Name: Jennifer Endom
Geboren: 1981 in Bielefeld
Ausbildung: Studium der Fotografie in Bielefeld und London
Homepage: www.jenniferendom.de/
SZ-Magazin: Frau Endom, wie kommt man auf die Idee historische Malerei mit dem Fotoapparat nachzustellen?
Jennifer Endom: Das hat sich so entwickelt, als ich eine Arbeit über Schönheitsideale und die Entwicklung des Männerbildnisses geschrieben habe. Gerade schöne Männer vereinen starke männliche und weibliche Attribute. Und ich wollte eine Reihung von unterschiedlich stark ausgeprägter Männlichkeit zeigen. Um dem dann noch einen Kontrast entgegen zu setzen, habe ich meine Porträts nicht bearbeitet und jedem Mann so seine Makel gelassen. Unser Schönheitsideal ist doch irgendwie verrutscht. Deshalb gefällt mir die entschleunigte Bildsprache alter Maler wie Caravaggio.
Michelangelo Merisi da Caravaggio: "Knabe mit Früchtekorb" (1593/94)
Was meine Sie mit entschleunigter Bildsprache?
Ich habe mich an der Hell-Dunkel-Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts orientiert. Diese starken Kontraste schaffen einfach eine ganz besondere Stimmung, es findet keine Ablenkung statt und man kann sich ganz auf das Bild konzentrieren. Mir war wichtig, meine Bilder vom zeitlichen und räumlichen Kontext zu trennen, um Ruhe auszustrahlen und somit den Betrachter in die Langsamkeit zurückzuführen.
Was hat der Titel Ihrer Serie Persona zu bedeuten?
Lateinisch übersetzt bedeutet er "die Maske des Schauspielers", der Wortstamm ist aber "durch die Maske flüstern", was mir eigentlich noch besser gefällt. Die Vorstellung, bildlich gesehen, dass sich jemand hinter seiner Maske versteckt und man nur durch sein leises Flüstern eine Ahnung von der Wirklichkeit bekommt, finde ich sehr schön und passend. Ähnlich ist es ja auch mit der Fotografie: Die Frage, wie viel sie von der Wirklichkeit zeigt, bleibt immer.
Wie fanden die jungen Männer Ihre Bilder?
Eigentlich fanden alle die Bilder schön. Aber bestimmt ist es erstmal komisch sich in riesengroß an der Wand hängen zu sehen und jede Hautfalte sehen zu können. Aber Schönheit bedeutet eben nicht Makellosigkeit. Individualität war mir sehr wichtig. Eigene Merkmale stechen heraus und sind etwas Besonderes. Lustigerweise waren die Mütter der jungen Männer aber recht überrascht ihre Söhne so zu sehen. Ob das nun gut oder schlecht ist, weiß ich auch nicht.
Selbstportrait von Diego Velázquez
Fotos: Jennifer Endom