Sexspielzeug zu Weihnachten?

Angeblich würde sich die Hälfte aller Männer darüber freuen. Unsere Kolumnistin hat da so ihre Zweifel.

Weihnachten und Sex haben einiges gemeinsam: unrealistische Erwartungen, geheime Wünsche und meist einen erheblichen Mangel an Kommunikation darüber, wie man sich das ganze eigentlich genau vorstellt, beziehungsweise wie man es denn gern hätte. Ein schönes Beispiel für diesen Zusammenhang liefert eine aktuelle Umfrage, der zufolge sich die Hälfte der deutschen Männer besonders über ein Sexspielzeug als Weihnachtsgeschenk freuen würde.

Tatsächlich, Männer? Ist das Euer Ernst? Ein Sextoy zu Weihnachten? Kann es sein, dass Ihr das mit dem »Fest der Liebe« ein bisschen missverstanden habt? Habt Ihr das wirklich bis zum Ende durchgedacht? Da sitzt man dann also schon ein bisschen angeschickert auf dem Sofa, die Kinder beenden gerade ihr Geschenkpapiermassaker, die Oma summt »O du fröhliche«, der Opa sagt: »So, jetzt können ja auch langsam die Erwachsenen« und zieht einen Umschlag mit ein wenig Vorab-Erbe aus der Sakko-Innentasche. Ihr überreicht den Großeltern die obligatorischen Fotokalender mit den zwölf gelungensten Handyfotos der Enkelkinder. Und eigentlich wolltet Ihr einander ja nichts schenken, aber Ihr, Männer, habt Euch natürlich mal wieder nicht dran gehalten und seid dann doch noch in die Parfümerie und habt Eurer Liebsten irgendein Edelduschgel hübsch in Zellophan einpacken lassen und darüber freut sie sich dann ganz doll, weil Ihr Euch doch eigentlich gar nichts schenken wolltet. Aber hoppla, sie hat natürlich auch noch was für Euch, haha, großes Gelächter unterm Weihnachtsbaum, so ist das doch jedes Jahr, man will sich nichts schenken und dann hat man eben doch was und dann packt Ihr so ein hübsches, liebevoll eingewickeltes Päckchen aus, alle sind schon ganz gespannt und dann sagt Ihr: »Oh Schatz, das ist der Buttplug, den ich mir schon immer gewünscht habe. Woher wusstest Du...? Du bist einfach unglaublich!«

Oder Eure Liebste hat bei der Sextoy-Auswahl auch ein bisschen an sich gedacht, denn so ist das ja oft beim Schenken: Man schenkt im Grunde das, was man selber gern hätte, und dann packt Ihr diesen unglaublich großen Riesendildo aus, weil Eure Frau irgendwo gelesenen hat, dass sich die Hälfte aller Männer über Sextoys freuen würde und da kommt Ihr dann doch ins Grübeln, was Euch das denn jetzt genau sagen soll und ob es möglicherweise eine schlechte Idee war, Eurer Liebsten im Jahr davor diese Gutscheine fürs Waxingstudio geschenkt zu haben und schon ist die ganze feierliche Stimmung dahin.

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Wenn Ihr also an einer Onlineumfrage zum Thema Weihnachtsgeschenke teilnehmt und dabei gefragt werdet, ob Ihr Euch über Sexspielzeug unterm Weihnachtsbaum freuen würdet, dann haltet kurz inne und überlegt, was Ihr Euch wirklich wünscht. Kann es nicht sein, dass Ihr einfach nur ein Szenario herbeisehnt, in dem ein verpacktes Sextoy eine theoretische Möglichkeit wäre? Also: Man feiert Weihnachten ohne den ganzen Familienanhang, einfach nur zu zweit in irgendeiner eingeschneiten Berghütte, ein Feuer prasselt, die Liebste hat sich in aufreizende Dessous geschmissen und eine kecke Nikolausmütze aufgesetzt, Ihr stoßt mit Champagner an, überreicht einander den neuesten heißen Scheiß aus der Sextoy-Industrie und treibt es dann die ganze Nacht hindurch auf dem Bärenfell vor dem Kamin.

Dieses Szenario ist in etwa so unrealistisch wie das Szenario aus dem Video zu »Last Christmas« von Wham! oder weiße Weihnachten. Aber vielleicht könntet Ihr Eurerseits etwas dafür tun, um es Wirklichkeit werden zu lassen, indem Ihr Eurer Frau zu Weihnachten nicht irgendeinen Schischi, sondern ein verlängertes Wochenende zu zweit an irgendeinem romantischen Ort schenkt. Und wenn Ihr dieses verlängerte Wochenende dann noch klug auf Euren nächsten Geburtstag legt, dann habt Ihr an Weihnachten immerhin den Grundstein dafür gelegt, dass Eure Wünsche in naher Zukunft Wirklichkeit werden können.

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