»Wer hat uns eigentlich beigebracht die Kräuterstiele wegzuwerfen?«, wundert sich Sam, der mit mir drei schöne Rezepte für eine kleine Ägypten-Trilogie ausgesucht hat. (Teil eins ist vergangene Woche erschienen: Ta’mia – ägyptische Falafel, Teil zwei finden Sie hier.) Und natürlich hat er recht, erst wenn der Koriander kniehoch steht, entwickelt er holzige Stängel. Aber in dem zarten Zustand in dem wir ihn normalerweise kaufen, schmeckt die ganze Pflanze, von der Wurzelspitze bis zum zarten Blättchen. Das Gleiche gilt für viele andere Kräuter: Bis sie bei großen Pflanzen holzig werden, kann man die Stiele fast immer mit verwenden. Bei Koriander und Petersilie gibt es zum Beispiel manchen Gerichten einen besonderen Reiz, die feingeschnittenen Stiele kurz zu braten. So entwickelt sich nämlich ein kleiner Knusper und ein röstiges Kräuteraroma, während die Blätter später ihren frischen Duft beisteuern.
So auch beim Kartoffelsalat aus Kairo. Das Rezept ist so einfach, dass die Feinheiten besonders wichtig werden: Es lohnt sich, gute Kartoffeln zu suchen – dabei finde ich es nicht so entscheidend, ob mehligkochend oder festkochend; beide Typen kann man gut braten. Mehlige Kartoffeln lösen sich beim Braten an den Rändern schon etwas auf, die abgeriebenen Kartoffelkrümel geben dem Salat später eine leichte Bindung, innen sind die mehligen manchmal richtig cremig. Festkochende Kartoffeln behalten ihre klare Form und den angenehm frühlingshaften Biss. Wichtiger als die Kocheigenschaften ist also das Aroma, ein bisschen nussig nach Esskastanien sollen die Knollen schmecken. Außerdem zählt für den perfekten Kartoffelsalat auch das Timing: wenn die Sauce in der heißen Pfanne kurz aufkocht, dann nimmt das der Säure im Limettensaft ihre Spitze, gleichzeitig folgen ein paar Minuten, in denen die Kartoffeln schon mit Sauce glasiert sind, aber trotzdem knusprig schmecken. Lauwarm mag ich ihn am liebsten.
Bratkartoffelsalat aus Kairo
Zutaten:
- 1,2 kg festkochende Kartoffeln (z.B.: Linda oder die meisten Frühlings-Kartoffelsorten oder – im Moment unser Versuchsküchen-Favorit –: Andean Sunshine) Kartoffel
- 7 EL Olivenöl
- 2 Bio-Limetten Limette
- 3 frische Knoblauchzehen Knoblauch
- 3 TL gemahlener Kreuzkümmel Kreuzkümmel
- 1 große Peperonischote Peperoni
- 1 großer Bund Koriander Koriander
Die Kartoffeln sauber schrubben, in 2 cm kleine Würfel schneiden und in einer Pfanne mit 4 EL Olivenöl bei mittlerer Hitze goldbraun braten. Dabei einen Deckel so auflegen, dass er nicht ganz schließt, so dass die Kartoffeln zwar im eigenen Dampf gleichmäßig garen, aber trotzdem mehr braten als dünsten – so ähnlich wie hier. Salzen.
In der Zwischenzeit die Limettenschale abreiben und den Saft auspressen. Knoblauch pressen, mit dem Limettensaft verrühren mit Kreuzkümmel, Salz und Pfeffer würzen und mit 1 EL Wasser, 3 EL Olivenöl und Limettenschale zu einem Dressing verrühren.
Peperoni in Ringe schneiden, den Koriander mit den Stielen hacken – die Stiele aber separat lassen und kurz vor Schluss unter die knusprigen Bratkartoffeln schwenken, 1 Min. fertig braten. Dann vom Herd nehmen, mit dem Dressing ablöschen und mit Peperoni und Korianderblättern locker mischen, sofort servieren.
Passt zu
Bratkartoffelsalat passt wunderbar zu gegrilltem Fisch, Krustentieren oder gegrilltem Gemüse.