Eine Frau sieht rot

Sandra Moscoso möchte die populärste Matadora der Welt werden. Der Fotograf Björn Göttlicher begleitete die junge Andalusierin.

Name: Björn Göttlicher
Geboren: 1972 in Bamberg
Ausbildung:
Studium der Visuellen Kommunikation an der FH Dortmund
Website: www.goettlichefotos.de

SZ-Magazin: Herr Göttlicher, wie reagiert das Publikum, wenn eine Frau kämpft?
Die Zuseher belächeln sie. Meist sind es ältere Männer mit Schnurrbart und Sombrero, die sich bei einem Stierkampf versammeln. Wenn sie dann eine Matadora sehen, sagen sie: "Naja, sehen wir mal. Eine Frau kann das ja nicht so gut". Doch schlussendlich stehen sie auf und applaudieren ihr zu.

Auf einem Ihrer Bilder wirkt
Sandra Moscoso sehr mutig und stark. Wie ist sie persönlich?
Schüchtern. Sie redet wenig und ist sehr fokussiert auf ihre Arbeit. Doch so zurückhaltend sie auch ist, so mutig und selbstbewusst kann sie auch sein, vor allem wenn sie in der Arena vor einem Stier steht. Ich kann mich noch erinnern, als sie sagte:" Es ist vollkommen unbedeutend wer du bist, denn der Stier diskriminiert dich nicht."  

Muss sie als Frau mehr trainieren, um die gleiche Anerkennung zu bekommen?
Ja, weil der Druck viel höher ist. Sie darf sich keine Fehler erlauben.

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Der Stierkampf wird im Westen sehr kritisiert. Wie sehen Sie das?
Ich konnte mich sehr lange mit der Thematik auseinandersetzen und kann jetzt mehr Verständnis dafür aufbringen als zuvor. Der Stierkampf hat in Spanien eine ganz andere Bedeutung. Er zeigt Respekt vor dem Leben und vor dem Tod. Stiere haben allgemein ein gutes Leben und ihr Tod ist eben vom Stierkampf begleitet. Jedoch wird das nicht als Mord betrachtet, sondern als Geschenk, dass sich das heilige Wesen dem Kampf stellen und auf diese Weise sterben darf.  

Warum wurde der Stierkampf dann in Katalonien verboten?
Katalonien ist ein ganz besonderer Fall. Sie haben eine andere Sprache und Kultur, fühlen sich unterdrückt und wollen aus diesem Grund unabhängig sein. Der Stier ist in Spanien das Nationalsymbol und Katalonien lehnt dieses Symbol und somit auch den Stierkampf ab, um sich von Spanien abzugrenzen.  

Wie schätzen Sie die Zukunft des Stierkampfes ein?
Der Stierkampf wird weiterhin bestehen. Er wurde eben als Kulturerbe ausgerufen. Sandra Moscosos Zukunft wird in Kolumbien oder Mexiko sein.  

Warum gerade Lateinamerika?
Lateinamerika ist Frauen gegenüber offener. In Spanien hat sie es sehr schwer ihre Karriere weiter zu verfolgen. Denn um Popularität zu erlangen, brauchst du Aufträge und die bekommen Frauen nur sehr selten. Die Stierkampforganisation ist rein von Männern besetzt und vergibt die Aufträge auch vermehrt an sie. Ein bekannter Matador hat um die 500 Stiere im Jahr. Sandra Moscoso bekommt im Durchschnitt nur 50.

Fotos: Björn Göttlicher