Wo sitzt Ihr Motor?

Der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim im Interview ohne Worte über seine Unermüdlichkeit, den Unterschied zwischen Mozart und Netanjahu und seinen Genie-Status.

Geboren 15. November 1942 in Buenos Aires
Beruf Pianist und Dirigent
Ausbildung Privater Klavierunterricht
Status Unermüdlich

Typisch Daniel Barenboim, dass er auch in dieser Rubrik einen neuen Rekord aufstellt: Innerhalb von sieben Minuten hatte er alle 20 Fragen beantwortet, fünf Minuten weniger, als der bisherige Rekordhalter Til Schweiger vor ein paar Jahren gebraucht hatte. Während des Lockdowns saß Barenboim mit seiner Frau, der Pianistin Jelena Baschkirowa, viel zu Hause in der Villa in Berlin-Dahlem. Endlich hatte er mal Zeit. Spätestens seitdem er zum ersten Mal alle Beethoven-Klaviersonaten gespielt hatte, in Tel Aviv, da war er 17, war er überall gefragt, als Musiker und als Mensch, der sich ­politisch kümmert. Als er in den Fünfzigerjahren für ein Konzert nach Deutschland eingeladen wurde, verbot sein Vater die Reise, zu wenige Jahre waren nach dem Nationalsozialismus vergangen. Heute prangert Barenboim, der Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, Pianist, Netzwerker, Pädagoge, Musikkindergarten-Gründer, den wachsenden Antisemitismus an und hat zum fünften Mal alle Beethoven-Sonaten aufgenommen. Er sagt, von Musik habe er mehr gelernt als vom Leben, etwa da­rüber, wie sich Spannung auf- und abbaut, wie man sich versöhnt und was der Tod ist: Wenn ein Ton stirbt, kehrt er nie wieder gleich zurück.