Schade, dass die sexuellen Vorlieben der Menschen oft so unpraktisch sind. Man denke nur an diejenigen, die erst einmal in den Baumarkt fahren müssen, um ein wenig Spaß haben zu können oder deren bevorzugte Spielart eine Plastikplane vorsieht. Um dieses Defizit auszugleichen und etwas mehr Alltagstauglichkeit ins Bett zu bekommen, scheint dem Deutschen das sexuelle Herbeisehnen von bestimmten Berufsgruppen ein probates Mittel.
An der Spitze der von deutschen Männer als erotisch empfundenen Berufe liegt die Stewardess, dicht gefolgt von der Krankenschwester (laut einer Umfrage des Verbraucher-Portals Mafo vom Februar 2015). Das ist nun weder besonders überraschend noch ist etwas dagegen einzuwenden. Beide können einem im Flugzeug oder im Krankenhaus ja wirklich von großem Nutzen sein.
Aber gleichzeitig überführen diese Vorlieben den deutschen Mann als ein Wesen aus der ewigen Vergangenheit. Denn entweder sieht er sich in dieser Wimmelbuch-Variante seiner Fantasie als Vorgesetzten der jeweiligen Dame, also einer, der endlich mal sagen darf, wo es lang geht. Oder er darf in seiner Wunschvorstellung den hilflosen Wurm geben, der mit Gips ans Bett gefesselt ist oder der im Flugzeug mit grünem Gesicht nach einer Papiertüte verlangt.
Gelobt seien also die rund 13 Prozent der Männer, die sich in der Arbeitsagentur der sexuellen Vorlieben einen der praktischsten Berufe überhaupt ausgesucht haben: nämlich die Kfz-Mechanikerinnen. Diese Männer schwindeln sich kein Grundwissen in Sachen Auto an und wedeln nicht gleich hektisch mit dem ADAC-Kärtchen, wenn der Keilriemen auf dem Weg in den Urlaub gerissen ist. Stattdessen staunen sie über die Fertigkeiten ihrer Liebsten und suchen schon mal nach der Handwaschpaste gegen die hartnäckigen Ölflecken.
Die deutschen Frauen reagieren offenbar verstört auf die Vorlieben der Männer und stellen im Gegensatz Künstler, Musiker und Schauspieler an die Spitze ihrer Lieblingsberufe. Und Piloten. Sie scheinen sich also heimlich nach Typen zu sehnen, die nie daheim sind. Sondern auf Tournee, beim Nachtdreh oder auf dem Langstreckenflug. Zugabe oder Verspätung? Ist doch kein Problem, Schatz.
Eine kleine Gruppe Frauen greift jedoch total daneben und wünscht sich am liebsten einen Lehrer ins Bett. Das, liebe sechs Prozent, nennt man wohl Hardcore und ist angesichts vieler Erinnerungen aus der eigenen Schulzeit die schlimmstmögliche Vorstellung. Da gab es zum Beispiel den Lehrer, der während des Schuljahrs wirklich jeden Tag das gleiche Hemd trug. Oder derjenige, der aussah wie ein fleißiger Kokser, weil er mit seinen Kreidefingern ständig in der Nase popelte. Oder der Lehrer, der eine Woche lang immer wieder in Tränen ausbrach, nachdem Franz Josef Strauß gestorben war.
Diese alten Geister haben in unseren Betten nichts zu suchen. Auf den Schreck: ein Gläschen Tomatensaft.
Illustration: Eugenia Loli