Name: Stefan Giftthaler
Geboren: 6. März 1982
Ausbildung: Studium am »Istituto Europeo di Design« (IED) in Mailand und der »Zürcher Hochschule der Künste«
Wohnort: Mailand
Website: www.stefangiftthaler.com
SZ-Magazin: Was hat Sie inspiriert, überall in Italien Statuen in Vorgärten und im öffentlichen Raum zu fotografieren?
Eine Kopie des David von Michelangelo vor dem Eingang eines heruntergekommenen Hotels in Modena. Sie stand vor einer orangenen Wand, was das Bild perfekt machte. Der Kontrast zwischen dieser Hotelwand und der Statue – die vielleicht die bekannteste der Welt ist – war faszinierend. Außerdem erinnert mich die Farbe Orange an die 70er Jahre und Popkultur. An diesem Punkt wollte ich eine Serie daraus machen, ohne zu wissen, wo mich meine Reise hinführen würde.
Wie gingen Sie vor?
Mein Plan war, jede Statue zu fotografieren, die ich auf meiner Italienreise sehe. Meine Freundin und ich sind letzten Sommer aufgebrochen und mit dem Auto entlang der Ostküste Richtung Süden gefahren, dann entlang der Westküste in den Norden Italiens.
Was macht Italien für Sie und Ihre Bildsprache so reizvoll?
Ich war schon immer Fan des Gegensatzes zwischen modern-populärer Alltagskultur und der Gegenwart von Antike und Spiritualität in Italien. Im ganzen Land sind private Gärten voll von verschiedenen Statuen, meistens stammen diese aus Massenproduktionen. Deshalb findet man klassische Kunstwerke wie den David oder andere antike Statuen überall. Aber auch religiöse Figuren, etwa Jesus Christus, stehen an Tankstellen oder auf Parkplätzen von Supermärkten.
Sind die vielen Kopien antiker Statuen auch Ausdruck von Stolz und Heimatliebe der Italiener?
Genau weiß ich das auch nicht. Ich finde es allerdings aufregend, dass jemand sich die Zeit genommen hat, sie zu kaufen und genau dort hinzustellen. Eigentlich sind die Statuen ja wertlos. Allerdings geht es meiner Meinung nach um mehr als den Wert. Die Statuen repräsentieren die Beziehung von Menschen zu Fantasiewelten und dem Ungewissen. Vielleicht versuchen manche auf diese Weise ein Stück dieser Welten in ihre Gärten zu holen. Wichtiger ist also die individuelle Bedeutung, die man diesen Statuen beimisst.
Foto: Stefan Giftthaler