehr lecker. Lässt sich einfach selbst herstellen: Ingwer klein schneiden, in einen Topf geben, Zitronensaft dazu, mit Wasser knapp 30 Minuten köcheln. Durch ein Sieb gießen, Zucker hinzu, noch mal köcheln lassen. Fertig!
Fürs Herz
Ich habe lange nicht mehr so gelacht wie beim Anblick eines Murmeltiers, das vor einer Überwachungskamera geklautes Gemüse mümmelt. Als ich das Video, das mir zufällig in eine Social-Media-Timeline gespült worden war, noch mal suchte, stellte ich fest, dass das Murmeltier natürlich längst einen Namen und einen für ihn erstellen Youtube-Kanal hat: »Chunk the Groundhog«. Als Instant-Aufheiterung bei leichter Gefühlsschwere sehr zu empfehlen.
Die Tipps von Kerstin Greiner, 16./17. September 2023
Für den Kopf
Sie bezeichnet sich als Transvorzeigequotenkomikerin: Gazelle ist ihr Künstlername, aber auch ihr Name als Transfrau, die in Social-Media-Videos genauso nonchalant über Pronomen wie über den Kampf gegen die Barthaare spricht. Mit ihrem Talent für Komik nimmt @gazelleishername nicht nur sich selbst, sondern auch alle anderen Menschen aufs Korn: Menschen beim Picknick, beim Gassi gehen, auf dem Bahnsteig, beim Schwimmen...
Für das Herz
Im Podcast »Go with Elmo Lovano« befragt der US-Schlagzeuger Musiker und Produzenten, wie es bei den wichtigsten Musik-Produktionen der Welt zuging – etwa bei Alben von Quincy Jones, Prince, Justin Biber, Stevie Wonder, Kendrik Lamar. Schöne, lange, intensive Gespräche über das Scheitern und Wiederaufstehen, wie man sich Tag für Tag zu Kreativität motiviert – und wie man es schafft, einen Welthit zu schreiben.
Für den Bauch
Der Techno DJ Mathias Kaden, berühmt für stundenlange, treibende Sets, weiß, wie man Müdigkeit in den Griff kriegt: Für sein »Mathimate« Kaltgetränk in Flaschen hat er eine Mate-Tee-Mischung kreiert. Der stark koffeinhaltige Tee aus Südamerika hält wach. Das Weimarer Teehaus Teuner kocht den Mate-Tee per Hand auf und füllt ihn kalt ab, nur mit Bio-Zitronen- und Weintraubensaft gesüßt.
Die Tipps von Lea Sophie Fetköter, 9./10. September 2023
Für den Kopf
Mir fällt es sehr schwer, abzuschalten – statt meinem eigenen Grübeln zuzuhören, beschalle ich mich also fast pausenlos mit Podcasts. Jeden Mittwoch freue ich mich auf Too Many Tabs. Die Hosts Caro Worbs und Miguel Robitzky schließen darin gemeinsam ihre Browser-Tabs – und reden über aktuelle Geschehnisse genauso wie über fast vergessene Fundstücke aus der Anfangszeit von YouTube & Co. Klug, witzig und bringt mich jedes Mal auf andere Gedanken.
Für das Herz
Mein Herz schlägt für Typografie – ich glaube, dass die Wahl der Schrift mindestens halb so wichtig wie der zu transportierende Inhalt ist. Wie so oft, dominieren auch bei der Schriftgestaltung schon viel zu lang Männer das Feld. Dabei gibt es schon immer tolle und vor allem talentierte Schriftgestalterinnen – die Website women-in-type.com erzählt ihre Geschichte (und ist nebenbei interaktiv und unterhaltsam gestaltet).
Für den Bauch
Ich lasse mich lieber bekochen, als selbst am Herd zu stehen. Da das nicht jeden Tag klappt, gibt es bei mir oft Kombis aus Hülsenfrüchten aus der Dose und schnell geschnippeltem Gemüse. Macht mich immer satt und zufrieden – vor allem, seitdem ich flüssiges Tahin entdeckt habe. Statt die festere Variante aus dem Glas kann man es direkt als Dressing verwenden. Perfekt für Küchenmuffel wie mich! Gibt es in Supermärkten oder im Asia-Markt.
Die Tipps von Michaela Rogalli, 2./3. September 2023
Für den Kopf
Zweierlei Zwischenmenschliches: Die tollen Buchverfilmungen »Normal People« und »Conversations with Friends« der irischen Schriftstellerin Sally Rooney sind jeweils als 12-teilige Serien in der ZDF Mediathek noch bis Ende September bzw. Anfang Oktober abrufbar.
Für das Herz
Mein Freund und ich sind keine Frühaufsteher. Vor kurzem habe ich völlig übermüdet und aus Angst zu verschlafen gegen unser »Schmoozen« protestiert – und liebe diese zufällig entstandene Wortkombination aus »snoozen« und »schmusen« seitdem. Den Wecker zu ignorieren und noch etwas zu kuscheln, ist vielleicht nicht die effektivste, aber die schönste Weise, in den Tag zu starten.
Für den Bauch
Allen Freizeitgestressten empfehle ich, immer einen Vorrat Tüten-Suppen aus dem Asia-Markt zu Hause zu haben. Man braucht nur Reste aus dem Kühlschrank hineinzugeben, um daraus eine Wohlfühlmahlzeit zu machen: zum Beispiel Lauchzwiebeln, ein hart gekochtes Ei, Pilze oder anderes Gemüse, das gerade übrig ist.
Die Tipps von Jakob Feigl, 26./27. August 2023
Für den Kopf
E-Mails, Instagram, Facebook noch mal gecheckt und jetzt runterfahren die Kiste. Und den Kopf. Das geht tipptopp mit »Mit Gedichten durchs Jahr« von Reclam. Es gibt für jeden Monat einen Band, sie liegen bei mir auf dem Nachttisch gestapelt. »Nichts bleibt, mein Herz. Bald sagt der Tag Gutnacht. Sternschnuppen fallen dann silbern und sacht, ins Irgendwo wie Tränen ohne Trauer« (Der August, Erich Kästner)
Für das Herz
Leider sind die Tage gezählt, wo ich hier am See liegen und den Menschen beim Baden zusehen kann. Darum empfehle ich das Fotobuch »At The Beach« von Tod Papageorge. Der ist in den 70er- und 80er-Jahren an die Strände Kaliforniens gereist, seine Schwarz-Weiß-Bilder zeigen Surfer und Sonnenbadende. Der Mythos des ewigen kalifornischen Sommers, geprägt von Filmen und Popmusik, hier gesehen durch das Auge eines großartigen Dokumentaristen.
Für den Bauch
Meine Fähigkeiten in der Küche beschränken sich auf niedere Tätigkeiten wie Weine entkorken oder den Tisch decken. Aber meine Frau ist eine tolle Köchin und sie liebt Kochbücher von Yotam Ottolenghi. Mein Lieblingsgericht aus dessen »Jerusalem«-Kochbuch ist Brathähnchen mit Clementinen und Arak. Schmeckt auch super mit Raki, wenn man Arak nicht daheim hat. Und statt der Clementinen, die es erst im Spätherbst bei uns gibt, kann man Pfirsiche verwenden.
Die Tipps von Gabriela Herpell, 19./20. August 2023
Für den Kopf
Die Liebesbeziehungen in der Serie Succession sind so eine Sache, haben möchte man keine davon. Auf den Punkt bringt das die etwas über drei Minuten lange Szene, in der sich Tom und Shiv auf der Terrasse ihrer New Yorker Megawohnung streiten. Sie sagen sich Unsagbares. Und jeder Satz stimmt. Auf Youtube unter: Tom and Shiv clear the air.
