Folge 13: Der Schattenmann

Es ist Wirtschaftskrise. Warum hört man eigentlich nichts vom Wirtschaftsminister?

Ich habe nicht viel Ahnung von Wirtschaft. Börsenkurse, Konjunkturprogramme, Zinsregulierungen – ich habe immer nur das Allernötigste verstanden und mich um vieles nicht weiter gekümmert. Wozu auch? Ich habe mir erlaubt, mich mit meiner Naivität ganz wohl zu fühlen, und dachte, für die Detailfragen gibt es ja Fachleute. Das kann man blöd finden oder eskapistisch, aber so verhalten sich Millionen von Menschen.

Nur – jetzt hätte ich doch mal eine Frage: Wenn es gerade eine dramatische Wirtschaftskrise gibt, wer ist dann eigentlich zuständig für deren Bekämpfung? Wer ist derjenige, der mit starken Konzepten um die Ecke kommen sollte? Der mit Teams von schlauen Köpfen an Lösungen arbeiten und im Stundentakt neue Ideen präsentieren müsste? Vielleicht habe ich zu wenig Ahnung, vielleicht ist es zu simpel gedacht, aber ich hätte da jetzt einfach mal angenommen, dass für so was der Wirtschaftsminister zuständig ist. Stimmt doch so weit, oder? Es ist aber so, dass man seit Wochen immer nur Äußerungen der Kanzlerin oder des Finanzministers hört. Die beiden beraten laut über Bürgschaften, Schutzschirme, Ankurbelung der Konjunktur. Ich kann mich täuschen, aber da geht es doch um Firmen, um Absatzzahlen, um Arbeitsplätze. Und so weit ich weiß, ist das doch das ureigenste Aufgabengebiet des Wirtschaftsministers.

Warum also höre ich von dem nie etwas? Warum kommt es mir so vor, als sei der völlig abgetaucht? Es mag zu kurz gedacht sein, aber eigentlich wäre es doch ganz schön, wenn jemand in so einer Position ab und zu versuchen würde, ein paar beruhigende Signale zu geben oder zumindest zu demonstrieren: Hey, wir versuchen unser Bestes! Warum aber habe ich immer den Eindruck, der Wirtschaftsminister würde einfach so lange stillhalten, bis der ganze Wirbel, puh, vorbei ist?

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Ich habe gerade noch mal ein bisschen gesucht, ob es von ihm in den letzten Wochen prägnante Äußerungen gab. Leider nichts gefunden ... ah, halt, Pardon. Ich muss mich korrigieren. Vorhin habe ich gelesen, dass er jetzt doch was gesagt hat. Er hat gesagt, er findet es nicht in Ordnung, dass Kanzlerin und Finanzminister ständig alles Mögliche entscheiden, ohne ihn nach seiner Meinung zu fragen.

Irgendwie muss ich plötzlich an meine Schulzeit denken. Wenn es um die
Hausaufgaben in Wirtschaft & Recht, so hieß das Fach damals, ging, gab es auch immer einen, der nie von den anderen um Rat gefragt wurde. Das war ich.

Wie gesagt: Ich habe einfach keine Ahnung von Wirtschaft.

Foto: Reuters