Thirza Schaap liebt das Meer. In ihrer Kindheit sammelte die niederländische Fotografin Muscheln, Steine und Treibholz. Seit 2015 sammelt sie Plastik. In Südafrika, wo Schaap oft arbeitet, häuft sich an abgelegenen Stränden oft Müll. Geschätzt landen jedes Jahr zwischen fünf und 13 Millionen Tonnen Plastik weltweit im Meer. »Das Meer schluckt alles«, sagt Schaap, deren Bilder wir auf diesen Seiten zeigen. Aber es spuckt es eben auch wieder aus, den Menschen vor die Füße.
Die University of California errechnete 2017, dass seit dem Zweiten Weltkrieg 8,3 Milliarden Tonnen Plastik hergestellt wurden. Und es ist überall. Voriges Jahr entdeckten britische Forscher eine Plastikfaser in einer zuvor unbekannten Art des Flohkrebses. Der winzige Tiefsee-Krebs, gefunden 6500 Meter unter dem Meeresspiegel, trägt jetzt den Namen seines Mageninhalts: Eurythenes plasticus. Ein Cuvier-Schnabelwal, der 2019 an einer philippinischen Küste strandete, hatte vierzig Kilo Plastik im Magen.
Je öfter Schaap die angespülten Einwegflaschen, Kunststoffsplitter und Fetzen aus Plastiktüten aufklaubte, desto mehr beeindruckten sie die Farben und Formen mancher Teile. Sie fing an, den Müll mit nach Hause zu nehmen; inzwischen füllt er einen ganzen Schuppen. Schaap formt ihn zu bunten Plastiken. Aus Tütenfetzen, drapiert an Ästen, werden Blüten. Alte Plastikflaschen verwandeln sich in Vasen. Vor meist pastellfarbenen Leinwänden fotografiert Schaap diese Stillleben. Einzelne ihrer Fotos verkauft sie für jeweils rund 300 Euro. Es sind wunderschöne Motive. Und ganz und gar furchterregende.
Artwork und Fotos aus der Serie Plastic Ocean: courtesy of Thirza Schaap und Bildhalle Zürich + Amsterdam