Für das Herz
Niemand singt so traurigschön wie Anohni. Nun ist das erste Album der trans Sängerin seit sieben Jahren erschienen, darauf Sliver of Ice, inspiriert von Lou Reed, der ihr in den letzten Monaten seines Lebens erzählte, wie ihn die einfachsten Empfindungen plötzlich entzückten.
Für den Bauch
Viele Sommer lang habe ich mühsam rote Cocktailtomaten gezüchtet, mit unterschiedlichem Ergebnis, so richtig überzeugend waren sie nie. Dieses Frühjahr waren die roten ausverkauft, es gab noch gelbe und orangene, ich habe sie eher widerwillig genommen. Sie sind viel besser als die roten, herrlich süß und aromatisch, und ich bilde mir ein, sie sind früher reif und es sind mehr.
Die Tipps von Marc Baumann, 12./13. August 2023
Für den Kopf
Die besten Comedians sieht man nicht mehr auf Stand-Up-Bühnen oder in teuren Netflix-Specials – sondern auf Social Media. Dort entwickeln sie eigene Humorformen jenseits alter Comedy-Korsette. Etwa Tahsim Durgun. Als @tahdurr macht er sich auf Instagram (und TikTok) gleichermaßen über Bildungslücken seiner Geschwister und Rechtschreibschwächen von rechten Hetzern lustig. Beides so charmant, klug und grandios komisch, dass ich jedes neue Video herbeisehne.
Für das Herz
Taylor Swift? Empfehle ich ernsthaft den erfolgreichsten Popstar der Welt? Ja, leider. Denn ich mag weder ihre überchoreografierten Bühnenshows noch den Großteil ihrer Songs. Bis auf: Antihero. Den Song liebe ich. Seit Wochen. »I have this thing where I get older but just never wiser«, singt Taylor Swift. Kennt man, oder? Ein einfach guter Song über Selbstzweifel und Unsicherheit. Von einem Super-Superstar gesungen am Scheitelpunkt des Erfolgs. Selbst das Musikvideo ist gut. Verdammt.
Für den Bauch
Ich hab jahrelang erfolglos eine kleine gemietete Ackerfläche bepflanzt mit Gemüse. Dieses Jahr haben wir nur ein Hochbeet - aber da sprießen Wirsing, Zucchini, Kartoffeln und Kräuter wie verrückt. Der Trick: Pferdemist. Zwei Schubkarren voll habe ich mir im Frühjahr geholt, rein ins Hochbeet, Erde drüber und: wow. Der beste Dünger der Welt. Und kostenlos – die Pferdebesitzer haben nur gelacht, als ich gefragt habe, ob ich ihre Pferdeäpfel haben darf.
Die Tipps von Daniela Ptok, 5./6. August 2023
Für den Kopf
Vielleicht haben Sie auch schon mal ein feines Kleidungsstück gekauft und in den Schrank gehängt, »für Gut«, und dann blieb es auf Jahre ungetragen. Mir wäre fast das Gleiche mit einem Buch passiert. Da es ein schön gebundener Band ist, sollten keinesfalls Knabberzeug oder Getränke in seine Nähe kommen. Er wurde in einer Kommode verstaut – die ich zum Glück vor Kurzem ausgeräumt habe: große Empfehlung für Markus Schußmanns Die Kelten in Bayern. Archäologie und Geschichte.
Für das Herz
Beinahe hätte meine Au-pair-Gastmutter Cindy ihren jüngsten Sohn »Gus« genannt – nach einer der Hauptfiguren in Larry McMurtrys Roman Lonesome Dove, (deutscher Titel Weg in die Wildnis), der gegen Ende des 19. Jahrhunderts spielt und über die Schilderung eines Viehtriebs vom Niedergang des »wilden« Westens erzählt. Ich habe das Paperback sofort verschlungen; den Pulitzer-Preis hatte Lonesome Dove damals schon gewonnen. (Das Kind hieß dann übrigens Edgar.)
Für den Bauch
Wo ich schon mal da bin, kann ich gleich bei meiner Au-pair-Zeit bleiben. Bevor ich von Kalifornien zurück nach Hause flog, schrieb ich seitenweise Rezepte aus Cindys Kochbüchern ab. Manche gehören zu meinem festen Küchen-Repertoire; darunter eines für einen »Great Depression Cake«: 1 bis 1 ½ Tassen Zucker, 2 Tassen starken Kaffee (gekocht, kein Pulver), ½ Tasse Margarine, 2 Tassen Rosinen und 1 Apfel (geschält und gerieben) in einem weiten Topf gut verrühren, erhitzen und die Masse 10 Minuten unter gelegentlichem Rühren köcheln lassen. 10 Minuten abkühlen lassen. In einer Schüssel 2 Tassen Mehl, 1 TL Natron, 2 TL Backpulver, 1 TL Zimt, etwas Muskatnuss und 1 Tasse gehackte Walnüsse miteinander vermengen und in die Kaffee-Masse rühren. Teig in eine gefettete und mehlierte Form füllen. Bei ca. 180 Grad 25–30 Minuten im Ofen backen. Mit Puderzucker bestreut servieren.
Die Tipps von Dorothea Wagner, 29./30. Juli 2023
Für den Kopf
Offensichtlich, aber leider zu witzig, um ignoriert zu werden: Greta Gerwigs »Barbie«-Film macht allein schon durch Ryan Goslings »I’m just Ken«-Lied so viel Spaß, dass ich das Lied seit zwei Tagen summe und mehrmals überlegt habe, mir den »I am Kenough«-Pulli zu bestellen. Tröstet auch über leichte Mängel in der Rahmenhandlung hinweg.
Für das Herz
Wer wieder sanft in die Realität gleiten möchte, kann sich danach »Frances Ha« anschauen – den Film, der Greta Gerwig berühmt machte. Kaum ein Film zeigt so gut, wie es sich anfühlt, als Mitte-20-Jährige etwas planlos durchs Leben zu schwimmen. Und kaum ein Film macht so viel Lust darauf, durch die Straßen New Yorks zu rennen. Ist durch die Schwarz-Weiß-Aufnahmen auch eine gute Beruhigung für die Augen nach all dem Zuckerwattenrosa.
Für den Bauch
Wenn das alles noch kein gutes Bauchgefühl gemacht hat, bleibt nur, das zu tun, was in dem »Barbie«-Film als Hobby der Depressions-Barbie genannt wird: sich immer wieder die »Stolz und Vorurteil«-Verfilmung der BBC aus dem Jahr 1995 anzuschauen. Spätestens, wenn Colin Firth in den See springt, ist alles wieder etwas besser.
Die Tipps von Mareike Nieberding, 22./23. Juli 2023
Für den Kopf
Ich rege mich gern auf. Werden die Aufreger auch noch so gut erklärt und diskutiert wie es die beiden Juristinnen Selma Gather und Dana Valentiner in »Justitias Töchter« tun, dem Podcast für feministische Rechtspolitik, dann macht das Aufregen richtig Spaß. Weil ich nach jeder Folge schlauer bin, besser gewappnet für Diskussionen und wieder etwas verstanden habe darüber, wie dieses Land Frauen benachteiligt und das viel zu oft »ganz zu Recht«.
