Wer: Ina Müller, Sängerin, Kabarettistin, TV-Moderatorin
Was: Ohrstöpsel »Lärmstop« von Hansaplast, 3,50 Euro
Warum: Ruhe bewahren
»Ich habe ein fast erotisches Verhältnis zu meinen Ohrstöpseln. Ich habe sie immer bei mir. Immer! Sie heißen ›Lärmstop‹ und kommen wie ich aus Hamburg, von Hansaplast. Ich bin ihnen treu ergeben, denn sie sind die Besten. Ich weiß das, ich hab sie alle gehabt. Die Stöpsel retten mir sehr oft den Tag, und noch öfter die Nacht. Sie beschützen mich im Zug, im Bett, im Café, im Taxi, im Ruheraum der Hotelsauna und im Flugzeug. Gebraucht sind die Ohrstöpsel optisch eine Katastrophe (Vintage!), aber ähnlich wie bei Laufschuhen sind sie erst dann richtig gut, wenn sie richtig eingetragen sind und schön flutschen.
Das Einstöpseln an sich habe ich perfektioniert: nachts, blind, gezielter Griff, Zack, Stöpsel leicht anhauchen, damit sie schneller formbar sind, in Sekundenschnelle zwischen Zeigefinger und Daumen zu kleinen Stöpselwürsten drehen, mit einem Fingerschnipp im Gehörgang versenken... und dann dieser erlösende Moment, wenn sich die Silikonmasse im Ohr ausdehnt und die Welt da draußen plötzlich ganz still und leise wird. Was bleibt, ist der eigene, ruhige Atem. Ein Abschießen in die eigene Welt. Ganz ohne Drogen. Ich schaffe es nachts mittlerweile sogar so professionell zu stöpseln, dass mein Traum nicht für eine Sekunde unterbrochen wird. Kein Geräusch der Welt hat das Recht, mir nachts meine Träume zu zerstören!
Bleibt der Tag, und das Zugabteil, und der Mensch, und sein Handy. Früher habe ich mir als erzieherische Maßnahme noch die Mühe gemacht, laut stöhnend und angewidert in meiner Handtasche nach Ohrstöpseln zu wühlen, um dann so zu tun, als wäre es jetzt unglaublich schwer und schmerzhaft, die Stöpsel in die Ohren zu stecken – das ganze dramatische Schauspiel untermalt mit strafenden ›grumpy cat‹-Blicken (die ich übrigens genauso gut drauf habe wie das Stöpseln an sich). Damit habe ich aufgehört, weil es nie jemanden interessiert hat, wie ich gucke, ob ich wühle oder stöhne. Heute steige ich meistens schon eingestöpselt in den Zug, Mundwinkel hoch. Telefonier doch, du Arschloch!
Auch auf die nicht totzukriegende einsame Insel würde ich nur Ohrstöpsel mitnehmen, denn irgendwo wird immer gebaut... oder telefoniert. Und als kleine Geste meiner Verehrung soll man mir die Stöpsel bitte ins Grab hinterher werfen, damit ich in Frieden ruhen kann, oder besser in Ruhe liegen kann, wenn es in der Kiste neben mir mal wieder laut wird.«
Foto: Caro / Oberhaeuser