Im Herbst 2009 bekam ich eine Mail von meinem Freund Fredrik Ericsson, 35, Schwede und Wahlfranzose, Ausnahme-Skifahrer und Ausnahme-Bergsteiger. Er fragte, ob ich 2010 wieder am K2 sein würde, dem Berg, an dem ich schon mehrmals gescheitert bin. Also ja. Wir trafen uns im Basislager auf 5150 Metern. Dort saßen wir fast täglich zusammen und tranken Kaffee – das Wetter war schlecht, so war viel Zeit zum Reden: über einen möglichen Versuch zum Beispiel, 2012 die Everest-Nordwand anzupacken. Unser erster gemeinsamer Gipfelversuch, am K2 letzten Sommer, endete bereits kurz unterhalb der Schulter. Obwohl er zusätzlich seine Ski am Rucksack trug, war Fredrik bei der tiefen Spurarbeit immer vorn mit dabei.
Es gab schwierige, ungemütliche und sehr anstrengende Momente, doch Fredrik war keiner, der aufgab. Er konnte alle mit Enthusiasmus und Zuversicht anstecken. Natürlich haben wir uns Sorgen gemacht, wenn er mal wieder von sechs-, sieben-, achttausend Höhenmetern zur Abfahrt aufbrach. Umso größer war die Erleichterung, ihn heil im Basislager anzutreffen. Fredrik war ein Optimist, doch leichtsinnig war er nie.
Beim zweiten Gipfelversuch am 6. August waren nur noch Fredrik und ich übrig geblieben. Bis zum Einstieg in den sogenannten Flaschenhals, eine vereiste Rinne auf ungefähr 8200 Metern, hatten wir kein Seil gebraucht, die Schneeverhältnisse waren gut, wir kamen schnell voran. Wir waren überzeugt, dass dies unser Gipfeltag sein würde. In den steilen Passagen des Flaschenhalses wollten wir uns gegenseitig sichern. Fredrik versuchte, einen Haken in den Fels zu schlagen. Ob sich dabei ein Felsblock löste oder unter seinen Füßen der Fels wegbrach, konnte ich nicht erkennen. Er verlor den Halt und stürzte an mir vorbei, gefolgt von einem Felsbrocken. Er fiel über tausend Höhenmeter in die Tiefe.
Fredrik, du warst ein ganz außergewöhnlicher, feiner Mensch und wirst uns allen in einmaliger Erinnerung bleiben. Im Herzen nehmen wir dich weiterhin mit in die Berge.
Foto: Gerlinde Kaltenbrunner