Für das Herz
Einfach was glotzen, beim Kochen oder Wäschefalten. Manchmal brauche ich das. Dann suche ich nach »Immenhof«. Immenhof, das ist ein Ponyhof, der permanent von der Insolvenz bedroht ist. Aber die Story ist nicht so wichtig, ich will nur glücklichen Kindern beim Reiten zusehen. Die Immenhof-Bücher von Ursula Bruns wurden seit 1952 viermal verfilmt. Am besten gefällt mir die Immenhof-Serie aus den 90ern, aus der Zeit, in der ich selbst ein Kind war.
Für den Bauch
Eigentlich hebt Soul Food die Laune. Coconut Noodles machen mich traurig. Sie erinnern mich an Khuon, einen Mann aus Myanmar, der meinen Mann und mich mit viel Herzlichkeit bei sich beherbergte. Ausländer aufzunehmen war schon Jahre vorm erneuten Militärputsch nur durch einen Trick möglich: Khuon tarnte sein Gasthaus als Kochschule. Also kochten wir. Seitdem koche ich seine Coconut Noodles oft, denke an ihn, bin traurig und finde das genau richtig so.
Die Tipps von Timm Klotzek, 15./16. Juli 2023
Für den Kopf
Sie stellen anderen gerne Fallen, setzen sie unter Druck, blockieren ihre Ideen? Dann sind Sie wohl ein schlechter Mensch – oder spielen Schach. Das Spiel ist aus meinem digitalen Alltag nicht mehr wegzudenken: Die App Chess.com hat auf gute Weise viel Zeit erobert, die sonst auf Social-Media-Kanälen vertrödelt wurde. Lieber als gegen den Computer spiele ich gegen Gleichschlechte (Spielstärke, nicht Charakter!) aus der ganzen Welt.
Für das Herz
Wer es vor dem 10. September noch nach München schafft oder hier wohnt: auf keinen Fall die Kunstausstellung »What happened« von Nicole Eisenman verpassen. Im wunderbar kühlen Museum Brandhorst hängen rund hundert Arbeiten aus drei Jahrzehnten Schaffenszeit der New Yorkerin – Gemälde, Zeichnungen, Riesen-Installationen, ein sehr humorvolles Video. Politische Wut paart sich mit großem Humor und im besten Sinne verrückter Kreativität.
Für den Bauch
Ich kannte David Chang nicht, bis mein Kollege Lars Reichardt den Koch und Autor interviewte. Inspiriert von dem Gespräch kaufte ich mir Changs Buch »Zuhause kochen«. Damit komme ich der koreanischen Küche ein bisschen näher und kriege viele gute Zubereitungsideen für ein Familienleben, bei dem alle großen Appetit und sehr großen Hunger haben – aber eben auch wenig Zeit.
Die Tipps von Maria Sprenger, 8./9. Juli 2023:
Für den Kopf
Verlieren macht selten Spaß. Prominenten Menschen dabei zuhören, wie sie darüber sprechen, was sie aus ihren Niederlagen gelernt haben, umso mehr. Die britische Journalistin Elizabeth Day spricht in ihrem Podcast How to fail unter anderem mit der Schriftstellerin Margaret Atwood über den einen Roman, den sie nie beendete und mit Jane Goodall über ihre Misserfolge als Schülerin. Es sind tiefgehende Gespräche, die vor allem Mut machen.
Für das Herz
Wann immer ich eine Instant-Dosis Sommerurlaubsgefühl inklusive guter Laune und beschwingter Leichtigkeit brauche, höre ich das Album Libres der Flamenco-Band Las migas. Hinter diesem Namen stehen vier Musikerinnen aus Andalusien und Katalonien, die traditionellem spanischen Flamenco eine sehr erfrischende Verjüngungskur verpassen.
Für den Bauch
Mehr Sommeraroma als Wassermelone geht nicht, oder? Doch, geht. Eine Prise Tajín bereichert das Obst um vielfältige Geschmacksebenen. Die mexikanische Gewürzmischung aus gemahlenen Chilischoten, Salz und getrockneten Limetten ergänzt die Süße der Wassermelone um Salz, Schärfe und genau die richtige Dosis Säure, die alles lebendig zaubert. Macht süchtig – und funktioniert auch mit Mango, Papaya oder als Salzrand-Alternative zu Margaritas hervorragend!
Die Tipps von Tobias Haberl, 1./2. Juli 2023:
Für den Kopf
Ich, Ich, Ich – seit wann nehmen sich Menschen so wichtig? Das Buch Fabelhafte Rebellen von Andrea Wulf erzählt von der Zeit um 1800, als einige blutjunge Dichter, Denker und Feuerköpfe im Städtchen Jena Tür an Tür lebten und nebenbei das »Ich« erfanden. Die Geschichte der deutschen Frühromantik, aufregend erzählt – und alles dabei: revolutionäre Ideen, stürmische Liebe, zarte Poesie.
Für das Herz
Wenn ich Abstand, aber keine Stille brauche, lege ich mich 64 Minuten ins Bett und höre »Da Pacem« von Arvo Pärth, und zwar – wichtig! – auf Youtube. Dort wird die klassische Komposition auf ein lateinisches Friedensgebet mit Unterwasserbildern von Korallen und Tiefseequallen begleitet, die mindestens so grandios sind wie die Musik.
Für den Bauch
Wenn ich traurig und ehrlich gesagt auch, wenn ich glücklich bin, also so oft wie möglich, esse ich Bulgogi Rice bei einem winzigen Koreaner in Schwabing, der genau so heißt: Zum Koreaner (Amalienstraße 51). Wenn Sie als Kielerin oder Kölner eher selten durch Schwabing spazieren, finden Sie hier vielleicht einen ähnlichen Top-Koreaner, dann aber bitte auch weitersagen.
Die Tipps von Dana Packert, 24./25. Juni 2023:
Für den Kopf
Wünschen Sie sich auch manchmal, dass Menschen einfach offener miteinander sprächen? Nicht filtern, was sie fühlen, denken, erleben? Bei Hunter Prosper tun sie das – und das teilt er auf Instagram als Stories from a Stranger. Macht sichtbar, dass jeder Mensch eine Geschichte hat. Manchmal melancholisch, manchmal witzig, manchmal anrührend. Aber immer fürs Herz!
Für das Herz
Ich habe eine wirklich schlechte Orientierung, aber wenn ich auf mein Rennrad steige, kommt mir das sehr zugute: Ich verirre mich regelmäßig und entdecke dabei wunderschöne Wege. Dabei bekomme ich den Kopf so richtig frei. Pluspunkt: Manchmal kann ich die schönen Orte hinterher auch anderen zeigen – wenn ich sie denn dann wiederfinde.
Für den Bauch
Wenn es draußen warm wird, steigen viele Menschen auf kalte Küche um. Das kann ich nur in Teilen nachempfinden – denn ich bekomme bei Temperaturen über 28 Grad automatisch Lust auf cucina italiana und dolce vita. Zutaten für Pasta alla Norma (Aubergine, gehackte Tomaten, Pasta) habe ich immer zu Hause, um mich dann auf direktem Wege nach Italien zu beamen, zumindest kulinarisch. Am liebsten getoppt mit Burrata und frischem Oregano!
Die Tipps von Roland Schulz, 17./18. Juni 2023:
Für den Kopf
Seine Großmutter sagte dem italienischen Comic-Autoren Zerocalcare einst: »Ich sterbe nicht, bevor du ein Mann geworden bist!« Als sie dann starb, stand Zerocalcare vor der Frage, wann das überhaupt passiert, der Übergang vom Jungen zum Mann, und wie. Darüber hat er das wunderbare Buch »Vergiss meinen Namen« gezeichnet.
