Heute morgen auf der Fahrt in die Arbeit höre ich im Radio von der Einführung einer „lila Plakette“, mit der Frauen künftig auf einem der Frauenparkplätze parken können, die vermehrt in den Innenstädten reserviert werden sollen. Während ich das höre, gucke ich auf meine Windschutzscheibe und sehe: die Umweltplakette, die Parklizenz, diverse österreichische Pickerl und die Schweizer Jahresvignette. Ich sitze hinter dem Steuer und befürchte, dass ich bald beim Autofahren nichts mehr sehen werde vor lauter Aufklebern in allen Farben und Formen. Und während ich das denke, wird mir plötzlich klar: Heute ist der 1. April.
In der Arbeit angekommen, suche ich nach der Erklärung und finde eine eigene Internetseite mit Bestellfunktion. Auf einer anderen Seite im Netz höre ich die bayerische Ministerin für Familie, Frauen und Arbeit, Christine Haderthauer, darüber sprechen, wie stolz sie ist, dass Bayern Vorreiter für die lila Plakette ist und dass es für uns Frauen mehr Sicherheit in den Städten bedeutet. Ich bin irritiert – ist das Ganze vielleicht doch kein Scherz? Ich rufe beim Bayerischen Ministerium für Verkehr an. Der freundliche Herr hat leider keine Ahnung, wovon ich spreche, will mich aber zurückrufen. Ich warte immer noch. Ich versuche es eine Stufe höher – doch auch beim Bundesministerium für Verkehr weiß niemand, was die lila Plakette ist. Sie raten mir aber, beim Umweltministerium anzufragen. Die Dame dort kann mir auch nicht weiterhelfen, findet es aber prinzipiell eine gute Idee. Das Bayerische Familienministerium zögert zunächst und verkündet schließlich: Das ist kein Scherz. Um eine halbe Stunde später noch mal anzurufen: Mein Gedanke wäre doch nicht so falsch. Der ansonsten so humorfreie ADAC schließlich klärt mich endgültig auf: April, April.
Ein Aprilscherz ist prinzipiell ja etwas Nettes. Trotzdem kann ich nicht lachen. Zu oft wünscht man sich, ein neues Gesetz wäre tatsächlich nur ein Scherz. Wir sind schon so an absurde Verordnungen und Beschlüsse gewöhnt, dass wir den Gag mit der Plakette auch glauben würden (man erinnere sich an die EU-Verordnung zur Krümmung der Banane...).
Denn wenn jemand dauernd schlechte Witze macht, dann fällt der ganz besonders schlechte Witz auch nicht mehr auf.