Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte – ein schöner Anlass, sich mit Flatulenzen zu befassen. Genauer gesagt: mit der Romantik des Furzens. Dank einer Onlinebefragung des amerikanischen News-Portals Mic.com wissen wir nun, ab welchem Zeitpunkt es in einer Beziehung in Ordnung ist, vor dem Partner einen fahren zu lassen. 125 junge Menschen haben sich an der Umfrage beteiligt, was sie nicht repräsentativ macht, aber doch zu einem guten Indikator für die größten Handicaps der sogenannten Millenials: Sie lassen sich leicht für jeden Quatsch begeistern, gehen sorglos mit intimen Informationen um und verbringen viel zu viel Zeit im Internet. Aber zurück zur Ausgangsfrage: 51 Prozent der Befragten gaben an, innerhalb der ersten sechs Monate einer Beziehung vor dem Partner zu furzen, 26 Prozent furzen erst nach den ersten sechs Monaten, 10 Prozent furzen grundsätzlich immer dann, wenn ihnen gerade danach ist. Nur sieben Prozent gaben an, nie vor ihrem Partner zu furzen.
Dass so viele Menschen eine genaue Vorstellung davon haben, wann in einer Partnerschaft der Moment gekommen ist, die Furzbarriere zu durchbrechen, deutet darauf hin, dass der erste offene Furz ein echter, vielleicht sogar einer der wichtigsten Beziehungsmeilensteine ist. Denn er outet uns vor dem Geliebten als menschliches Wesen, er beendet das Stadium der Idealisierung und legt den Grundstein für eine ernste und auf Dauer ausgelegte Partnerschaft. Ein Furz ist der gastroenterologische Ausdruck für »Ich liebe Dich! Ich liebe Dich so sehr, dass ich in Deiner Gegenwart vollkommen entspannen kann. Und ich vertraue darauf, dass Du nicht gleich die Flucht ergreifst, jetzt, da Du weißt, dass ich diverse Gase in mir produziere.« Und wer den Furz des Partners gelassen erträgt, sagt ganz ohne Worte »Ich liebe Dich auch, Schatz! Sei ganz Du selbst! Ich will alles mit Dir teilen, auch die Nebenprodukte deiner Verdauung.«
Die Beziehung tritt nun in ihre stabilste Phase ein: Man fährt zusammen in den Urlaub, ohne im Bikini ständig den Bauch ein zu ziehen. Man bekommt Kinder und übersteht gemeinsam Geburten, Wochenfluss und Milcheinschuss. Man hält einander beim Kübeln die Haare aus dem Gesicht, wenn der erste Magen-Darm-Virus zuschlägt. Kurz: Man teilt allerhand Intimes miteinander, ohne deshalb die Achtung oder gar die Zuneigung für seinen Partner zu verlieren.
Doch dann nach einigen Jahren kann es passieren, dass die Beziehung in eine destruktive Phase gleitet, die nicht selten mit Trennung, Scheidung und erbittertem Krieg endet. Auch diese Phase beginnt oft mit einem Furz. Dieser Furz sagt nicht »Ich liebe Dich!«, sondern »Ich bin zu faul, um vom Sofa aufzustehen und diese enorme, stinkende Gaspeitsche aus Höflichkeit und Achtung vor Dir aufs Klo zu tragen. Dies ist kein versehentlich losgelassenes Zeichen meiner Gelöstheit in deiner Gegenwart, sondern die absichtliche Manifestation meiner Trägheit. Mit diesem schwefligen Fanfarenstoß zeige ich Dir, wie gleichgültig Du mir im Grunde bist, wie wenig ich noch das Bedürfnis habe, mir ein wenig Mühe zu geben, um Dir meine Gesellschaft so angenehm wie möglich zu machen.«
Diese Art von Furz wird vom Partner auch nicht mit einem liebevollen und verständigen Lächeln quittiert, sondern mit wüsten Beschimpfungen, panischem Fensteraufreißen oder kopfschüttelndem Rückzug. Zum Beispiel aufs Klo, wo man dann bei offener Klotür den letzten Rest von Erotik, der einer langjährigen Beziehung noch innewohnen mag, zu Grabe trägt. Beziehungsweise runterspült.
Der Furz ist demnach so etwas wie der »Wind of Change« einer Partnerschaft, zum Guten wie zum Schlechten. Durch diesen Sturm gemeinsam in Richtung Sonnenuntergang zu segeln, ist die hohe Kunst der Liebe.
Illustration: Eugenia Loli