Wir warten. Auf eine Entscheidung. Auch Oliver Kahn wartet. Auf einen neuen Job. Zu warten ist ja leider nichts Ungewöhnliches für einen mehr oder weniger Arbeitslosen, selbst wenn er sich in den besten Jahren befindet.
Aber Oliver Kahn wollte eigentlich nicht warten. Er wollte nichts tun. Oder
etwas anderes, jedenfalls wollte er nicht arbeiten, zumindest erst mal nicht
so viel. Schon gar nicht wollte Oliver Kahn seine Zeit mit Warten auf einen
neuen Job verbringen. Vor nicht einmal einem Jahr gab der damalige Torhüter einige Abschiedsinterviews, in denen er beteuerte, erst einmal Abstand gewinnen zu wollen. Oder erstmal golfen zu wollen. Oder segeln zu wollen. Oder, ganz typisch für jeden Workaholic, mehr Zeit mit der Familie verbringen zu wollen, in seinem Fall war es mehr Zeit mit den Kindern, weil es die Familie noch nicht wieder gab. Oder wieder studieren zu wollen, nicht vier Jahre lang, aber vielleicht irgendeinen Aufbaustudiengang. Oder alle schönen Häfen im Mittelmeer absegeln zu wollen. Das hört sich gut an. Wer träumt nicht davon, ein anderer Mensch zu werden?
Im September hat Oliver Kahn zuletzt gegen einen Ball getreten. Kurz darauf begann er seinen neuen Teilzeit-Job als Moderator beim Fernsehen. Er schlug sich überraschend gut, wenn auch nicht ganz so brillant wie sein ehemaliger Kollege Mehmet Scholl. Dann kündigte er an, für ein paar Wochen nach Asien gehen zu wollen. Ob er die Zwischenzeit mit Nichtstun, mit Segeln, mit mehr Zeit bei der Familie, den Kindern oder gar studieren zugebracht hat, ist nicht bekannt. Bekannt ist, dass Oliver Kahn von seinen Plänen offensichtlich Abstand genommen hat und jetzt auf einen neuen Job wartet. Warum er ausgerechnet den will, weiß nur er. Er kennt den Verein nicht, er kennt die Stadt nicht, nicht die Region. Er kennt nicht mal den Job, den er jetzt ganz schnell hauptberuflich ausüben will. Ist ja auch alles seine Sache, geht uns nichts an. Nur dass wir keinem Workaholic mehr glauben sollten, wenn der nur davon
spricht, mehr Zeit für seine Familie oder irgendetwas anderes außer seiner
Arbeit haben zu wollen.