Name: Petr Lovigin
Geboren: 13. Juni 1981 in Jaroslawl, Russland
Ausbildung: Architekturstudium an der Technischen Universität Jaroslawl
Homepage: http://lovigin.livejournal.com/
SZ-Magazin: Herr Lovigin, ihre Fotos wirken mysteriös, fast magisch. Auf jeden Fall nicht echt. Inwieweit ist das inszeniert?
Petr Lovigin: Die Bilder dieser Serie stammen von meinen Reisen durch Russland, Kaukasien und Georgien und sind zufällige Begegnungen. Die Szenen sind also real, ich habe sie gesehen und so fotografiert.
Was wollen Sie mit Ihren verträumten und fast schon poetischen Bildern aussagen?
Meine Fotografie hat eigentlich kein Ziel, ich fotografiere das, was ich sehe, was mir gefällt. Inzwischen ist diese Arbeit für mich zu einer Droge geworden, zu einer guten Droge. Ich kann‘s nicht lassen.
Sie haben Architektur studiert, bevor Sie die Fotografie für sich entdeckten. Wie kam es zu diesem Wechsel?
Das war für mich eine Frage der Freiheit. In der Architektur gibt es weniger Möglichkeiten als in der Fotografie. Meine früheren Kommilitonen verdienen mittlerweile vielleicht mehr Geld, aber sie müssen immer nach Plan arbeiten, für mich war das nichts. Als freier Fotograf kann ich machen, was ich will. Ich reise durch die ganze Welt und folge meiner Fantasie, das ist mir viel wichtiger.
Ihre Bilder wirken als sei die Zeit stehen geblieben. Ist das Fotografieren auch eine kleine Realitätsflucht, aus dem echten „harten Russland“?
An sich sind es ja keine falschen Bilder, es gibt diesen Alltag. Es kann sein, dass andere diesen Blick nicht haben oder das nicht sehen wollen. Ich glaube, es gibt Leute, besonders meine russischen Kollegen, die ihre Heimat zwar mit dem Herzen lieben, nicht aber mit den Augen. Bei denen ist Russland ganz und gar grau – das ist es aber nicht. Und auf meinen Bildern sieht man das.
Ihre Fotos sollen alt aussehen, wirken wie aus einer anderen Zeit und insgesamt melancholisch. Sind Sie selbst auch eher der düstere Typ?
Vielleicht sehe ich manchmal aus, als ob ich traurig oder düster wäre, vielleicht gibt es sogar Leute, die Angst vor mir haben. Aber für mein Gesicht kann ich ja nichts. Im Inneren bin ich jedoch zufrieden, lustig und ironisch. Und bei meinen Bildern denke ich nicht in diesen Kategorien, das ist einfach mein Stil, das gefällt mir. Das kann sich auch wieder ändern, aber im Moment ist das meine Haltung.
Auf Ihrem Blog veröffentlichen Sie Fotos, Videos und Texte Ihrer Reisen in aller Welt. Welche Ecke Ihres Heimatlandes Russland ist die schönste?
Da gibt es drei Orte. Der erste ist meine „kleine Heimat“, so sagt man auf russisch, das ist meine Geburtsstadt Jaroslawl. Viele Fotos habe ich davon aber noch nicht gemacht, weil sie mich zwar im Herzen berührt, nicht aber im Blick. Der zweite Ort ist die russisch-orthodoxe Kirche von Pokrov, die habe ich ausgiebig fotografiert. Tatsächlich ist sie so etwas wie das geheime Zentrum meiner Arbeit, sie kommt in fast allen Serien vor. Sie liegt in einem Feld ungefähr 3 Stunden östlich von Moskau. Jeder Besuch dort ist für mich etwas ganz besonderes. Und ich liebe Konstantinowo, den Geburtsort des Dichters Jessenin, zwei Stunden südlich von Moskau. Das ist eigentlich ein sehr bekannter Platz, der aber zeitweilig wie ausgestorben wirken kann und dann gefällt er mir besonders gut.
Petr Lovigin / Planet Lovigin – noch bis zum 7. Juli in der Galerie Clair, Franz-Joseph-Str. 10, 80801 München
Fotos: Petr Lovigin / Courtesy Galerie Clair