Für das Herz
So schön düster wie die weißrussische Band »Molchat Doma« singen wenige. In ihrem Hit »Sudno« haben sie ein Gedicht des Dichters Boris Ryzhy vertont, ein Ohrwurm des Weltschmerzes, der anmutig knorrig einsetzt: »Eine Bettpfanne aus Emaille/ Ein Fenster, ein Nachttisch, ein Bett.«
Für den Bauch
Wie viele Sinnbilder bayrischer Tradition – Dirndl und Lederhose, Gewerbegebiete mit Autobahn-Anschluss, der FC Bayern – ist auch Münchens beliebtes Bier, das Helle, kein von den Ahnen überliefertes Erbgut, sondern eine Erfindung der Neuzeit, die Bayern aus dem Ausland abkupferte. Bis 1900 war Münchner Bier das Dunkle. Schmeckt auch heute noch, gerade bei Hitze, gerade als Radler. Gut finde ich etwa das Dunkle von Tilmans.
Die Tipps von Vivian Pasquet, 10./11. Juni 2023:
Für den Kopf:
Ich hasse es, wenn Erwachsene Kinderlieder einsingen. In meinen Ohren klingen die Songs, als habe sich eine Jodlerin mit einem Clown gepaart. Leider sieht das mein kleiner Sohn anders, wir mussten also einen Kompromiss finden. Der Kompromiss heißt Simone Sommerland und sie ist die einzige Kinderlied-Sängerin, die mir keine schlechte Laune macht. Deshalb an dieser Stelle: Danke Frau Sommerland!
Für das Herz:
Letztes Jahr bekam ich eine Plastikplatte mit Solarzellen geschenkt. Aus dem Gebilde ragte ein Plastikrohr. Man müsse es nur in ein wassergefülltes Gefäß legen und schon habe man einen kleinen Springbrunnen, sagte die Schenkerin. Ich war skeptisch. Trotzdem baute ich das Ding pflichtbewusst auf. Seitdem freue ich mich jeden Sonnentag über das Plätschern und denke: So hört sich der Sommer an. Ein ähnliches Produkt finden Sie hier.
Für den Bauch:
Der Abschied schmeckte nach Sonne, Meer und Freiheit. Dann war das Gläschen Zatar leer. Eine Gewürzmischung, die ich aus meiner Elternzeit in Israel mitgenommen hatte. Dort habe ich Zatar entdeckt, auf ofenfrischem Fladenbrot. Zuhause stellte ich fest: Man kann Zatar auf fast alles streuen, etwa Nudeln, Ofenkäse, Salate. Bald werde ich Nachschub kaufen. Ich hoffe, es kann mit dem israelischen Mitbringsel mithalten.
Die Tipps von Lars Reichardt, 3./4. Juni 2023:
Für den Kopf:
Ein irres und faszinierendes Buch: Nacht von Viktor Martinowitsch. Der Roman beschreibt die Welt nach einem weltweiten Blackout, in der es nicht mehr hell wird. Der Autor lebt in Minsk, sein Verlag wurde längst verboten. Natürlich ist er ein politischer Autor, aber dieses Buch ist viel mehr als ein bloßer Protest gegen das Regime in Belarus.
Für das Herz:
Das Buch, mit dem ich ernsthaft angefangen habe, die Welt verstehen zu wollen, und das mir auch die Hoffnung gab, dass sie zu verstehen wäre, heißt Erfolg. Mein Stiefvater drückte es mir in die Hand, er sagte, ich sei jetzt alt genug dafür. Ich war 13, und verschlang es und las alle anderen Bücher von Lion Feuchtwanger.
Für den Bauch:
Ich bin kein Vegetarier, aber ich schaue immer wieder gerne in dieses Kochbuch: Ich dachte, es gibt Nudeln… heißt es und darin stehen 130 vegetarische Rezepte. Am Wochenende wage ich mich an »Parmigiana mit Zucchini«. Parmigiana kannte ich bisher nur mit Auberginen. Für den Sonntag habe ich mir Marinierte Gurke mit Labneh vorgenommen, das ist ein libanesischer Frischkäse.
Die Tipps von Katrin Börsch, 27./28. Mai 2023:
Für den Kopf:
Was in den Geschichtsbüchern viel zu kurz kommt: Der Podcast HerStory der Historikerin und Journalistin Jasmin Lörchner stellt alle zwei Wochen spannende und gut recherchierte Biographien von weiblichen und queeren Held*innen und Anti-Held*innen aus allen Epochen vor. Auch für Kinder und Geschichtsmuffel geeignet. Zu hören überall, wo es Podcasts gibt.
Für das Herz:
Wenn mich mein Erwachsenenleben anödet, dann versetze ich mich manchmal mit Die Sims zurück in die unbeschwerte Zeit meiner Jugend, in der ich alle Zeit und Muße hatte, mich in der Lebenssimulation zu verlieren. Vorsicht: Suchtgefahr! Seit Oktober 2022 ist die Basisversion sogar kostenlos über Electronic Arts verfügbar: www.ea.com
Für den Bauch:
Mein neuer Lieblingscoktail heißt »Black Kaffir« – aus Gin, Limettensaft, Earl Grey Tee und Kaffir-Limettenblättern. Entdeckt habe ich ihn in meiner Lieblingsbar; online habe ich ein ähnliches Rezept gefunden, das ich mir zu Hause nachmischen möchte.
Die Tipps von Thomas Bärnthaler, 20./21. Mai 2023:
Für den Kopf:
Alle reden über »Succession«, die bitterböse US-Serie über einen Erbfolgekrieg zwischen Superreichen-Geschwistern eines Medientycoons. Die Kritiker jubeln – zurecht. Die Tiefenschärfe der Figuren, die Rasanz der Dialoge, die politische Brisanz, der beißende Humor – besser geht Fernsehen gerade nicht. Zurzeit läuft die vierte und letzte Staffel auf WOW.
Für das Herz:
Anfang des Jahres starb der Hippie-Barde David Crosby, Miterfinder des Westcoast-Sounds in den 60s. Einer seiner grandiosesten Songs – »Lady Friend« – schrieb er 1967 als Bandmitglied der Byrds, durch deren Werk ich mich gerade wieder mit viel Gewinn höre. Die Welt wirkte noch in Ordnung, als es als rebellisch galt, wenn gestandene Männer im Chor sangen wie Engel.
Für den Bauch:
Das italienische Kochbuch »Splendido« ist erst ca. ein Jahr alt, aber bei uns daheim schon so zerlesen, als käme es aus dem Antiquariat. Der Grund: Die Gerichte sind ausnahmslos unkompliziert und fantastisch. Mein derzeitiger Favorit ist ein Kartoffelsalat ohne Essig, dafür mit Kapern, Basilikum, Kirschtomaten, Taggiasca-Oliven und dem besten Olivenöl, was man zur Hand hat.
Die Tipps von Agnes Striegan, 13. /14. Mai 2023:
Für den Kopf:
Eigentlich ein Ausstellungskatalog, aber auch als eigenständiges Buch toll: To Be Seen. Queer Lives 1900-1950 erzählt nicht nur, wie sehr lesbische, schwule oder transgeschlechtliche Menschen während des Nationalsozialismus litten, sondern auch, wie sie lebten, vor allem in den Jahren davor: von ihren Magazinen, ihrer Forschung, ihren Liebesbriefen.
