SZ-Magazin: Welche persönliche Verbindung haben Sie zum Meer?
Tanja Deman: Ich komme ja aus Split, die Stadt ist 1700 Jahre alt und liegt an der Adria. Die Menschen dort leben mit dem Meer und vom Meer – Fischerei, Bootsfahrt, Tourismus. Ich würde schon sagen, dass das Meer zu einem Teil meiner Persönlichkeit geworden ist. Zu dieser Fotoserie namens Saltwater hat mich ein Skandal inspiriert: Die kroatische Regierung war drauf und dran, Konzessionen an Ölfirmen zu vergeben, die an der Adria nach Fossilbrennstoffen bohren wollen. Obwohl an der Küste alle dagegen sind. Das wäre verheerend geworden! Immerhin hat der öffentliche Druck jetzt dazu geführt, dass die Regierung alle diese Vertragsabschlüsse auf unbestimmte Zeit verschoben hat.
Die Bilder sind also eine Art Aufschrei?
Ja. Sie zeigen die unberührte und reiche, aber auch fragile und durch Ausbeutung hochgefährdete Wasserwelt. Öltransporte gelten als größte Bedrohung des maritimen Ökosystems, denken Sie nur an die Ölpest im Golf von Mexiko 2010. Wir alle wissen, dass solche Katastrophen immer wieder passieren. Würde so etwas vor Kroatien geschehen, würde das verseuchte Wasser die Küste Richtung Norden hinaufziehen und an der italienischen Küste wieder hinunter in Richtung Süden. Alle wären davon betroffen, absolut alle.
Die Unterwasserwelt auf Ihren Bildern wirkt märchenhaft schön, aber auch etwas unheimlich.
Es war das erste Mal, dass ich mit einer Kamera unter Wasser war. Schon wenn man an einen Strand kommt und das Meer vor sich sieht, ist das ein Moment der inneren Reinigung und Befreiung. Unter Wasser intensiviert sich dieses Gefühl. Aber ich weiß, was Sie mit unheimlich meinen. Sobald wir Menschen das Festland hinter uns lassen, sind wir in Gefahr. Das Meer ist riesig, es ist bedrohlich, war es immer, wird es immer sein. Natürlich ermöglichen moderne Technologien die Nutzung der Meere, wir fertigen riesige Tanker, errichten Ölplattformen, holen uns aus der Tiefe, was wir brauchen und wollen – aber der Einzelne, der sich dem Meer gegenübersieht: Das ist eine ganz andere Geschichte.
Warum haben Sie sich für Schwarzweißfotografie entschieden?
Farbe wäre zu verführerisch. Sie kann ablenken von den Details, um die es mir ging. Ich wollte die Topografie zeigen, die Räume und Landschaften unter Wasser, die Felsen, die Formen, die Oberflächen und vor allem das Wasser selbst. Auf den Schwarzweißaufnahmen wird deutlich: Es ist faszinierend da unten, aber ganz sicher nicht so gemütlich wie im Reiseprospekt.
Credits: Porträtfoto: Tanja Deman. Herzlichen Dank an Vedran Metelko, Ivo Deković, Luka Tomac from Zelena Akcija and SOS za Jadran, Petra Remeta from WWF Adria
Fotos: Tanja Deman