Für das Herz:
Als Kind war eines meiner Lieblingsbücher Anne auf Green Gables von Lucy Maud Montgomery. Jetzt ist die darauf basierende Netflix-Serie Anne with an E eine meiner Lieblingsserien: Die Geschichte des Waisenkindes Anne, das um 1900 bei einem alten, etwas schrulligen Geschwisterpaar einzieht, ist ruhig erzählt, sprachlich wunderschön und immer wieder so ermutigend, dass ich mir sogar Zitate herausgeschrieben habe.
Für den Bauch:
Zugegeben, probiert habe ich erst eines der Rezepte: einen Hummus aus dem Ägypten des 14. Jahrhunderts mit unfassbaren 28 Zutaten. Aber der war gut. Und auch, wenn man die Gerichte nicht nachkocht, ist sehr spannend, was Max Miller auf seinem YouTube-Kanal Tasting History über Essen und seine Geschichte erzählt.
Die Tipps von Till Krause, 6. /7. Mai 2023:
Für den Kopf
Serielle Podcasts sind für eine der schönsten journalistischen Formate überhaupt – aktueller Favorit: »The Coldest Case of Laramie« (von den Macherinnen und Machern von »Serial«). Man wird Zeuge, wie sich eine Kriminalgeschichte entfaltet, ist bei Verhören dabei und fiebert mit wie bei einer Netflix-Serie.
Für das Herz:
Eine meiner Lieblingsbands hat nach unglaublichen 15 Jahren wieder ein Album veröffentlicht: The Robocop Kraus, die Glitzerjacket-Helden aus Hersbruck. Es heißt »Smile« und haut einen um mit einer irren Mischung aus tanzbarem Gezucke, wild in der Gegend herumwedelnden Gitarren und dem hyperaktivsten Pop zwischen Franken, Japan und New York.
Für den Bauch:
Wenn es noch nicht richtig warm, aber auch nicht mehr richtig kalt ist, esse ich am liebsten japanische Ramen-Nudelsuppe. In München gibt es die besten Ramen bei Takumi in der Gabelsbergerstraße. Und falls man dort gerade nicht vorbeikommen kann – auf YouTube gibt es herrliche Videos über die Kunst der Ramen-Zubereitung, z.B. das hier.
Die Tipps von Daniela Gassmann, 29. /30. April 2023:
Für das Herz
Wenn nur noch Lachen hilft: Als die Hausfrau Midge in den 50ern von ihrem Mann verlassen wird, beginnt sie eine Stand-up-Karriere – und zeigt auf der Bühne eine lustige, schonungslose Seite von sich. Alle Charaktere der Serie The Marvelous Mrs. Maisel sind schön schrullig, die Dialoge schlau und schnell wie ein Ping-Pong-Spiel. Gerade läuft die fünfte und letzte Staffel bei Amazon Prime.
Für den Kopf
Es passiert selten, dass mich eine deutschsprachige Erzählstimme umhaut. In diesem Fall waren es gleich zwei: Yael Inokais Roman Ein simpler Eingriff ist ein literarisches Kunstwerk – und das Hörbuch auf Spotify so eindringlich eingelesen, als würde die Krankenschwester Meret selbst zu einem sprechen.
Für den Bauch
Der Frühling schmeckt am besten frisch gepflückt. Auf der interaktiven Karte »Mundraub« tragen Menschen aus ganz Deutschland und der Welt frei zugängliche Sträucher, Bäume und Kräuter ein. Und wenn die Bärlauch-Saison bald endet, ist ja wohl Zeit für Walderdbeeren.
Die Tipps von Marvin Ku, 22. /23. April 2023:
Für das Herz
Ich höre oft Musik von Menschen, die tot sind oder kurz davor. Kein Wunder also, dass ich viel zu spät Bossa Nova entdeckte. »The Girl From Ipanema« kennt jeder, aber stöbern Sie doch mal durch die alten Lieder von João Gilberto und Co. Es sind windhauchgeküsste Songs, die den Brasilianern (und uns) so viel Schönheit schenkten wie sonst nur Pelé in seinen besten Zeiten.
Für den Kopf
Einer meiner liebsten Autoren, der viel zu früh verstorbene Marc Fischer, war auch ein großer Verehrer des Bossa Nova. Sein Buch Hobalala handelt von der Suche nach João Gilberto, der nach seinem Erfolg zum Phantom wurde. Selbst, wenn man die Musik nicht mag: Fischer schreibt so frisch und sehnsüchtig, dass man trotzdem versinkt.
Für den Bauch
Wer jetzt neben Fernweh auch noch Hunger hat: Feijoada ist ein ewig lang geschmorter Eintopf aus schwarzen Bohnen und Fleisch, in den ich mich bei meiner ersten Reise nach Brasilien verschossen habe. Serviert mit fluffigem Reis, knusprigem Farofa und Orangen. Schmeckt wie eine völlig irre Party aus Texturen und Geschmäckern. Der Kater ist auch schlimm: Danach will man sich nur noch hinlegen. Hier ein Rezept, das ich mag.
Die Tipps von Ralf Zimmermann, 15. /16. April 2023:
Für den Kopf
In dem Philosophie-Podcast Der Pudel und der Kern beantwortet und diskutiert der Philosophieexperte Dr. Albert Kitzler die Lebensfragen des Moderators Jan Liepold und der zugeschalteten Hörer. Das Schöne: Die Lebensweisheiten der Philosophiegeschichte werden nicht abstrakt besprochen, sondern mit den Herausforderungen unserer Zeit verknüpft.
Für das Herz
Wer kennt noch den 90er Hit Would I lie to you? von Charles and Eddie? Eddie Chacon, eine Hälfte des Duos, ist zurück mit dem Soul-Album Sundown. Die Lieder haben eine warme, unaufgeregte Atmosphäre und klingen wie dieser letzte Moment des Tages, wenn die Welt in goldenes Licht getaucht ist. Wer es noch einen Tick wärmer möchte, dem sei die Vinyl-Version ans Herz gelegt.
Für den Bauch
Ich bin immer auf der Suche nach guten Pasta-Saucen. Es geht ja eigentlich fast alles, aber Blumenkohl? Da war ich erstmal skeptisch. Das Blumenkohl-Pasta-Rezept von Alison Roman ist dann aber mühelos eines meine Lieblingsrezepte geworden. Die cremige Textur und der feine Geschmack sind unglaublich. Ich könnte es schon zum Frühstück essen. In einem Youtube-Video der New York Times erklärt sie, wie es gelingt.
Die Tipps von Anna Sullivan, 8. /9. April 2023:
Für den Kopf
Dass »Nein« ein vollständiger Satz ist, haben wir zum Glück schon im Kindergarten gelernt. Doch gerade in beruflichen E-Mails ist es oft schwierig, ein Nein raffiniert zu verpacken. Zum Glück gibt es eine großartige Website, die dabei helfen kann: www.starterstory.com/how-to-say-no bietet eine vielfältige Auswahl an vorgefertigten E-Mail-Antworten – von humorvoll bis seriös, ausführlich bis knapp.
Für das Herz
Lil Simz ist eine Geschichtenerzählerin mit einzigartigem Songwriting und politischem Aktivismus, die die Grenzen des Rap-Genres sprengt und eine Inspiration für soziale Gerechtigkeit und Feminismus darstellt. Die Londoner Rapperin, bürgerlich Simbiatu Ajikawo, tritt in die Fußstapfen großer Vorgängerinnen wie Queen Latifah, Missy Elliott und Lauryn Hill und verdient es, von jedem Musikliebhaber gehört zu werden.
Für den Bauch
Congee ist Asiens Superstar-Alternative zu Haferschleim. Das traditionelle Gericht hat eine höhere Nährstoffdichte und ist reich an Proteinen, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen. Die warme, cremige Reissuppe ist vielseitig und kann je nach Gewürzen (etwa Ingwer, Kurkuma und Koriander) und Toppings zwischen süß oder herzhaft variiert werden.
Die Tipps von Marc Schürmann, 1. /2. April 2023:
Für den Kopf
Ich sag ja immer: Es lohnt sich, das SZ-Magazin zu lesen. Auch für mich. So erfuhr ich in einem Interview mit Jantje Friese und Baran bo Odar, den Köpfen hinter der Serie Dark, dass die beiden die norwegische Comedy-Serie Norsemen sehr mögen. Sagte mir nichts. Guckte ich. Liebe ich. Ein Wikingerdorf vor gut 1000 Jahren, Mythen, Raubzüge, Machtkämpfe, roh und sehr lustig zugleich. Drei Staffeln auf Netflix.
Für das Herz
Der Twitter-Account Yorkshire Wolds Weather zeigt Fotos von den Yorkshire Wolds, einer Hügellandschaft in Nordengland. Felder, Haine, Wanderwege, ganz unspektakulär. Und sehr wohltuend. Das gilt nicht nur für die Fotos. Im sonst so garstigen Twitter-Kosmos kann ich wieder an die Menschheit glauben, wenn ich lese: »Lovely clear view«, »It’s very beautiful«, »Have a good day«. Einfach schön.
Für den Bauch
Nochmal nach Norwegen: Seit meinem Auslandssemester in Bergen vor gut zwei Jahrzehnten habe ich manche Vokabel vergessen, nicht aber meine Begeisterung über Gudbrandsdalost, den typischen karamellisierten braunen Ziegenkäse. Nur in dünnen Scheiben genießbar (Käsehobel!), dann aber sehr. In Deutschland habe ich ihn immer in den Feinschmecker-Supermärkten unten im Kaufhof gefunden. Noch gibt es welche.
Die Tipps von Susanne Schneider, 25. /26. März 2023:
Für den Kopf
Mit etwas Abstand zu Corona noch beeindruckender: Das Sachbuch Alternative Fakten von Nils C. Kumkar (edition suhrkamp). Der Soziologe erklärt, warum Alternative Fakten nur eine Konfliktverlagerung bewirken: Wir streiten nichtmehr über die Wirklichkeit, sondern über die »Wirklichkeit der Wirklichkeit«. Zeit, die Wirklichkeit zu begreifen.
Für das Herz
Tage, die es nicht gab in der ARD-Mediathek. Acht Teile Thrill und Mitgefühl. Ein Krimi, in dem vier Frauen und ihre Vergangenheit eine Hauptrolle spielen. Für Krimimuffel (wie mich) unfassbarspannend. Bei Folge sechs dachte ich, erst dreiFolgen gesehen zu haben. Noch bis Mitte August 2023 verfügbar.
Für den Bauch
Brezen – oder wie andere sagen Brezeln – selbst backen? Klingt in jedem Youtube-Video simpel, aber wer öfter Neues ausprobiert, weiß, dass dazu viel Übung gehört. Unbedingt ein Video aussuchen,in dem Natron verwendet wird, schmeckt sonst nicht, sagt die Münchnerin – dieses Video zum Beispiel.
Die Tipps von Beate Zollbrecht, 18./19. März 2023:
Für den Kopf
Im Interview-Podcast »Ohne den Hype« plaudert Sven Jürgensmeier mit Fotografïnnen, Designern, Künstlerinnen und anderen Kreativen über deren Werdegang und Berufsalltag. Viele große Namen der deutschsprachigen Design-Szene waren schon zu Gast. Besonders freue ich mich immer über Folgen von noch nicht ganz so etablierten Gestaltern, auf deren Arbeiten ich ohne den Podcast vielleicht nie gestoßen wäre.
Für das Herz
Ich schreibe und zeichne zwar immer weniger per Hand, aber meine Sammlung an schönen Bleistiften wächst stetig. Die Seite »Brand Name Pencils« zeigt über 7.000 alte und neue Bleistifte aus der ganzen Welt. Zum Beispiel den »Blackwing Lab 11.26.21« oder den »Mitsubishi 880 – 17«. Wer selbst noch einen alten Bleistift in der Schublade findet, kann ein Foto davon an den Gründer des Archivs schicken und sich über eine fachkundige Einschätzung freuen.
Für den Bauch
Bald ist Ostern und wie jedes Jahr bereite ich mich schon auf die Herausforderungen der Feiertage vor. Ich meine damit nicht das Ostereiersuchen oder einen extrem langen Osterspaziergang, nein, ich will wieder einen besonders üppigen Osterzopf backen. Aus mindestens fünf Strängen sollte der geflochten werden, wobei es laut Anleitungen auch mit acht oder neun möglich wäre. Macht bestimmt was her am Frühstückstisch!
Die Tipps von Marius Buhl, 11./12. März 2023:
Für den Kopf
All jenen, die noch die Kraft aufbringen, sich tiefergehend mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zu beschäftigen, kann ich das Buch »Revanche« von Michael Thumann über Putin empfehlen. Es zeichnet das Bild eines Diktators, der keinen Grund für diesen Krieg hat – außer der Angst vor dem sicheren Bedeutungsverlust.
Für das Herz
Neulich habe ich ein britisches Heiligtum entdeckt: den »Shipping Forecast« des Radiosenders BBC 4, ein Wind-und-Wellen-Bericht für die Seefahrt. Natürlich bräuchte es den heute nicht mehr, doch bei BBC 4 wissen sie: Würden sie ihn einstellen, die Briten würden Sturm laufen. Viele nutzen Ausschnitte auf Youtube nämlich als Einschlafhilfe. Funktionierte bei mir sofort.
Für den Bauch
Manche Lebensmittel fand ich immer langweilig: Bohnen, Linsen, Kichererbsen. Das lag daran, dass ich sie eher deutsch gegessen habe, also schwach gewürzt. Seit ich die Rezepte der Instagram-Köchin Tara Hariri entdeckt habe, liebe ich alle drei. Die würzt mit viel Kreuzkümmel, Ingwer, Kurkuma, Koriander – und manchmal einem Schuss Granatapfelsirup.
Die Tipps von Lea Sophie Fetköter, 4./5. März 2023:
Für den Kopf
Liv Strömquist gehört zu meinen absoluten Lieblings-Comic-Autorinnen. Die Schwedin schafft es, komplexe Themen gleichzeitig sehr fundiert und witzig in Text und Illustration auf den Punkt zu bringen. In Ursprung der Welt erzählt sie die Geschichte der Vulva, in I’m every Woman von Frauen, die ungerechtfertigt stets im Schatten ihrer erfolgreichen Männer standen.
Für das Herz
Treffen mit lieben Menschen erwärmen sowieso das Herz, aber gegen graue Drinnen-Tage hilft es besonders, sich abends noch mal raus zu wagen. Endlich ist es wieder etwas länger hell und Tischtennis ist die perfekte Mischung aus albernem Spaß und Bewegung. Die Seite pingpongmap.net zeigt alle öffentlichen Platten in ganz Berlin und mittlerweile auch vielen anderen Städten.
Für den Bauch
Ich bin ein bekennende »Wärmi«-Anhängerin – nicht nur bei Unterleibsschmerzen, auch bei müdem Rücken oder einfach fröstelnder Stimmung ist die Wärmflasche meine liebste Rettung. Im Herbst habe ich eine Miniatur-Version geschenkt bekommen – perfekt zum Mitnehmen. Gibt es zum Beispiel bei hier!
Die Tipps von Max Fellmann, 25./26. Februar 2023:
Für den Kopf
Mein SZ-Kollege Alex Rühle ist mit dem Zug kreuz und quer durch Europa gereist, um herauszufinden, was von der europäischen Idee noch übrig ist. Er hat idealistische Provinzpolitiker getroffen, saß mit Finnen in der Sauna, redete mit Schülern in Marseille und ging mit Rudi Dutschkes Tochter spazieren. Das fulminante Buch »Europa, wo bist Du« macht klar, was um Gottes Willen wir hier alles erreicht – und was wir alles zu verlieren haben.
Für das Herz
Ich war nie ein Teenager-Mädchen. Habe mich also nie für Take That interessiert. Aber dann lief im Supermarkt so ein Lied. Hämmerndes Klavier, große Melodiebögen, ein Hauch Beatles. Ich fing an, zwischen den Regalen zu tänzeln. Handy raus, Shazam an – und oha: »Shine« von Take That. Nicht aus der großen Zeit, sondern aus den Nullerjahren. Spät entdeckt, aber egal, ich tänzle immer noch.
Für den Bauch
Kartoffeln, Nudeln, Reis, ja ja ja, gibt's ständig. Aber bitte, wie großartig ist Polenta? Bisschen langwierig, aber muss sein: erst den Maisgrieß köcheln und ziehen lassen; dann den Brei (am liebsten mit ordentlich Käse) aufs Backblech, behutsam anbacken; schließlich in handgerechte Stücke schneiden und die mit viel Olivenöl, Salz und Pfeffer in der Pfanne rausbraten. Als Abendessen oder auch als Snack beim Lesen (siehe »Für den Kopf«) oder nach dem Tanzen (»Für das Herz«).
Die Tipps von Sara Peschke, 18./19. Februar 2023:
Für den Bauch
Damit man die närrischen Tage in meiner Heimatstadt Mainz gut übersteht, isst man neben Kreppeln (aka Krapfen oder Berliner oder Pfannkuchen) gern Graubrot mit Griebenschmalz und Salz. Ich habe Ausschau nach einer leckeren pflanzlichen Version gehalten – und sie gefunden: den Zwiebelschmelz von Zwergenwiese. Da sind sogar Äpfel drin, und ein paar Vitamine sind in diesen Tagen ja auch nicht schlecht.
Für das Herz
Das deutsch-schweizerische Musikduo Grandbrothers vereint auf beste Weise Klavier- mit elektronischer Musik, jeder Song öffnet eine neue Welt, die irgendwo zwischen Clubabend, Unterwassergefühl und lauer Sommernacht schwebt. Ihr neues Album haben die beiden komplett im Kölner Dom aufgenommen. Kommt leider nicht mehr rechtzeitig zum Karneval, sondern erst im April, aber unbedingt vormerken.
Für den Kopf
Die Diskussionen um den Sinn und Unsinn von Schneesport haben in diesem Winter wohl ihr vorläufiges Hoch erreicht. Ich fand es deshalb wohltuend, dem Skifahrer Felix Neureuther in der Dokumentation »Skifahren trotz Klimawandel?« dabei zuzusehen, wie er sich und anderen die richtigen Fragen zu dem Thema stellt – und tatsächlich auch einige hoffnungsstiftende Antworten bekommt. Zu finden in der ARD-Mediathek.
Die Tipps von Jonas Natterer, 11./12. Februar 2023:
Für den Kopf
Ich bin nicht faul, interessiere mich aber sehr für den bequemsten Weg. Im eben auf Deutsch erschienenen Gartenbuch »No dig« von Charles Dowding geht es grundsätzlich darum, die Erde im Garten nicht umzugraben, sondern die Erdstruktur zu erhalten und die Lebewesen nicht zu stören. Erledigt! Jetzt nur noch das Buch lesen.
Für das Herz
Bei Graffitis freue ich mich manchmal mehr über die aparten Farbnuancen, mit denen die Künstler gearbeitet haben, als über die Motive. Meine ollen Küchenstühle werden dieses Wochenende in so etwas wie Kanariengelb neu lackiert – und ein Bilderrahmen kriegt einen Beeren-Ton aus dem Grafitti-Shop. Maske nicht vergessen!
Für den Bauch
Die Kinder sind groß, Haustiere kommen nicht in Frage. Um so mehr freue ich mich täglich meinen ersten Aussaaten (Aubergine, Paprika und Physalis) beim Wachsen zuzusehen. Drinnen klappt das ab jetzt schon mit den energiesparenden LED-Pflanzenlampen (z.B. von Sanlight).
Die Tipps von Lara Fritzsche, 4./5. Februar 2023:
Für den Kopf
Kann ein Buch über Cancel Culture eigentlich witzig sein? So wie die Debatte oft läuft, finde ich, muss es geradezu witzig sein. Wie könnte es ernst bleiben? »Identitti« von Mithu Sanyal ist so ein Buch. Das Besondere daran: Manche, denen ich es heiß empfohlen haben, fanden es gut, aber überhaupt nicht lustig. Irgendwie auch witzig!
Für das Herz
Einen zügigen Spaziergang Richtung Wasserstelle unternehmen und ein Badetuch mitnehmen. Sobald Beine, Arme und Ohren richtig warm gelaufen sind, ausziehen, nur die Mütze anlassen und rein ins eiskalte Wasser. Langsam natürlich, aber mit dem ganzen Körper rein, unbedingt weiter atmen und nach wenigen Minuten wieder raus. Dann pumpt das Herz.
Für den Bauch
Wenn man Zitronenkuchen mitbringt, liegt die Vermutung nahe, dass es eine Backmischung war. Deshalb mache ich mit der Zitronenbackmischung immer Multivitaminkuchen. Einfach indem ich alle Obstreste, die vom Frühstück oder Vortag liegen geblieben sind, auch noch reinpüriere. Etwa Himbeeren, Banane, Kiwi und Apfel. Wird dann sogar gegessen.
Die Tipps von Susan Djahagard, 28./29. Januar 2023:
Für den Kopf
Manche Regionen gehen in der Nachrichtenwelt oft unter. Die Journalistin Sham Jaff macht das mit ihrem Newsletter »what happened last week« anders. Seit 2014 verschickt sie News aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Immer übersichtlich, jede Woche gibt es auch gute Nachrichten – und eine begleitende Playlist mit Songs aus den jeweiligen Ländern.
Für das Herz
Neulich war ich auf einer Geburtstagsfeier, die darin endete, dass wir alte Seemannslieder sangen, sogar im Kanon. Kurz war es peinlich, seither frage ich mich: Wie bringe ich meine Freunde dazu, öfter mit mir zu singen?
Für den Bauch
Bis vor Kurzem kannte ich Kaffee mit Kardamom nur als arabischen Mokka, klein und stark. Nun hat mich ein Freund darauf gebracht, dass man Kaffeebohnen zusammen mit Kardamomkapseln mahlen und ganz gewöhnlich weiterverarbeiten kann. So schmeckt der Cappuccino, als hätte man einen Kardamomknoten darin versenkt, also auf eine gute Art und Weise.
Die Tipps von Michaela Rogalli, 21./22. Januar 2023:
Für den Kopf
Der Bücherstapel wächst mit Weihnachten und dem Geburtstag immer stärker an. Nicht aktuell, aber das nächste Buch auf meinem Stapel ist »Zehn Wahrheiten« von Miranda July – ein Sammelband mit 16 Kurzgeschichten aus dem Jahr 2008. Zwölf Jahre später haben wir mit der preisgekrönten Künstlerin gesprochen, das Interview finden Sie hier.
Für das Herz
Eigentlich mag ich es musikalisch eher laut, aber in den Wintermonaten höre ich gerne das Album »The Other Side of Life: Piano Ballads« der New Yorker Band Beach Fossils. Unüblich ruhig interpretieren die Musiker acht ihrer älteren Songs neu: vom träumerischen Indie-Rock zu tiefenentspannten Klavier-Balladen und Jazz-Sound.
Für den Bauch
Apropos Winter: Wer eine Abwechslung zu den klassischen Heißgetränken wie Ingwer-Tee und heißer Zitrone sucht, dem empfehle ich, einen Yuzu-Tee zu probieren: In gut sortierten Asia-Märkten gibt es diese Vitamin-C-Bombe – die geschmacklich irgendwo zwischen Zitrone, Mandarine und Grapefruit liegt – im Marmeladenglas als Zubereitung für Tees und als Brotaufstrich.
Die Tipps von Michael Ebert, 14./15. Januar 2023:
Für den Kopf
In seinem Podcast »The Esra Klein Show« spricht der US-Journalist klug und empathisch mit Personen der Zeitgeschichte über Politik, Kunst, Kultur, Wissenschaft. In einer meiner Lieblingsfolgen unterhält sich Klein mit der Schriftstellerin Margaret Atwood unter anderem über die Bibel. Gelegentlich erzählt Klein auch aus seinem Leben als junger Vater in San Francisco. Überall, wo es Podcasts gibt (hier etwa bei Apple).
Für das Herz
George Saunders' Buch »Fuchs 8« liest sich leicht an einem Nachmittag und ist eine der bezauberndsten Erzählungen der vergangenen Jahre. Ein Fuchs hat sprechen gelernt und erzählt aus seinem Leben – und davon, wie seltsam Menschen sind. Die ersten zwei Seiten stolpert man über die eigenwillig füchsische Grammatik, von da an ist da nichts als Liebe für das schlaue, lustige Tier. Das Buch kann man gut weitergeben an Kinder ab 12 Jahren.
Für den Bauch
Die »Münchner Suppenküche« auf dem Viktualienmarkt ist herrlich unprätentiös (keine Selbstverständlichkeit auf dem Markt), ich habe dort nie schlecht gegessen und die Gerichte sind vergleichsweise günstig. Um mittags einen Sitzplatz zu ergattern, muss man Glück haben, aber die »Hochzeitssuppe« (meine Wahl) lässt sich auch im Stehen essen. Einen Stand weiter gibt’s fantastischen Kaffee in der »Kaffeerösterei Viktualienmarkt«, dazu einen Florentiner. Beste Mittagspause.
Die Tipps von Johannes Waechter, 7./8. Januar 2023:
Für den Kopf
Weihnachten ist schon wieder ewig her. In dem ganzen Trubel haben wir es dieses Jahr versäumt, gemeinsam Selma Lagerlöfs »Legende von der Christrose« zu lesen, aber das werden wir dieses Wochenende nachholen, solange der Baum noch steht. Die Geschichte von Abt Johannes und der Räubermutter aus dem Göinger Wald gehört für mich zu den schönsten und klügsten Weihnachtserzählungen.
Für das Herz
Im Alter von 11 Monaten war ich zum ersten Mal auf Bornholm und erst letzten Sommer wieder. Den Zauber der dänischen Ostsee-Insel hat der frühere SZ-Reporter Birk Meinhardt nun in einem wunderbaren kleinen Buch eingefangen: Mein Bornholm heißt es, und selbst der Bäckereiwagen (dänisch: »Brødbilen«), in dem wir immer unsere Brötchen (dänisch »Rundstykker«) gekauft haben, wird darin lobend erwähnt.
Für den Bauch
Schon lange habe ich mich nicht mehr so auf ein neues Musikalbum gefreut wie auf Van Morrisons Moving On Skiffle – das aber leider erst im März erscheint. Zum Glück lässt sich die Wartezeit leicht mit Morrisons früherem, höchst unterhaltsamen Skiffle-Album The Skiffle Sessions überbrücken, an dem 1998 noch Lonnie Donnegan, Chris Barber und Dr. John mitwirkten – alle inzwischen leider verstorben.
Die Tipps von Verena Haart Gaspar, 31. Dezember 2022 / 1. Januar 2023:
Für den Kopf
Eine Minute, 14 Sekunden. So lange braucht mein achtjähriger Sohn, um einen Rubik Zauberwürfel zu lösen. Geduldig erklärt er mir, wie es funktioniert. Die Hälfte des Würfels bekomme ich schon hin. Falls Sie keinen Achtjährigen zur Hand haben, empfehle ich dieses Youtube-Tutorial.
Für das Herz
Pop + Fado = maximaler Herzschmerz. Das Lied »Onde vais« habe ich 2022 in Endlosschleife gehört. Bárbara Bandeira, Jahrgang 2001, singt gemeinsam mit der Fadista Carminho über das Verlassenwerden, Einsamkeit und den Wunsch: Arcoda me quando acabar (auf Deutsch: Weck mich auf, wenn es vorbei ist).
Für den Bauch
In der Netflix-Serie »Somebody feed Phil« futtert sich Host Phil Rosenthal durch die Großstädte dieser Welt. Probiert Choripán (ein Chorizo-Sandwich) in Buenos Aires, Tteokbokki (Reiskuchen) in Seoul oder Shakshuka in Tel Aviv. Danach haben Sie nicht nur unglaublichen Appetit, sondern wollen auch sofort verreisen.
Die Tipps von Dorothea Wagner, 24./25. Dezember 2022:
Für den Kopf
Ich habe eine Freundin, deren Serienempfehlungen ich blind vertraue. Für diese bin ich ihr immer noch dankbar. »Das Parlament« ist eine Liebeserklärung an die EU und so lustig und wohltuend, wie eine Serie nur sein kann. Gerade ist die zweite Staffel erschienen. Verfügbar in der ARD-Mediathek, auch im Orginal mit Untertiteln für mehr Europa-Gefühl.
Für das Herz
Die amerikanische Musik-Seite »Pitchfork« kürt jedes Jahr die 50 besten Alben des Jahres. Wenn ich trotz des Weihnachtstrubels Zeit habe, höre ich mich gerne durch die Liste – und entdecke dadurch Lieder, die ich wegen meines Hangs zu 2000er Indie sonst komplett verpasst hätte. Eines meiner Lieblingslieder habe ich dort vor einigen Jahren gefunden: Moon Begins von Florist.
Für den Bauch
Dank unseres Koch-Kolumnisten Hans Gerlach habe ich vor einiger Zeit »Ume Su« entdeckt, eine Würzsauce, die ich am liebsten von der Marke »Arche« im Bio-Supermarkt kaufe. Macht fast jedes Salatdressing besser, besonders, wenn es mit Tahin oder Miso ist. Den Text von Hans über den japanische Salzpflaumen-Sud finden Sie hier.